Bildquelle: Psychologie Heute, Ausgabe 8/2022
Frau Retz, Sie haben ein Buch über bindungsorientierte Erziehung geschrieben. Sie, Herr Holmes, haben es in unserem Magazin scharf kritisiert. Deshalb möchten wir nun mit Ihnen beiden über bindungsorientierte Erziehung sprechen. Was verstehen Sie darunter, Frau Retz?
Eliane Retz: Jedes Kind trägt einen Wunsch nach Bindung in sich. Entsprechend sind Eltern mit Kompetenzen ausgestattet, darauf zu reagieren, zum Beispiel indem sie ein schreiendes Baby automatisch auf den Arm nehmen. Ziel der bindungsorientierten Erziehung ist, den Alltag bindungsstärkend zu gestalten: Man droht nicht Strafen an oder setzt Erwartungen mit Macht durch, sondern bleibt immer in Verbindung mit dem Kind. Das erhöht die Chancen, dass Kinder später zum Beispiel lösungsorientierter und kreativer sind. Letztlich kann man bindungsorientierte Erziehung auch bedürfnisorientierte oder autoritative Erziehung nennen, aber ...