... das den Stoffwechsel bremst und eine Kettenreaktion auslöst, die den Körper auf Entspannung schaltet. Wir werden müde. Unser Gehirn produziert weniger Wachwellen, sodass wir in den Schlaf gleiten. Die Einschlafphase dauert gut 20 Minuten, ihr folgt die Leichtschlafphase und danach wechseln sich Tiefschlafphasen mit Traumphasen ab, dem sogenannten REM-Schlaf (von Rapid Eye Movement).
Der Tiefschlaf, der nur 20 Prozent des Schlafs ausmacht, dient der körperlichen Entspannung und der Zellregeneration. Unsere Atmung ist flach, der Blutdruck niedrig und die Körpertemperatur sinkt um 0,4 Grad. Über die Nacht verteilt durchlaufen wir rund vier REM-Phasen, in denen unsere Gehirnaktivität dem Wachzustand ähnelt und in denen wir verarbeiten, was wir tagsüber bewusst und unbewusst erlebt haben. Die Phasenlänge steigert sich von rund zehn Minuten in der ersten bis zu einer Stunde in der letzten Phase. Das Hirn wird stark durchblutet, aber die Muskeln sind wie gelähmt, damit wir nicht ausführen, was wir träumen.
Hirn auf Autopilot
Während des Einschlafens strukturiert sich das Hirn um. Das Bewusstsein wird heruntergefahren. Unsere fünf Sinne sind zwar aktiv, werden jedoch gefiltert. Wach werden wir nur von ungewohnten Reizen (dazu zählt auch das plötzliche Fehlen von Geräuschen) und von solchen, die tiefe Gefühle in uns hervorrufen: Wer gerade Mutter geworden ist, ist bei jedem Geräusch in Alarmbereitschaft. Es ist ein Prozess, als würde man eine viel befahrende Straße sperren, um in aller Ruhe ihren Zustand zu überprüfen und Schäden auszubessern.
Während der REM-Phasen verarbeiten wir die Eindrücke des Tages. Vor allem neu erlernte Bewegungen und Abläufe werden im Gedächtnis fixiert. Aber das Gedächtnis wird besonders dadurch gestärkt, dass wir vergessen. In der REMPhase sortiert unser Hirn aus, unterscheidet in relevante und irrelevante Informationen. Schlafwissenschaftler gehen davon aus, dass diese Unterscheidung von unseren Erfahrungen und ausgelösten Assoziationen abhängt. Das sprichwörtliche „Eine Nacht drüber schlafen“ kann tatsächlich zu neuen Erkenntnissen führen. Allgemein gilt: Je größer die Gehirnaktivität, desto lebhafter träumen wir. Zur Funktion der Träume gibt es unterschiedliche Theorien. Vielleicht sind sie eine Art der Bewältigung. Und da wir im Schlaf sowieso aussortieren, was irrelevant ist, ist das möglicherweise der Grund, wieso wir uns selten an Träume erinnern.
Veränderungen im Körper
In den Körperzellen werden Eiweiße produziert, die Grundbausteine unseres Körpers. Im Knochenmark bildet sich frisches Blut. Nachts laufen Nieren und Leber zur Höchstform auf, bauen Giftstoffe ab und wandeln Nährstoffe aus der Nahrung um. Von Mitternacht bis zum Morgen wird keine Magensäure produziert, der Körper hat Ruhe für die Verdauung und stabilisiert den Fettstoffwechsel.
In der Tiefschlafphase wirken Wachstumshormone, die unsere Zellen reparieren, Muskelaufbau und Knochenwachstum anregen. Unsere Haut erneuert sich im Schlaf. Auch unser Immunsystem wird vom Schlaf beeinflusst. Sogenannte T-Zellen spüren von Krankheitserregern befallene Zellen auf und aktivieren Haft-Proteine, mit denen sie die Viren vernichten können. Sie können aber nur aktiv werden, wenn die Adrenalin- und Kortisol-Konzentration - unsere beiden Stresshormone - im Blut gering ist. Wachen wir oft auf, steigt diese Konzentration. Stress kann uns also nicht nur krankmachen, er kann auch den Teufelskreis einer Schlafstörung einleiten.
Damit diese kleine Nacht-Fabrik uns mit neuer Energie versorgen kann, lohnt es also, auf unseren Schlaf zu achten.
SCHLAF IST FÜRMICH …
ETWAS, DAS NUR MIT TABLETTEN KLAPPT
NADINE, 42, OFFICE - MANAGERIN
Ich wache mehrmals in der Nacht auf, und es dauert lange, bis ich wieder einschlafe. Dann wälze ich mich hin und her, schaue auf den Wecker und bekomme Panik, weil ich weiß, dass ich nicht genug Stunden zusammenkriege. Es gibt keinen erkennbaren Grund für meine Schlafprobleme: Keine Albträume, kein schnarchender Partner kommen mir in die Quere. Weder im Job noch privat habe ich Stress. Ich mache regelmäßig Sport, esse gesund - körperlich ist alles okay, sagt der Arzt. Dennoch: Mein Kopf und mein Körper wollen nicht ruhen. Zumindest nicht nachts. Mittags überkommt mich hingegen ein richtiges Tief. Aber bei der Arbeit kann ich keinen Mittagsschlaf halten. Vor ein paar Wochen verschlimmerte sich die Situation plötzlich, ich schaffte es nicht mehr, überhaupt einzuschlafen. Das gab mir den Rest. Mein Arzt empfahl mir daraufhin leichte, frei verkäufliche Schlaftabletten. Langsam scheinen sie auch zu greifen, sie machen mich ruhiger und entspannter. Jetzt werde ich wieder „nur“ zwei- bis dreimal pro Nacht wach, falle aber kurz darauf zurück in den Schlaf. Seitdem fühle ich mich deutlich erholter und fitter. Ich frage mich aber, ob ich dauerhaft Hilfe in Form von Tabletten brauche.