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Zwischen den Welten

Ich hab’s getan! Nach sieben Jahren in der Apple-Welt habe ich vor sechs Monaten mein iPhone gegen ein Samsung-Handy getauscht. Einfach so. Mal gucken, wie Android sich anfühlt. Und was soll ich sagen: es fühlt ich gut an! Aber auch: anders.

Das fängt schon damit an, dass ich bis heute nicht die neuste Version des Betriebssystems nutzen kann. Für Apple-Jünger unvorstellbar: jeder Handy-Hersteller muss das Android-System für jedes seiner Geräte anpassen. Das kann dauern. Zwar hat Google im November vergangenen Jahres Android 5.0 unter dem zuckersüßen Namen Lollipop veröffentlicht. Aber mein niegelnagelneues Highend-Handy wird noch mit der Version 4.4. (Kitkat) gesteuert. Nicht dass mir deswegen etwas fehlen würde…(Ich weiß ja nicht, was ich verpasse). Aber einen dicken Minuspunkt gibt das trotzdem.

Den zweiten dicken Minuspunkt verteile ich für das App-Angebot. New York Times Now? Handelsblatt live? Die neue Eltern-App? Gibt’s alles erst mal nur für Apple-Nutzer. Das nervt ordentlich. Aber, liebe Verlage, das nehme ich Euch übel. Nicht meinem schicken Handy oder dem Android-System. Die können ja nichts dafür, dass ich hier in die Röhre schaue.

Dafür gibt es eine Reihe Apps, die ich mit dem iPhone bisher nicht hätte ausprobieren können. Google Kiosk zum Beispiel gefällt mir als Artikel-Strom, in dem ich immer wieder auch auf Bezahlinhalte aufmerksam&neugierig werde, sehr gut. Und während iPhoner erst jetzt die Cardboard-App installieren können, fahre ich bereits seit Monaten in der Virtual-Reality-Achterbahn, für die ich mein Handy nur in ein begeisternd schlichtes Pappgestell klemmen muss, um diese ganz neue Form digitaler Unterhaltung zu erleben.

In beiden Welten bin ich sehr zurückhaltend, was das Thema ‚Benachrichtigungen‘ betrifft. Aber die Apps, für die ich Benachrichtigungen freigeschaltet habe, animieren mich auf dem Android-Handy deutlich mehr zur Nutzung, als es auf dem iPhone der Fall war. Der Grund ist einfach: die Nachrichten verschwinden nicht von alleine. Ich ‚muss‘ sie zur Seite wischen. Oder eben klicken und die App aufrufen. Bei Apple verschwinden sämtliche Meldungen, wenn man den Startbildschirm hinter sich gelassen hat, auf Nimmerwiedersehen.

Sehr gut gefällt mir auch die ‚Toolbox‘. Ein kleines Symbol, das ich an einer beliebigen Stelle meines Bildschirms platzieren kann und hinter dem sich fünf von mir ausgewählte Apps verbergen, auf die ich auf diesem Weg jederzeit blitzschnell zugreifen kann. Denn die Toolbox ist immer da, auf jedem Bildschirm, auch wenn ich gerade eine andere App nutze.

Und beim Thema ‚blitzschnell‘ komme ich zum in der Praxis für mich wichtigsten Unterschied: mein Android-Handy hat einen ‚Zurück‘-Button! Der ist bei Apple der Designphilosophie zum Opfer gefallen, die nur einen einzigen Knopf auf der Frontseite zulässt. Dafür muss man dann jedes Mal auf den Bildschirm tippen, um in der gerade genutzten App einen ‚Zurück‘-Pfeil zu finden. JEDESMAL. Wenn ich dafür eine halbe Sekunde veranschlage und das etwa 100 Mal am Tag, dann kostet mich das Apple-Design pro Tag fast eine Minute Lebenszeit, pro Jahr rund sechs Stunden.

Allerdings: bei meinem Android-Handy gehen die locker dafür drauf, die unglaublich vielen Einstellungen und Personalisierungen zu justieren, die mir das System anbietet. Ob ich das als eine Verbesserung des Nutzungserlebnisses empfinde, da habe ich mich noch nicht entschieden.

Bildquelle: https://www.android.com/ (05.06.2015)