... Monaten einem umfangreichen Facelift unterzogen; doch parallel dazu sind die Ingenieure in Stuttgart bereits längst mit der Entwicklung der nächsten Generation beschäftigt. Begonnen beim W201 von 1982 erscheint 42 Jahre später die sechste Generation des gar nicht mehr so kleinen Mercedes, der lange vor der Erscheinung der A-Klasse als „Bab-enz“ betitelt wurde. Wichtiger, als über Sichtkanten und Kotflügelrundungen zu spekulieren, ist auf lange Sicht die technische Entwicklung. Die neue C-Klasse erscheint 2024, die nächste E-Klasse mit ähnlicher Technik zwei Jahre darauf. Beide Modelle sichern das Kerngeschäft des ältesten Autoherstellers der Welt und dienten schon in der Vergangenheit als Vorreiter für Innovationen.
Zunächst bleibt es auch beim W206 ganz klassisch bei einer Hinterradantriebsanordnung mit Längsmotor. Die erst vor knapp einem Jahr eingeführte Motorengeneration M260 und 256 bei den Benzinern sowie die Diesel OM 654 und 656 stellen derzeit den modernsten Stand für Verbrennungsmotoren dar und werden auch in Zukunft Verwendung finden. Das bedeutet, dass die C-Klasse, anders als bisher, über genügend Bauraum für Reihensechszylinder verfügen muss. Sie werden künftig als C400 und C350d sowie als AMG C 45 zu haben sein. Diese Motoren verzichten auf einen klassischen Riementrieb für Lichtmaschine, Wasserpumpe und Klimakompressor, sodass am vorderen Ende des Motors künftig weniger Platz benötigt wird. Daraus ergibt sich eine langgezogene Frontpartie mit flachem Abschluss. Dies wiederum wirkt sich positiv auf Fußgängerschutz und Aerodynamik aus. Um die oben genannten Aggregate zu betreiben, wird bereits heute auf ein 48-Volt-Bordnetz zurückgegriffen, das alle motornahen Komponenten speist und die Umsetzung der Hybridvarianten erleichtert. Zum Marktstart sollen die Benziner mit einem Riemenstartergenerator ausgerüstet sein und die Diesel sogar mit einem in das Getriebegehäuse integrierten Aggregat. Die Vorteile: ein fast unmerklicher Motorstart, mögliche Energierekuperation in fast allen Fahrsituationen sowie ein unterstützender Elektroschub von 10 bis 20 kW. Fraglich ist, ob der W206 überhaupt noch mit einer Schaltgetriebeoption angeboten werden wird.
Modernste Verbrennungsmotoren
Auf elektronischer Seite ist davon auszugehen, dass der nächste C mit der nächsten Generation des Mercedes-Benz Drive Pilot ausrüstbar ist, mit dem der Wagen je nach Gesetzgebung für autonomes Fahren gerüstet sein wird. Spielereien wie das fahrerlose Einund Ausparken wird er auf jeden Fall beherrschen. Mit gut einem Jahr Abstand wird die Modellpalette um das T-Modell sowie Coupé und Cabrio ergänzt.
Mercedes GLB
Mercedes geht mit dem GLB offenbar auf die Kundenstimmen ein, die den kantigen GLK vermissen. Der GLB ist mit seiner Quermotor-Plattform eher Raumwunder als Offroader und liegt zwischen GLA und GLC
Deutlich früher rechnen wir mit der Enthüllung des neuen GLB – genauer: zur diesjährigen IAA im September. Der GLB ist der Erste seiner Art und fügt sich ganz streng nach Nomenklatur zwischen die SUV GLA und GLC ein. Während der GLA allerdings eher ein flaches A-Klasse-Crossover darstellt, baut der GLB in die Höhe und zitiert dabei den 2015 eingestellten GLK. Zu viele Kürzel für Sie? Stellen Sie sich den Neuen als formellen Konkurrenten zum BMW X1 vor. Wie der Bayer steht der Schwabe auf einer Quermotorplattform und wird auch nur mit Vorderradantrieb zu haben sein. Das praktische Format dürfte zudem Kunden anziehen, die ansonsten zur B-Klasse greifen würden. Somit wirft der GLB die klassische SUV-Frage auf: Lohnt sich Lifestyle? Während die BKlasse bei knapp 30000 Euro startet, werden für den GLB sicher mindestens 35000 fällig. Die in den Illustrationen gezeigte Optik dürfte sich kaum noch verändern. Viele Details des eigentlich noch getarnten GLB sind durchgesickert, als ein Vorserienauto aus der Unfallforschung durch einen Sturm abgedeckt wurde.
Neben dem GLB könnte auf der IAA die Schrägheckversion des GLE stehen, wie der Vorgänger Coupé genannt. Der Gedanke dahinter ist schnell erklärt: Statt wie beim herkömmlichen GLE – früher M-Klasse genannt – verzichtet das Coupé zugunsten des Fließhecks auf einen kastenförmigen Heckabschluss. Die Heckklappe reicht fast bis an die Köpfe der Fondpassagiere, die Dachlinie selbst verläuft deutlich flacher. Technisch ändert sich indes nichts gegenüber dem bereits eingeführten GLE – bis auf den Verzicht auf Offroadoptionen und die dritte Sitzreihe. Der Kofferraum selbst wird – zumindest bis zur Fensterkante – nicht kleiner ausfallen als beim Steilheckmodell. Außen besitzt das Coupé im Vergleich geglättete Schürzen und weniger Bodenfreiheit. Dieser Verzicht macht das GLE Coupé nicht billiger – im Gegenteil: Knapp 10000 Euro wird es zum Marktstart im Dezember 2019 über seinem Bruder liegen.
Mercedes GLS
Der größte Mercedes ist wie seine Vorgänger ein Kind der USA. Dort stehen große SUV mit ordentlichem Platzangebot für sieben Insassen noch immer hoch im Kurs. Der in Tuscaloosa (Alabama) gefertigte GLS nutzt wieder die Technik des GLE und wird auch in Deutschland zu haben sein. Marktstart im Frühjahr 2020, ab ca. 83 000 Euro
GLE Coupé
Die runder gewordenen Linien des neuen GLE ermöglichen der Schrägheckversion einen deutlich coupéhafteren Auftritt als beim Vorgänger. Auch einen AMG 63 mit 571 PS oder – als S – mit 612 PS wird es vom GLE geben
Wann kommt was?
Sicher, die C-Klasse wurde im vergangenen Jahr erst frisch geliftet. Hinter verschlossenen Türen arbeitet man in Stuttgart aber schon längst am Nachfolger. In der Zwischenzeit gibt’s eine Fülle neuer SUV.
Wer SUV nach altem Schrot und Korn liebt, kann bis März 2020 auf einen neuen GLS sparen. Der Nachfolger des Fullsize-SUV dürfte uns auf der Detroit Auto Show gezeigt werden. Hier hat es der GLS nicht sehr weit, wird er doch wie der GLE in Alabama gefertigt – das sind rund zwölf Fahrstunden. Peanuts! Zumindest ist der GLS genau dafür gemacht: große Distanzen mit maximaler Entspannung und bis zu sieben Insassen zurückzulegen. Da diese Fähigkeit in den USA deutlich mehr geschätzt wird als hierzulande, ist der GLS fast ausschließlich mit Benzinmotoren zu haben. Los geht es für rund 83000 Euro beim GLS 400 mit Reihensechszylinder und 367 PS; auf ihn folgen ein 500er-V8 und schließlich der gewohnte AMG-Überschwang mit bis zu 612 PS. Da erscheinen gut 80000 Euro für den 286 PS starken GLS 350d mit Selbstzünder fast schon vernünftig – aber eben auch nur fast.
Fazit
In Zeiten von Nischenmodellen in Nischen, die es zuvor gar nicht gab, skurril aufgerissenen Kühlergrills und spacigen Elektr-orreitern ist es fast beruhigend, dass das Mercedes-Portfolio nahezu klassisch bleibt. Die C-Klasse genießt gesunde Evolution, das GLB-Format dürfte sicher Käufer finden, und auch die Klientel jenseits der 80 000 Euro wird bedacht.
andreas.juengling@auto-test.com
Illustrationen: A.Avarvarii, T. Büttner, B. Reichel