... des Windes im alten Pflaumenbaum, der Geschmack von frisch gebackenem Brot, das wohlig-gemütliche Knacken im Holzofen, der gelbe Kerzenschein, die angenehme Wärme im Haus … Bestandene Prüfungen, eine Reise in ein fernes Land, Begegnungen mit besonderen Menschen, eine Hochzeit, die Geburt eines Kindes, innige Momente in der Natur …
An welche Tage Ihres Lebens erinnern Sie sich? Und warum? Wenn es darum geht, eine Ihrer glücklichen Erinnerungen zu beschreiben, welche wäre es?
Erinnerungen schaffen ein Sicherheitsnetz, das uns hält, auch wenn es uns mal nicht gutgeht. Gute Erinnerungen sind gesund. Und es ist mit ihnen wie mit Muskeln, die wir trainieren müssen. Sehen wir beim Zurückblicken auf unser Leben nur Fehler und Scheitern, schmälert das unsere Lebenszufriedenheit. Wenn wir an eine glückliche Erinnerung denken und diese beschreiben, kann sich das positiv auf unser derzeitiges Glücksgefühl und unser Wohlbefinden auswirken. Wie gelingen uns positive nostalgische Momente und wie bewahren wir sie? Zum Beispiel indem wir Geschichten erzählen, die schlimm anfingen, aber gut endeten.
Meik Wiking kennt sich gut mit Glück aus. Zum einen weil er Däne ist, die im alljährlichen Glücksranking immer auf den vordersten Plätzen liegen. Zum anderen gründete er im Jahr 2011 in Kopenhagen das erste Institut für Glücksforschung. Inzwischen berät Wiking weltweit Regierungen, Städte und Organisationen zum Thema Glück.
In seinen vorangegangenen Büchern Hygge (Gemütlichkeit) und Lykke (Glück) beschreibt der Autor Glück, Wohlbefinden und Lebensqualität aus dänischer Sicht.
Auch haben er und seine Kollegen eine Studie durchgeführt, die „Happy memory Study“ (Happiness Research Institute, 2018), bei der sie über tausend Menschen aus 75 Ländern befragt haben. Dabei fanden sie heraus, dass Menschen mit ihrem Leben glücklicher sind, wenn sie positiv über ihre Vergangenheit denken können. Meik Wiking zufolge geht es im 21. Jahrhundert vielfach darum, wie man Wohlstand zu Wohlbefinden machen und wie es gelingen kann, dass Menschen aufblühen.
Wie schaffen wir uns gute Erinnerungen? Unsere fünf Sinne sind immer dabei und maßgeblich daran beteiligt. „Je mehr deine Sinne sehen, riechen, hören, schmecken und ertasten, desto lebhafter wird deine Erinnerung sein. Und je mehr Elemente du aufnimmst, desto wahrscheinlicher ist es, dass du die Erinnerung festhalten und später wieder abrufen kannst.“ Wenn wir das nächste Mal richtig glücklich sind und den Augenblick am liebsten festhalten wollen, sollten wir sorgfältig auf unsere Sinneseindrücke achten und sie uns einprägen. Meik Wiking rät, besondere Auslöser für Erinnerungen zu schaffen, da wir uns durch Assoziationen erinnern. Wir sollten also in unserer Erfahrung etwas verankern, das uns in diesen Augenblick zurückbringt. Der Duft von Cappuccino im ersten Café nach der Grenze in Italien …
Einer seiner vielen ganz praktischen Tipps ist, dass wir uns wie in Kindheit und Jugend erste Male gönnen, uns Neues vornehmen und das mit allen Sinnen genießen. Wie zum Beispiel dieses Buch. Kurzweilig stellt er uns mit viel Witz verschiedenste Aspekte zum Thema Glück vor und lädt uns anschließend ein, das selbst auszuprobieren. Das macht Spaß - eine wichtige Voraussetzung für glückliche Erinnerungen.
Ein Tipp lautet übrigens: Positiv enden. Demnach werden unsere Erinnerungen stark vom Gipfel und vom Ende eines Ereignisses bestimmt. Daher empfiehlt Wiking uns, das Beste immer für den Schluss aufzuheben und bei unseren Aktivitäten auf einen positiven Schluss zu achten, etwa wenn wir wollen, dass die Kinder dabei wieder mitmachen. •
In der nächsten Ausgabe: Omtanke - oder wie wir gut miteinander umgehen
► Quellen & Infos
Meik Wiking: Die Kunst der guten Erinnerung - und wie sie uns dauerhaft glucklicher macht, Bastei Lubbe, 2019, Hardcover, ISBN: 978-3-7857-2663-1, Preis: 20 Euro
WIE KÖNNEN WIR UNS GLÜCKLICHE ERINNERUNGEN SCHAFFEN UND BEWAHREN?
Die Forscher empfehlen uns dazu einen Mix aus 8 Zutaten:
1. Erste Male: Neue Erfahrungen ausprobieren, deine Tage außergewöhnlich machen.
2. Mit allen Sinnen: Erinnerungen zu sehen ist fein, wie ist ihr Klang, Geschmack, Geruch und Fingergefühl?
3. Sei aufmerksam: Geh mit deinen glücklichen Momenten um wie mit einem Date.
4. Bedeutung: Lass aus bedeutenden Momenten erinnerungswürdige Momente werden.
5. Emotionale Highlights: Sei lebendig und leidenschaftlich.
6. Gipfel und Siege: Meilensteine sind wichtig, Kämpfe vergisst du nie.
7. Geschichten: Erzähle und teile deine Geschichten mit anderen (Weißt du noch? …)
8. Auslagern: Schreibe, male, fotografiere, mach Tonaufnahmen, sammle.
Foto: Unsplash/sarandy-westfall