... an – und ist eine Minute später fertig. „Ein bis zwei Liter Milch gibt jede Stute pro Melk-Runde“, erklärt sie. Dreimal am Tag.
Und die Fohlen? „Die warten in der Zeit geduldig im Pferde-Kindergarten.“ Pferde-Mamas produzieren nämlich nach Bedarf – ein sanfter Fohlen-Nasenstupser ins Euter, und die Milch fließt schnell weiter. Auch in der blitzblanken Küche nebenan geht es nach jeder Melk-Runde schnell weiter: Maries Mutter Annegret und ihre Schwiegermutter Gisela filtern die frische Milch noch mal, füllen sie in Viertelliter-Beutel ab und schockfrosten die Portionen. „Unsere Kunden holen sich die Milch gefroren, gefriergetrocknet oder als Kapseln ab oder bekommen sie geschickt“, sagt Annegret.
Die Milch besitzt eine heilende Wirkung
Es sind Menschen mit Asthma, Haut- und Darmproblemen, Allergien, entzündlichen Erkrankungen oder schwachem Immunsystem, die auf die heilende Wirkung der nährstoffhaltigen Milch vertrauen. Familie Seraphin selbst entdeckte die pferdestarke Superpower vor über 30 Jahren eher zufällig: Thomas Seraphin, damals Anfang 20, Maurer und Hobby-Haflingerzüchter, bekam eine Herzmuskelentzündung – und erholte sich einfach nicht mehr. Bis er den Tipp bekam, es mit Stutenmilch zu probieren. „Schon nach kurzer Zeit ging es ihm merklich besser“, berichtet seine Frau Annegret. Zusammen mit Thomas’ Eltern, Gisela und Werner Seraphin, bauen sie ab 1999 die Stuten- milchproduktion auf. „Dass wir das Ganze ökologisch umsetzen, war schnell klar“, sagt Annegret:
Die Stutenmilch der Seraphins hat Demeter-Qualität, das Futter wächst auf den Feldern rund um den Hof, ohne Chemie oder Pestizide, gedüngt wird mit wertvollem Pferdemist. „Ein natürlicher Kreislauf, superwichtig für ökologische Landwirtschaft“, sagt Tochter Marie. Sie ist auf dem Hof zwischen Haflingern, Strohballen und Traktoren groß geworden, studiert heute Agrarwissenschaften – und hat wie ihre Geschwister Marc (27) und Eva (23) keine Sekunde gezögert, als ihr Vater vor vier Jahren mitten in der Futterernte plötzlich mit gebrochenem Arm ausfiel. Wochenlang saßen sie auf dem Trecker, mähten Felder, fuhren Heu und ballenweise Stroh ein.
Kraft zieht sie aus den ruhigen Momenten
Seitdem hat Marie mehr und mehr Aufgaben übernommen: Sie kümmert sich um die Social-Media-Kanäle des Hofes; sie hat die Flyer und Etiketten für die Hautpflegeprodukte entworfen, die auch aus der Stutenmilch hergestellt werden; sie nimmt Anfragen von potenziellen Pferdekäufern entgegen. Viel Arbeit. Was ihr zwischen Stall, Büro und Feld Kraft gibt? „Die ruhigen Momente. Wenn abends im Sommer die Pferde friedlich auf der Weide grasen und alles drum herum still ist“, sagt sie. Und ihre Mutter Annegret fügt hinzu: „Oder die Geburt eines Fohlens! Wenn es gesund ist, wackelig aufsteht, beginnt zu trinken, und man weiß: geschafft!“ Sie und Thomas Seraphin freuen sich, dass ihre Kinder und sogar Schwiegerkinder so selbstverständlich mit anpacken. „Eigentlich bin ich stolz auf die ganze Familie“, sagt Annegret und lächelt: „Es ist einfach so wichtig, dass bei einem Betrieb wie unserem alles Hand in Hand läuft.“ Oder eben Hand in Huf.
Dörte Apel
Das GEHEIMNIS der Stutenmilch
• Sie gilt als der Muttermilch sehr ähnlich, ist reich an entzündungshemmenden, antibakteriellen Stoffen.
• In vielen asiatischen Ländern wird sie wegen ihrer heilenden Wirkung geschätzt.
• Wissenschaftler der Universität Jena fanden bei einer Befragung im Jahr 2009 heraus, dass ihr regelmäßiger Genuss die Symptome von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen sowie Hautkrankheiten wie Neurodermitis lindert.
Das „Demeter“-Siegel steht für Lebensmittel, die bio-dynamisch, also konsequent im Einklang mit der Natur, erzeugt werden. Es wird seit 1924 vergeben, heute gibt es rund 1770 Demeterzertifizierte Höfe.