... Sie ist stolze Mama der vier Kinder Mathilda (13), Clémentine (11), Celeste (10) und Balthazar (7). Die Hausherrin erinnertsich: „Sobald wir mit dem Umbau fertig waren, haben wir die Nachbarn auf einen Drink eingeladen. Uns fiel auf, wie viele von ihnen schon seit Jahren hier lebten, sich aber noch nicht kennengelernt hatten. Also haben wir unsere Supper- Clubs gegründet, um Menschen zu verbinden.“ Doch die gestalterische Atmosphäre im Haus war nicht immer so gastfreundlich und musste sich erst über all die Jahre entwickeln.
Vor acht Jahren kaufte die Familie das Haus – telefonisch, nachdem sie ein ähnliches in der Nähe gesehen hatte. Damals bestand es aus einer Reihe kleiner Räume im Erdgeschoss mit einer dunklen Küche in der Mitte. „Ich bin überzeugt, dass ein Zuhause Zeit braucht“, sagt Catherine, eine ehemalige Kommunikationsdirektorin für die Mandarin Oriental Hotel Group.
WOHNTIPPS
VON CATHERINE
■ WANDFARBE: Schon, wenn Sie eine einzige Wand in einer anderen Farbe streichen, wirkt der Raum sofort frischer. Bei braunen Möbeln erscheint eine kühlere Farbe, zum Beispiel Blau, als stimmiger Gegensatz.
■ BLUMEN: Mit ihnen holen Sie nicht nur ein Stück Natur ins Haus, Blumen sind auch ideale Deko-Elemente, um gezielt kleine Farbtupfer in leeren Ecken zu platzieren.
■ ERBSTÜCKE: Alte Möbel sind fantastisch, dürfen aber nicht wie im Museum wirken. Kombiniert mit modernen Objekten entstehen zeitgemäßes Flair und vor allem Luftigkeit.
Catherine und Damian zielten auf das bewährte „Kommt Zeit, kommt Rat“-Prinzip. „Wir dachten, es sei wichtig, eine Weile hier zu leben, bevor wir uns entscheiden, was wir ändern.“ Ein undichtes Dach bedeutete, dass das Paar den oberen Teil des Gebäudes erneuern musste. Als jedoch Catherine eines Tages nach Hause kam und feststellte, dass der Baumeister alle nicht tragenden Wände im ersten Stock entfernt hatte, war Familie Martel zu einem vollständigen Dachumbau gezwungen. „Es war ein gigantischer Schock, aber im Nachhinein eine riesige Chance, weil es mich gezwungen hat, den Raum effizienter neu aufzuteilen“, erklärt Catherine. Vier Schlafzimmer, zwei Badezimmer und eine Waschküche füllten bald die Leere, komplett mit Einbauschränken und praktischen Nischen, die zur Aufbewahrung dienten. Inzwischen vermietet das Paar zwei Suiten im Dachgeschoss – und manchmal sogar das gesamte Haus – an Urlauber und für Filmdrehs. Das Wohlgefühl und die positive Resonanz geben Catherine Recht. Das Erstaunliche an der Sache: Komplett ohne die Dienste eines Architekten oder Innenarchitekten gelang ihr dieses zeitlos-charmante und elegante Gesamtkonzept mit klassischer Note.
Catherine verließ sich auf ihren Instinkt und ihr angeborenes Stilempfinden. „Mein ganzes Leben lang fand ich mich inmitten von Renovierungen wieder“, erzählt sie. „Als ich klein war, sind wir ungefähr 30 Mal umgezogen. Meine Eltern wechselten immer wieder den Ort und modernisierten mit Hingabe Häuser. Mit dieser Tatsache bin ich kurzerhand aufgewachsen.“
Eine Erinnerung aus ihrer Kindheit lässt Catherine lächeln: „Ich weiß noch, wie ich auf Kisten saß, während meine Eltern eifrig Efeu von den Wänden zogen.“ Auch die Ästhetik ihres jetzigen Möbel-Arrangements hat die vierfache Mutter im weitesten Sinne ihren eigenen Eltern zu verdanken, da diese ihrer Tochter mehrere exquisite Möbelstücke überließen. „Damian und ich sind wirklich überglücklich, dass wir damit bedacht wurden“, erklärt Catherine angesichts der Wohnschätze. „Einige der Möbel wirken allerdings sehr schwer, weshalb ich das Arrangement mit zeitgenössischen Stücken etwas aufgelockert habe.“ So ist im Wohnzimmer beispielsweise das „LC2“-Sofa von Cassina – ein Entwurf von Le Corbusier – ebenso anzutreffen wie die „Arco“-Stehleuchte von Flos, Holzkörbe und eine klassisch anmutende Konsole. Die Erbstücke sind überwiegend von neutralen Farben geprägt und konnten deshalb gut im gesamten Haus verteilt werden. Darunter finden sich verträumt erscheinende Kunstwerke des impressionistischen Malers Paul Martel, der Catherines Großonkel war, sowie ein bezaubernder Roll-Top-Schreibtisch ihres Großvaters im Arbeitszimmer. Alles mutet herrlich stimmig und perfekt platziert an – dank Fingerspitzengefühl.
Auch jede Menge Kreativität floss in die Innenraumgestaltung ein. Ein Beispiel: die Küche. „Ein Nachbar wollte seine Kücheninsel loswerden, also schnappte ich sie mir und stellte sie auf Rollen“, sagt Catherine. „Jetzt ist es toll, wenn man sie verschieben und beispielsweise bei Partys spontan Platz zum Tanzen schaffen kann.“
Es sind die vielen kleinen Details, die das Zuhause von Familie Martel so interessant und gemütlich machen. „Spannend ist zum Beispiel, dass viele Möbel englischer Herkunft sind“, bemerkt Catherine. „Meine Familie liebt den englischen Stil. Meine Großmutter war eine große Anglophile. Sie hat mir viel englisches Geschirr geschenkt. Deshalb finde ich es lustig, dass all die Möbel und Accessoires, ganz besonders nach all den Umzügen, irgendwie den Weg nach Hause gefunden haben.“ Catherines Familienrefugium im Südwesten Londons lebt jedoch von der gestalterischen Mischung. Ihre belgischen Wurzeln, die englische Umgebung, das familiäre Dasein – alles fand Zugang zum wohnlichen Endergebnis und hat seine Berechtigung. Entstanden ist ein echtes Wohlfühldomizil.