Ratgeber
Die Nachbarin meckert über den Staub im Hausf lur, die Schlange im Supermarkt ist unendlich lang und der Kuchen für den Besuch muss auch noch gebacken werden. Puh, wie das nervt, die Stimmung ist gereizt. Was wäre es doch für eine wunderbare Vorstellung, wenn man jetzt völlig gelassen reagieren könnte. Aber wie schafft man das? In FUNK UHR gibt der Experte Thomas Hohensee Antworten.
Kehrt mit der Zeit mehr Ruhe ein?
„Schön wär’s! Aber leider passiert das nicht automatisch. Wenn man gelassen sein will, muss man auch gelassen denken und das ist unabhängig vom Alter. Einige werden später vielleicht milder mit sich und mit anderen. Doch das passiert nur, wenn sie dazugelernt haben. Denn Gelassenheit hängt davon ab, ob man sein Denken ändert. Findet dieser Lernprozess nicht statt, kann es auch keine Milde im Alter geben.“
80%
der Erwachsenen leiden unter Stress. Bei den Kindern sind es 25 Prozent
Wie genau kann man die Gelassenheit erlernen?
„Der erste Schritt ist das Bewusstsein dafür, dass man merkt, man ist gestresst. Das ist schon ein großer Fortschritt. Denn für viele ist der Stress so normal, dass sie ihn gar nicht mehr wahrnehmen. Wenn man nun aber sagen kann: Ja, ich ärgere mich oder spüre Angst, dann kann man zur nächsten Frage gehen. Erinnert uns das Gefühl an eine frühere Situation? Oder als Beispiel: Ich hasse es, wenn jemand dies oder jenes sagt! Wer sich so äußert, hat schmerzhaften Erinnerungen. Auf diese reagieren wir – und nicht auf die gerade vorherrschende Situation. Jetzt überlegt man, wie man damals damit umgegangen ist – und wie man es jetzt besser machen könnte. Das muss dann eingeübt werden.“
Kann man das täglich üben?
„Fragen Sie sich tagsüber immer mal wieder, wie gestresst Sie gerade sind, und zwar auf einer Skala von null bis zehn. Wer bei sieben ankommt, sollte überlegen, wie er anders und gelassener reagieren könnte. Denn es ist nicht die Situation, die uns stresst, sondern unser eigenes Denken.“
Damit tut man auch anderen gut, oder?
„Wenn man konsequent entspannt bleibt, können Mitmenschen gar nicht anders, als auf dieselbe Ebene zu kommen. Oder sie trennen sich von einem. Denn diejenigen, die sich unbedingt Stress machen wollen, sind mit Entspannten nicht mehr auf einer Wellenlänge.“
Männer oder Frauen – wer bewahrt eher die Ruhe?
„Im Prinzip gibt es keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern. Ich würde aber dazu neigen zu sagen, dass es die Frauen sind. Ihnen wird ja auch immer eine höhere emotionale Intelligenz bescheinigt. Sie sind einfach näher an ihren Gefühlen. Und Mütter, die nicht dauernd auf 180 sein wollen, kommen gar nicht daran vorbei, sich in Gelassenheit üben.“
UNSER EXPERTE
Thomas Hohensee ist Coach in Berlin und Autor zahlreicher Bücher rund um das Thema Gelassenheit
BUCH-TIPP
„Gelassenheit beginnt im Kopf“
So entwickeln Sie einen entspannten Lebensstil, Knaur, 10 Euro