... aufeinandertrafen. Diese waren der – der Münchner Dreher besitzt ein „Floating“-Chassis, bei dem eine Mehrschichtverbundplatte über höhenverstellbare Elastomer-Dämpfer auf der Aluminiumbasis liegt. Das dreiphasige externe Netzteil treibt den darauf ausgelegten Wechselstromsynchronmotor, und der extrem reibarme Bauer-Tonarm ist einpunktspitzengelagert. Das mit Abstand günstigste Modell des Plattenspielertrios kostet „nackt“, also ohne Abtaster, um 8800 Euro. – der legendäre, in seinen Grundzügen seit seiner Vorstellung 1972 unveränderte sowie von seinen Fans geradezu kulthaft verehrte schottische Subchassisdreher, der das Board, das den Plattenteller wie auch den Tonarm trägt, auf drei Spiralfedern lagert und diese so von äußeren Störungen abkoppelt, trat in seiner ultimativ ausgestatteten „Klimax“-Ausführung an, die in sämtlichen Einzelteilen aufwendigste Lösungen bietet. Inklusive der „Radikal“- Einheit aus DC-Motor und externem Versorgungsteil, jedoch ohne das eigentlich zum Set gehörige „Kandid“-MC liegt er um 16.000 Euro.
3 Thales TTT-Compact II – ein klassisches Masselaufwerk aus der Schweiz von exemplarischer mechanischer Güte, dessen Elektronik aus einem Akku gespeist wird, was jegliche Netzstörung von dieser und somit vom Motor fernhält. Eine weitere Besonderheit ist Thales’ „Simplicity II“-Tonarm mit verschwenkbarer Headshell, der den Abtaster stets perfekt gerade zur Rille ausrichtet und so Spurfehlwinkel sowie die daraus resultierenden Verzerrungen vermeidet.
Preis ohne Abtaster: um 21.200 Euro.
Für die optimale Vergleichbarkeit standen alle drei Plattenspieler auf klanglich hervorragenden „TimeTable“-Tischen und waren durch die Bank mit Verteres neuem MC-Tonabnehmer „Mystic“ im Wert von 2500 Euro bestückt, einem Shooting Star der Branche mit ebenso packender wie fein ziselierter, hochmusikalischer Wiedergabe, der zudem problemlos zu allen drei Tonarmen passt. Die Signale der blauen Mystics bereitete Rike Audios perfekt auf sie angepasster Phono-Vorverstärker „Sabine“ auf und leitete diese an Naims großen Pre NAC552 weiter, der mittels der NAP300-Endstufe ein Paar der aus Flugzeugaluminium gefertigten YG Acoustics Hailey 2.2 bespielte. In der Summe eine der ambitionierten Aufgabe angemessene Traumanlage!
„Ich besitze einen Original-LP12 von 1972, höre jedoch über ein modifiziertes Bauer-Laufwerk mit Zwölf-Zoll-Tonarm. Grundsätzliche Eigenschaften der Dreher habe ich eben klar wiedererkannt.“
Hans Schwarz
„Meine Meinung: Wenn die Musik emotional durchdringen soll, führt kein Weg am Linn vorbei. Ich besitze einen relativ hoch aufgerüsteten LP12, der mich noch mehr anspricht als eben die Klimax-Version.“
Kai Müller
„Glücklich, wer einen dieser drei Plattenspieler besitzt! Jeder ist auf seine Weise top. Man kann sich den zum eigenen Hörgeschmack passenden Charaktertyp aussuchen. Viele Wege führen zum Ziel.“
Daniel Weiß
TERMINE
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EXAKT GLEICH
Geschäftsführer und Analog-Fan Stefan Stumbeck hatte im Vorfeld alle drei Plattenspieler penibel justiert und dabei die „Mystic“-MCs per elektronischer Waage auf exakt denselben Auflagedruck eingestellt (o.).
Unterschiede in der „Haltung“…
Denn nun galt es, den Klangbildern der drei Kandidaten für höchste Analog-Weihen nachzuspüren und in diesen womöglich sogar typische Merkmale für Masse- und Subchassislaufwerke respektive Dreher mit „floating“-Aufbau zu ermitteln. Dafür spielte Workshop-„Hohepriester“ Matthias Böde stilistisch unterschiedlich angelegte Titel etwa von der aktuellen, mit klangfördernden 45 Umdrehungen geschnittenen STEREO Hörtest-LP III vor, wobei die Platten der Doppel-LP von Teller zu Teller wanderten und die Phono-Kabel am Rike Audio, der dafür mit seiner Rückseite nach vorne aufgebaut war, flugs umgesteckt wurden. Logisch, dass die Lautstärke innerhalb der Querchecks absolut identisch blieb.
Los ging’s mit der von Paul Kuhn and the Best vorgetragenen, schmissigen Gute-Laune-Nummer „Young At Heart“. Die kam über Bauer Audios DPS – das Kürzel steht für „Der PlattenSpieler“ – genau so rüber: mit anspringender Frische, Verve und Strahlkraft, wobei sich die lockere Stimmung Kuhns und seiner Begleiterin Greetje Kauffeld problemlos auf die Hörer übertrug – eine lebendige, ansprechende Vorstellung.
Gespannt steckten wir auf den Klimax LP12 um. Dieser offenbarte einen anderen Charakter, indem er in den Melodiebögen weiter auszuholen schien und auf diese Weise gekonnt das breitbeinig aufgestellte, vollmundige Big-Band-Feeling des quirligen Stücks unterstrich. Mehrere der Zuhörer gaben an, über den Linn einen leichteren emotionalen Zugang zur Musik zu finden, während der DPS in dieser Beziehung ein wenig vordergründiger aufgetreten sei.
Mal hören, was der Thales zu dem Thema beizutragen hat. Der Schweizer ordnete mit großer Übersicht und flinken Fingern die Instrumente wie Stimmen, umriss realistisch deren Bühne und erledigte schlicht perfekt seinen Job, ohne dabei jedoch „beteiligt“ zu erscheinen. Vielmehr verströmte er eine nüchterne, sachliche Atmosphäre.
Mmh, eine betonte Geradlinigkeit beim Masselaufwerk sowie ein leicht swingendes, rhythmisch Auftreten des Subchassis-Drehers würden durchaus zu den allgemeinen Aspekten passen, die Analog-Fans diesen Konzepten zuschreiben, während sich der markante Auftritt des Bauer weniger griffig generalisieren ließ.
„Beim Gitarrenstück zeigte der Bauer, wie er um Dynamikecken fegt. Der gefühlige Jazztitel war die Domäne des Linn. Und der Thales hatte kaum eine klare Vorliebe, sondern hielt sich selbst raus.“
Roland Heid
„Der Bauer ist für mich der analytische ‚Techniker‘, der Linn ein spielfreudiger ‚Musiker‘, während der Thales, wohl auch dank Akku-Betrieb und Schwenk-Headshell, den neutralen ‚Perfektionisten‘ gibt.“
Karlheinz Ditter
Sie sind mit ihrem Studio neu am Markt, doch eigentlich alte HiFi-Hasen. Denn Stefan Stumbeck, Eduard Linn und Hannes Hümmer (v.l.n.r.) waren lange für die „Steiner Box“-Geschäfte in Nürnberg und Erlangen tätig. Nach deren Ende zogen sie ihr eigenes, unmittelbar an der U-Bahnstation Kaulbachplatz gelegenes Geschäft auf, in das sie viel Arbeit und Herzblut steckten. Das sieht und hört man – die Akustik ist vorzüglich – an allen Ecken. Insgesamt gibt es vier Hörräume, in denen die Franken vornehmlich audiophil orientierte Marken präsentieren – und das seit Kurzem eben als STEREO PREMIUM PARTNER.
Matthias Böde moderierte den Workshop und hatte dafür ein paar aussagekräftige Titel ausgesucht – etwa von der aktuellen 45er-Hörtest-LP III.
…individuell im Ausdruck
Als Nächstes lag der „Wichita Lineman“ auf, eine intensive Jazzballade mit Ohrwurmpotenzial aus der neuen STEREO Hörtest-Edition IV, bei der sich Grégoire Maret – stilvoll begleitet – mit seiner Mundharmonika so richtig schön unter die Haut und ins Gemüt kriecht. Da der Thales gerade angeschlossen war, startete er mit der gefühlvollen Nummer, wobei abermals die Musik die Emotion erzeugen musste. Der TTT-Compact II förderte diese nicht, behinderte sie andererseits aber eben auch nicht.
Ganz anders der Linn. Im Vergleich zum streng neutralen Schweizer gefiel sich der Schotte geradezu als sensibler Vermittler des musikalischen Ausdrucks, erging sich in Behaglichkeit und betonte die dunklen, anheimelnden Klangfarben, ohne dafür jedoch die Durchzeichnung dranzugeben.
Der insgesamt tatsächlich etwas „kleiner“ und günstiger erscheinende Bauer, der dennoch nicht den Anschluss an die deutlich teureren Mitbewerber hielt, orientierte sich eher zum Thales hin, erzielte indes nicht ganz dessen stoische Gelassenheit und Übersicht.
Die Stunde des DPS schlug, als Rodrigo y Gabriela „Juan Loco“ von ihren Gitarren abfeuerten. So flirrig, ungestüm und anmachend trumpften weder der stimmige LP12 noch der die Impulse wie Perlen auf einer Kette abzählende TTT-Compact II auf, der, obgleich eingespielt, im Zuge des Workshops immer mehr „auftaute“, weil zunehmend verbindlicher erschien und mit Tokunbos wohlig pluckerndem „New June“ ein geschliffenes Meisterstück ablieferte. Schnell noch zwei unsere Ergebnisse bestätigende Querchecks, und dann war die erbauliche Analog-Messe erfolgreich gelesen.