Experten-Talk
Heimlich schleicht sich der Diabetes an, still und leise macht er sich im Körper breit: Die Stoffwechselstörung zeigt keine nennenswerten Symptome, und oft genug wird sie erst bei einer Routine-Untersuchung zufällig entdeckt. Dabei ist Diabetes inzwischen eine Volkskrankheit. Jeder zehnte Bundesbürger leidet daran, die Tendenz ist steigend, und: Die Patienten werden immer jünger. Derzeit sind weltweit 537 Millionen Menschen an Diabetes erkrankt, schätzt die International Diabetes Federation. Im nächsten Jahrzehnt könnte die Zahl rasant anwachsen, ergab eine neue Studie des Deutschen Diabetes-Zentrums in Düsseldorf. Der führende Ernährungsmediziner Dr. Matthias Riedl und der Diabetes-Experte Prof. Martin Merkel erörtern, wie der Volkskrankheit wirkungsvoll vorgebeugt werden kann und wie sich die Blutwerte wieder normalisieren lassen.
Was genau ist ein Diabetes?
Prof. Martin Merkel: Eine Zucker- Stoffwechselerkrankung. Die Blutzuckerwerte sind erhöht, weil die Patientinnen und Patienten zu wenig Insulin haben oder Insulin nicht richtig wirkt. Aber zunächst einmal muss zwischen Diabetes Typ 1 und Typ 2 unterschieden werden. Typ 1 ist eine Autoimmunerkrankung, die meist im Kindesalter beginnt. Bei dieser Variante zerstört das körpereigene Abwehrsystem die insulinproduzierenden Zellen. Das betrifft vielleicht 0,4 Prozent der deutschen Gesamtbevölkerung. Typ 2 dagegen wird im Lauf des Lebens erworben. Die Reaktion der Zellen auf das Insulin nimmt ab, und in der Folge ist zu viel Zucker im Blut. ...