Manchmal unterscheiden sich die Vorplanungen zu einer neuen Anlage dermaßen vom späteren fertigen Exponat, dass sich selbst die erfahrensten Modellbauer verwundert die Augen reiben. Anfangs sollten die inem 12/19 vorgestellten Bausätze Sägewerk und Forsthaus der Firma Busch auf einem kleinformatigen Schauund Fotodiorama drapiert werden, um danach – wie schon viele „Reliquien“ vorher – in einem Regal zu verstauben. Doch es kam ganz anders …
Ich hatte in einer Ecke meiner kleinen Werkstatt noch den Rohbau einer künftigen Z-Anlage mit den Maßen von 143 mal 43 Zentimetern stehen, jedoch wollte hier seit Jahren der berühmte Funke für eine zünftige Motividee nicht zünden. Diese Grundplatte erblickend, entwickelte sich die Überlegung, ob das nicht eine passende Basis für eine kleine Vereinsanlage wäre. Zusammen mit dem Vereinskollegen Bruno Kaiser gingen wir die Zubehör-Vorräte in unserem Club durch und blieben an den Busch-Neuheiten in Sachen Wald und Forst hängen. Die H0-Bausätze würden recht wirkungsvoll auf die vorgegebene Fläche passen, und eine funktionstüchtige H0i-Feldbahn gäbe der ganzen Sache eine zusätzliche Dynamik. Somit begannen die Vorplanungen.
In der benachbarten Lagerhalle warten die zugesägten Bretter auf die Weiterver - arbeitung oder den Abtransport; hinten links das Forsthaus von Busch
Zum Sägewerk passende Feldbahn
Während Bruno die Bausätze zusammenbaute, sie optisch verfeinerte und unzählige Bäume anfertigte, kümmerte ich mich um das Heranschaffen diverser Sand- und Erdsorten und das Besorgen von Bruchstein- Mauerteilen der Firma Preiser. Damit waren die Grundlagen für die künftige Kleinanlage geschaffen. Die bewusst einfach gehaltene H0i-Gleisfigur wurde in bewährter Manier aufgebracht, mit Farbe betriebsverschmutzt und mit einem Erd/Schotter- Mix per dünnflüssigem Koemo-Leim fixiert. Die eher wässerigen Arbeiten waren damit erledigt, sodass der „Trockenbau“ an die Reihe kam.
Unweit des Sägewerks gehen Köhler ihrem Tagwerk nach und sorgen mit ihrer schmut - zigen Arbeit am Meiler für Holzkohle
Im Wald kümmern sich Forstarbeiter um den Holzeinschlag. Die Stämme werden mit der H0i-Feldbahn zum Sägewerk transportiert
Randnotiz:Erkenntnis eines Modellbahn-Vereins
Erst während des Bauens am auf diesen Seiten vorgestellten H0i- Betriebsdiorama ist den Bastlern und helfenden Clubmitgliedern der FdE Burscheid aufgefallen, was hier eigentlich vonstattenging: Die Kooperation zwischen dem erfahrenen H0-Profi Bruno Kaiser und dem „ZExtremisten“ Dirk Kuhlmann trug ungeahnte Früchte. Und was lernen wir daraus? Gleiche Gedanken, Vorstellungen und der gegenseitige Respekt vor der Arbeit des anderen machen keinen Halt vor einem beliebigen Maßstab und sind für einen Modellbahnverein höchst förderlich!DK
Dioramen-Bauschritte
Noch liegen die Gleise für die ursprünglich geplante Z-Anlage auf dem Rohbau, doch erste Planungen in 1:87 sind schon sichtbar, ehe der neue H0i-Gleisparcours verlegt wird
Die Bauaufsicht der FdE Burscheid überprüft das Gelände und die Stabilität der Preiser-Mauern
Das H0i-Gleis von Busch ist aufgeleimt, die ersten Testfahrten verliefen erfolgreich
Erste Gebäude und Details werden auf der Anlage positioniert und farblich patiniert
Nach Begrasung und Bepflanzung sieht der Bodenbelag der Anlage aus wie echt
Zunächst stellten wir die Busch-Pretiosen an die dafür vorgesehenen Plätze. Als die Standorte optisch überzeugten, galt es, die hässlichen Spalten zwischen Gebäudegrundplatten und Anlagenunterbau optisch zu kaschieren, wozu Sandspachtel ein probates Mittel ist. Mit Pulverfarben aus dem Künstlerbedarf „verdreckten“ wir sämtliche Bauwerke sowie das Umfeld und erzielten damit die gewünschte morbide Optik der Szenerie. Der anschließenden Grundbegrasung mit zwei Millimeter langen Fasern von miniNatur folgten zwei weitere Schichten, bis das gewünschte Resultat des Wechselspiels zwischen Erdreich und Bewuchs erreicht war.
Aufforstung und viele Details
Bevor die vorbereiteten Bäume und Büsche die Szenerie vervollständigten, mussten an exponierten und später nicht mehr gut zugänglichen Stellen bereits Kleinteile und Preiser-Figuren platziert werden, selbst wenn einige Objekte später im Wald oder Dickicht regelrecht verschwinden würden. Auch die unzähligen Stämme und Hölzer bekamen ihren Platz auf der Kleinanlage. Hier schlug natürlich meine „Handschrift“ durch, und es mussten unbedingt auch einige alte Bretter an die Hauswände gestellt werden. Einen tieferen Sinn sehe ich darin nicht, aber es sieht einfach gut aus.
Was einmal eine Z-Anlage werden sollte, entpuppt sich nunmehr als 1:87- Feldbahnanlage im Wald
Wo gehobelt wird, da fallen Späne – das kennt man ja. In unserem Fall wird nicht nur gehobelt, sondern vor allem gesägt, und zwar industriell in einem Sägewerk. Insofern waren hier und im Umfeld des Sägegatters sowohl frische, helle Bretter zu drapieren als auch lagernde, angegraute Altbretter, die auf eine Weiterverarbeitung oder den Abtransport warten.
Zahlreiche Details wie Schrotthaufen und Bretter schmücken das Sägewerk samt Lagerhalle
Am Forsthaus gönnen sich mittags „Die Drei vom Sägewerk“ einen Schluck aus der Pulle und sinnieren über alte Zeiten. Derweil räkelt sich der Hund auf dem Stuhl unterm Sonnenschirm
Dirk Kuhlmann (15)
Nach der finalen Begrasung mit 4,5 Millimeter langen Fasern verschwanden leider viele der mühevoll angeordneten Kleinteile in der wilden Natur – doch so ist es ja auch beim Vorbild. Als der Staubsauger die letzten losen Bestandteile entfernt hatte, erfolgte die Aufforstung mit diversen Laub- und Nadelbäumen. Hierbei wollten wir testen, inwieweit unterschiedliche Fabrikate und Herstellungsmethoden miteinander harmonieren. Im Vorabversuch wurden ein Microrama- Baum direkt neben einem mit miniNatur-Laub versehenes Gehölz platziert und eine gesuperte Fichte von Busch hinzugestellt. Unser Fazit: optisch passend und im Gesamtbild durchaus ansprechend.
Der Regionalbezug ist eher neutral
Da saßen wir nun vor dem finalen Bild und beschlossen spontan, dass die Anlage soweit wie möglich eine geografische Neutralität ausstrahlen sollte. Nicht jeder Bastler möchte sein Sägewerk schließlich in Thüringen zuhause wissen, wo es vom Vorbild her angesiedelt ist. Der Modellbahner sollte sich jederzeit die Freiheit nehmen und seine bevorzugte Region unterstreichen. Deshalb haben wir unser Diorama „Tillmanns Loch“ benannt. Es beschreibt eine Talregion im Leverkusener Raum unweit der ehemaligen Kursbuchstrecke 411 von Opladen nach Burscheid. Hier stand früher die Holzschraubenfabrik der Familie Tillmanns.
Fakt ist, dass ein einprägsamer Begriff für eine Modellbahnanlage in heutiger Zeit ein Muss darstellt, damit das Gesehene im Gedächtnis der Zuschauer haften bleibt. Und dazu haben Sie, liebe Leser, demnächst beste Gelegenheit, denn „Tillmanns Loch“ wird öffentlich zur Schau gestellt: Anlässlich der 18. Internationalen Lahnsteiner Modellbahntage können Sie dieses Diorama vom 29. Februar bis 1. März 2020 bestaunen. Damit meldet sich der Verein „Freunde der Eisenbahn Burscheid“ mit seiner kleinsten Vereinsanlage im Ausstellungsbetrieb zurück – ein würdiger Einstieg in unser Jubiläumsjahr, denn wir werden 50!Dirk Kuhlmann
Die beiden Busch-Feldbahn-Diesellokomotiven Gmeinder-15/18 und LKM-Ns2f erledigen den Rangierbetrieb im Sägewerk, fahren aber auch hinaus in den Wald und holen Holznachschub