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Ist Nano das neue Mikro?

Ein Berliner Startup, das unter anderem von Axel Springer mitfinanziert wird, glaubt, dass auch Mikro-Payment-Zahlungen für einzelne Artikel für viele Nutzer eine zu hohe Hürde darstellen. SatoshiPay will Preise unterhalb 1 Cent möglich machen.

Ein Klickdummy verdeutlicht den Ansatz. Dabei zeigt die Firma einen Webtext, bei dem gegen Bezahlung von Minimalbeträgen jeweils einzelne Absätze zur Lektüre freigegeben werden. So könne der Nutzer fortlaufend während der Lektüre entscheiden, ob ihm der folgende Text immer noch Geld wert ist.

Bisher funktioniert das Verfahren nur unter Verwendung der Bitcoin-Technologie und sowohl die Antworten von SatoshiPay-Gründer Meinhard Benn auf Fragen des Bitcoin-Blogs The Coinspondent als auch die Erläuterungen zum Klickdummy machen deutlich, dass es noch an vielen Stellen an der technischen Infrastruktur für die hinter dem Nano-Bezahlkonzept stehenden Vision fehlt. Aber die ist ganz und gar nicht gar nicht nano: ein universelles Paysystem für alle Arten digitaler Bezahlinhalte.

Schon beim Thema Micropayment hat manch einer die berechtigte Frage, ob der Nutzer wirklich permanent Bezahlentscheidungen treffen will. Nano-Payments für jeden Absatz eines Textes machen aus einer Lektüre einen permanenten Dialog mit der eigenen Geldbörse. Ist das wirklich eine Vision für die digitale Zukunft. Und wie weit soll das noch gehen?

Wir haben lange nichts mehr zur digitalen Lesetechnik von Spritz gehört, die Texte als durchlaufende Textbänder auf Bildschirmen von nur wenigen Buchstaben Breite darstellt. Auch deutsche Top-Pressemarken haben vor etwa einem Jahr damit begonnen, Smartwatch-Apps mit Spritz-Technologie aufzubauen. Wann kommt das erste Pay-per-Buchstabe-System auf den Markt?

Und wann kommt die experimentierwütige Startup-Branche zu dem Schluss, dass man nicht alles, was denkbar ist, auch wirklich ausprobieren muss. Manchmal meint man, in Zeiten von Bitcoins und Venture Capital-Milliarden entstehen Parallelwährungen nicht nur zum klassischen Geld, sondern auch zum gesunden Menschenverstand.

Bildquelle: Sutichak Yachiangkham/Shutterstock.com