Anemonen
Sie sprießen licht aus Waldesnacht, Ohne reichen Duft, ohne Farbenpracht, Unter den großen, alten Bäumen, Über das Moos wie fluthend Träumen: Wann der Wind vorüber streicht, Neigen sie ihre Köpfchen leicht, Aber wo die Sonne licht Durch die Blätterkronen bricht, Saugen sie all‘ das goldige Scheinen Sehnsuchtsvoll in den Kelch, den kleinen. So blühen sie scheu, ohne Glanz und Pracht: Die lichten Kinder der Waldesnacht.
Therese Dahn (1845–1929)
Regt sich nach dem Winter in Wald und Flur neues Leben, sind auch Vertreter unserer heimischen Windröschen als Frühlingsboten mit von der Partie. Von »anemos«, dem griechischen Begriff für Wind, leitet sich ihr botanischer Gattungsname Anemone ab. In der griechischen Mythologie verkörpern die Anemoi Windgottheiten. Eine von ihnen ist Zephyros, ein milder Wind aus Westen, der u. a. als Frühlingsbringer gilt. In der Kunst tritt ...