Bereits als ich Ende der 1990er-Jahre zum ersten Mal „Gender Trouble“ las, gingen die Ansichten über das Buch weit auseinander. Während es von einigen als theoretischer Rahmen für eine neue queerfeministische Solidarität gefeiert wurde, sahen andere es als postmodernen Sargnagel der Frauenbewegung an. Diese widersprüchlichen, noch heute aktuellen Lesarten basieren nicht einfach auf Missverständnissen, die durch eine genauere Lektüre ausgeräumt werden könnten. Tatsächlich stehen sich hier konträre Versionen (und Visionen) von Feminismus und von lesbischer/schwuler Politik gegenüber. Als Intervention in innerfeministische Debatten verfolgte „Gender Trouble“ ...