Wie gehen Menschen mit Körperstellen um, die sie als fehlerhaft empfinden? Schriftstellerin Maren Wurster beschreibt eine Annäherung an ihren gelähmten Fuß und begegnet dabei gemischten Gefühlen – von Anziehung bis Scham
Der Essay: Maren Wurster
Als Synonym zur Unvollkommenheit schlägt mir der Duden die Blöße vor. Beginne ich doch lieber dort. Ich mache mich also nackt. Nicht um das Unvollkommene an mir zu zeigen. Die Blöße erscheint mir eher als verlässliche Strategie, davon abzulenken, weil sie die Blicke auf sich zieht. Die Unvollkommenheit fällt zwar auch auf, möchte aber ungesehen bleiben. Sie schämt sich. Ich bin lieber entblößt als unvollkommen. Wäre dieser Text eine Familienaufstellung, dann wäre die vorlaute Schwester die Blöße, die leise die Unvollkommenheit, und irgendwo wuselte eine Stiefschwester mit: die Scham. Und da ich mit den Positionen dieser Geschwister etwas erkennen möchte, ...