Das goldene Zeitalter der Pressefreiheit
In den ersten vier Monaten des Jahres 2016 wurden bereits 13 Journalisten getötet. 322 Journalisten, Medienassistenten und Online-Aktivisten sitzen in Haft.
Weltweit ist ein Rückgang der Pressefreiheit zu bemerken. Medienfeindliche, oft religiös eingefärbte Ideologien, repressive Sicherheitsgesetze und Oligarchen, die Medien in ihrem Besitz für andere Zwecke instrumentalisieren, sind die größten Gefahren.
Gleichzeitig nehmen Vorwürfe wie „Lügenpresse“ und Anfeindungen bis hin zu tätlichen Übergriffen gegenüber Journalisten massiv zu. Sie sind in Deutschland der Grund für vier verlorene Plätze in der Rangliste der Pressefreiheit.
Golden Age
Der chinesische Künstler Ai Weiwei lebt seit letztem Jahr im Exil in Berlin. Er gestaltete auf Einladung des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger das Bild „Golden Age“ – es stellt die Zerrissenheit der deutschen Medien und der konsumierenden Gesellschaft dar: Goldene Kameras überwachen und bewachen unser Handeln. Vergoldete Handschellen und Ketten sperren uns weg in einen Käfig und sollen uns vor den anderen beschützen. Wir verbreiten mit goldenen Twitter-Vögelchen sekundenschnell Meinungen um die Welt und überlassen die Kuration von Informationen undurchsichtigen Algorithmen.
Freie Presse – freie Leser
Ist das gelebte Pressefreiheit? Schöpfen wir damit die Möglichkeiten voll aus, die wir in einem freien und demokratischen Land haben? Nein, ich finde nicht. Ich finde, auch in Deutschland müssen wir immer noch und immer wieder für Pressefreiheit und gegen undemokratische Hassredner und Vorurteile kämpfen. Dafür wird man hier nicht gefoltert, umgebracht oder ins Gefängnis geschickt; Mut, Beharrlichkeit und Sorgfalt zählen trotzdem zu den wichtigsten Eigenschaften für Journalisten.
Nicht einmal mehr ein zwei Drittel der Deutschen halten die klassischen Medien für glaubwürdig. Dass Medien unabhängig von politischen oder wirtschaftlichen Interessen berichten, glauben sogar nur noch knapp 40% der Deutschen. Die wichtigste Aufgabe für Journalisten in Deutschland wird in den nächsten Jahren also die Rückgewinnung ihrer Leser, Hörer und Zuschauer sein – indem Pressefreiheit täglich gelebt wird.
Bildrechte: Ai Weiwei Studio