... geklönt, gelacht. Stefan Voswinkel: „Das war wunderbar, wir saßen bestimmt bis Mitternacht zusammen.“
Es klingt herrlich, wenn der Hamburger Journalist von seinen Nachbarn erzählt. Zwölf Personen zwischen drei und 70 Jahren gehören dazu, die Erwachsenen haben kreative Berufe wie Kinderbuchautorin oder Journalist, Es gibt zwei Kinder und seit ein paar Tagen Baby Fritzi Victoria sowie einen Labrador-Welpen. Alle leben wie in einer kunterbunten Dorfgemeinschaft zusammen – manche zur Miete, andere haben gekauft.
Gewohnt wird in Backsteinhäusern, die ein kleiner Hof verbindet. Draußen trinken die Großen bis in den Herbst morgens Kaffee, abends quatschen sie beim Wein über den Tag. Im Winter wird drinnen gekocht, mit den Kindern Kekse gebacken und gemeinsam Weihnachten gefeiert.
„Als ich vor fünf Jahren hier einzog, wurde ich sofort integriert“, erzählt der 42-Jährige. „Heute kann ich mir keine besseren Nachbarn vorstellen, wir sind wie eine große Familie.“ Geht dem einen Brot aus, klingelt er bei den anderen. Packt jemanden die Lust zum Grillen, schreiben sie in die WhatsApp-Gruppe – irgendwer hat immer Zeit.
Wie oft wurden in dieser Runde schon Neuigkeiten und Probleme besprochen. Hier hat Brigitte ihr Ultraschallbild geteilt, als sie schwanger war. Zur Geburt fuhr Tim sie und Söhnke ins Krankenhaus.
Überhaupt funktioniert die Nachbarschaftshilfe toll: Cathrin bringt sonntags Brötchen vom Bäcker mit. Wer schnell zu Rewe muss, fragt vorher die anderen, was sie brauchen. Pakete annehmen, beim Renovieren helfen, Kinder ins Bett bringen – hier springt jeder mal ein. Was für ein Glücksfall, diese Nachbarn.
Sandra Schäfer (34, links) aus Koblenz über Brigitte Lehmkühler (54)
Fotos: Sybill Schneider/BILD Hamburg, Katharina Hummel, Stephan Wallocha, privat
„Sie baut mich immer wieder auf“
Die gute Seele in Sandras Mehrfamilienhaus wohnt nur zwei Treppen höher. Wenn die Nacht mal wieder kurz war, der Einjährige Zahnweh und der Dreijährige Bauchweh hatte, wenn die 34-Jährige also auf dem Zahnfleisch kraucht, dann weiß sie, wo sie klingeln kann.
Bei Brigitte Lehmkühler (54) kriegt die junge Mutter aus Koblenz immer einen Kaffee. Und Trost! Die 54-Jährige hat selbst drei Kinder (15, 21, 23) großgezogen – allein! „Ich weiß, wie sehr man anfangs Zuspruch braucht.“
Sandra und ihr Mann sind im Alltag ein starkes Team. Doch manchmal hilft eben auch die Sichtweise einer Frau – erst recht, wenn Eltern und Schwiegereltern weit weg wohnen. Brigitte hört der Bundeswehr-Offizierin zu, gibt Tipps, sagt Sätze wie „Das ist nur eine Phase“ oder „Du musst dir auch mal Zeit für dich nehmen.“ Seit Brigitte sie mit zum Schwimmen nimmt, ist Sandra viel entspannter geworden. Im Gegenzug hilft die der Beamtin beim Bewerben.
Neulich hat Brigitte sogar den Kindergeburtstag gerettet. „Ich hatte nur zwei Stunden geschlafen und keine Ahnung, wie ich das schaffen soll.“ Brigitte rückte sofort mit einer Freundin an. Hat Luftballons aufgepustet, das Plantschbecken gefüllt, Käsespieße gesteckt … „Nach eineinhalb Stunden war alles fertig“, sagt Sandra, „es wurde die perfekte Party. Das werde ich ihr nie vergessen.“