... frühstückten. Svenja merkte nicht, dass ihr Honig vom Brötchen auf den Pullover tropfte.
„Svenja“, mahnte Sarah und schüttelte den Kopf. „Gibt es eigentlich mal einen Tag, an dem du dich nicht bekleckerst?“
Ihre Tochter wippte mit den Füßen. „Ja, ja, ist schon gut ...“
Sarah schmunzelte. Ihre Tochter war wirklich ein Sonnenschein. Sie war heilfroh, dass ihre Kleine
die Trennung von Robert nicht zu sehr mitgenommen hatte. Natürlich sah sie ihren Papa immer noch, etwa alle zwei Wochen. Und sie hatten auch jetzt noch ein wunderbares Verhältnis. Das galt auch für Sarah.
Es gibt nichts Schöneres, als geliebt zu werden, geliebt um seiner selbst willen oder vielmehr trotz seiner selbst.
Victor Hugo
Die Kleine schritt so zügig voran, dass Sarah sie bremsen musste. „He, nicht so schnell! Du läufst mir ja davon!“
„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte Sarah besorgt
Auf einmal kam ihnen ein humpelnder Mann entgegen, begleitet von einem Jungen.
„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte Sarah besorgt.
„Tja, ich weiß nicht“, sagte er. „Es ist im Moment ein bisschen mühsam, das muss ich zugeben.“ Er lachte. „Ich bin übrigens Gerald Berger. Und das ist mein Sohn Jonathan.“
Der Kleine und Svenja beäugten sich neugierig.
„Sarah Reimers. Kann ich mir den Fuß mal ansehen? Ich bin Orthopädin.“
Gerald Berger seufzte. „Na, das passt ja. Da sage noch einer, ich hätte kein Glück.“
Er setzte sich auf einen Baumstumpf, und Sarah tastete den Fuß ab. „Das ist eine Verstauchung des
Sprunggelenks und sicher eine Bänderdeh- nung. Wenn wir wieder unten sind, müssen Sie den Fuß kühlen und eine Bandage anlegen.“ Sie zog ein bedenkliches Gesicht. „Das werden Sie wohl noch eine Weile merken. Na gut. Wir machen jetzt Folgendes: Ich hake Sie unter, dann wird es schon gehen. Aber wir nehmen den Weg zurück über die Winneralm – das ist ein bisschen einfacher. Wo wohnen Sie denn?“ „Im Gasthof am Gasteig.“ „Ach ja?“ Sarah schmunzelte.
„Wir auch. Kommen Sie.“
Als sie in seinem Zimmer im Hotel ankamen, verarztete sie ihn. Sie strich eine entzündungshemmende Salbe auf seinen Fuß und bandagierte ihn. „So, und jetzt ist erst mal Ruhe angesagt. Sie legen sich hin und lagern den Fuß hoch.“ Und zu Jonathan sagte sie: „Du passt auf Papa auf, okay?“
Jonathan nickte. „Okay.“
„Danke. Ich weiß nicht, was ich ohne Sie machen sollte …“
Gerald musterte sie. „Danke. Ich weiß gar nicht, was ich ohne Sie machen sollte ...“ Sarah lächelte. „Na ja, es wird schon gehen, mein lieber Herr Berger. Ich schaue in zwei Stunden nach Ihnen.“ Sie stand auf und wandte sich ihm noch einmal zu: „Und schön liegen bleiben.“
„Das geht ja schon viel besser!“, freute Sarah sich, als Gerald und Jonathan am nächsten Tag den Speiseraum betraten. „Komm, setz dich. Wir haben gerade Fisch bestellt. Wollt ihr mit uns essen?“ „Oh ja!“, freute sich Jonathan. Gerald lachte. „Mein Sohn hat offenbar schon entschieden.“
„Papa, ich möchte nachher mit Svenja rodeln gehen“, sagte Jonathan und goss sich eine Cola ein. Gerald nickte. „Okay.“ „Aber du machst keinen Mist“, forderte Svenja. „Mich schubsen und so. Das mag ich nicht.“
Nach dem Essen zogen die beiden sofort los.
Gerald seufzte. „Es ist mal ganz angenehm eine Weile ohne Kids.“
Sie plauderten. Über ihre Kinder, über ihre Jobs. Ab und zu musterte sie ihn, fürsorglich, aber immer auch mit diesem Blick, der verriet, dass da mehr sein könnte.
„Ich würde dich gern wiedersehen in München“, sagte Gerald auf einmal. Sarah lächelte. „Ja?“ „Ich meine, nur, wenn du nichts dagegen hast. Ich ...“ „Ich möchte dich auch gern wiedersehen.“ Sie griff nach seiner Hand. Sie mochte seine braunen Augen und seine schwarzen Haare. Und überhaupt war da etwas, was Sarah magisch anzog. „Und morgen ziehen wir allein los.“
„Na ja, wir müssen erst mal sehen, was die Kinder vorhaben, sonst ...“
„Die schicken wir weg. Zum Rodeln. Die zwei sind doch ganz verrückt danach.“ Sarah lachte leise.
„Meinst du? Aber warum eigentlich nicht.“ Er rückte ein bisschen näher an sie heran. „Warum eigentlich nicht ...“ Er zog sie weiter an sich heran. „Du bist dann wohl mein kleiner Rettungsengel, oder?“
Sarah lächelte. „Ja, vielleicht …“
Lesen Sie nächste Woche den Krimi:
Kesslers Geheimnis