Kulturaustausch – 04/2022
Mahbouba Seraj, 1948 in Kabul geboren, ist die Nichte von Amanullah Khan, der bis 1929 König von Afghanistan war. 1978 wurden sie und ihr Mann nach dem kommunistischen Putsch verhaftet. Wenig später ging sie für über 25 Jahre ins Exil in die USA und arbeitete für die UN. Seraj kehrte im Jahr 2003 nach Afghanistan zurück und war Mitbegründerin der einflussreichen NGO »Afghan Women’s Network«. Sie lebt und arbeitet in Kabul.
Frau Seraj, Sie kamen 2003 nach 26 Jahren im amerikanischen Exil zurück nach Kabul. Welche Erwartungen und Hoffnungen hatten Sie damals?
Ich fand eine völlig zerstörte Stadt vor. Einfach alles lag in Ruinen, das Kabul meiner Jugend gab es nicht mehr. Darauf war ich nicht vorbereitet. Selbst die Menschen hatten sich verändert. Am Flughafen fiel mir ein Soldat auf, ein kleiner, arroganter Typ. Wir Afghanen sind eine gastfreundliche Gesellschaft, doch viele ...