„Haben Sie an den Weihnachtstagen auch ein bisschen viel geschlemmt und fi nden sich deshalb eventuell ein paar Pfunde zu viel an Bauch und Hüften? Die möchten Sie schnell wieder loswerden? Doch wie? Nutzen Sie die Euphorie des neuen Jahres und setzen Sie Ihre guten Vorsätze in die Tat um. Mit der neuen „Joy“-Diät schaffen Sie es. Denn sie basiert auf neuesten Forschungsergebnissen und außerdem werden dank eines ausgeklügelten Diätparcours in rasanter Geschwindigkeit erste Erfolge sichtbar. Das motiviert! So schaffen Sie acht Kilo in zwei Wochen. Das muss Ihnen erst mal einer nachmachen! Eines gleich vorweg: Einfach wird’s sicher nicht, denn es sind ein paar „harte“ Diättage eingebaut, die Sie vielleicht an Ihre Grenzen bringen werden. Aber keine Sorge, es ist zu machen und manchmal dürfen Sie auch ein bisschen sündigen. Sicher ist jedenfalls: Sie werden in nur zwei Wochen Ihre Traumfi gur erreichen!“
Mit diesen Worten wirbt das Magazin Joy für die hauseigene Blitzdiät. Und ist recht geschickt darin, die potenziellen Abnehmerinnen, schon rein sprachlich gesehen, um den Finger zu wickeln. Angesprochen wird die Schar derjenigen, die ständig auf Diät sind, die dabei schon auf den Bauch gefallen und nun frustriert ist.
Simples Rechenexempel
Ein Taschenrechner würde genügen, um zu entlarven, dass die Illustrierten nur mit unseren Erwartungen spielen. Schon rein rechnerisch ist es nicht möglich, in kurzer Zeit sehr viele Kilos einzuschmelzen. In den ersten Tagen verschwinden noch gar keine Pfunde. Der Körper baut bei drastischer Kalorienreduzierung als Erstes die Zuckerdepots ab. Und Zucker ist im Körper als Glykogen gespeichert, das zu 80 Prozent aus Wasser besteht. Sitzt der Hosenbund nach einigen Tagen schon nicht mehr so eng, liegt das am Wasserverlust, der aber noch keine echte Gewichtsabnahme ist. Der Körper muss erst ran an den Speck. Um ein Kilo Fett abzubauen, müssen rund 7.000 Kilokalorien eingespart werden. Gibt es, wie bei den meisten Blitzdiäten, ca. 1.000 Kalorien am Tag zu essen, werden also rund 1.300 Kalorien täglich eingespart, vorausgesetzt eine Frau isst üblicherweise 2.300 Kalorien. Es dauert somit schon gute fünf Tage, bis das erste Kilo Fett weg ist.
Ein schönes Umfeld für die Werbung
Die meisten bunten Blätter schwatzen das Blaue vom Himmel herunter. Diätthemen als solches garantieren, dass das Blatt gekauft wird. Egal, welche nun propagiert wird. Fast immer fi ndet sich im Umfeld der Blitzdiät Werbung für Diät- oder Lightprodukte. Offenbar unvermeidlich auch die Vorher-Nachher-Bilder von Frauen, die es angeblich geschafft haben, in 30 Tagen 15 Kilo abzunehmen. Internetforen mit euphorischen Lobhudeleien für das Abspeckmittel xyz oder die Entzückungsschreie über das easy Abnehmen mit der Ananasdiät oder einer anderen Ruck-zuck-Kur tun ihr Übriges. Wie überhaupt allerorten vorgegaukelt wird, dass es kein Problem sei, rank und schlank daherzukommen. Die Werbung setzt fast ausschließlich auf dünne Menschen, seien es Größe-38-Frauen, die das neueste Maggi-Fix präsentieren oder ranke Mütter, die über die schmutzige Wäsche ihrer Lieben klagen. Und auch die Mode wird immer noch von Hungerlatten vorgeführt, selbst die in Größe 44.
Da kann Frau sich kaum entziehen und startet halt doch noch einen Versuch in Sachen Traumfi gur. Auch wenn im Hinterstübchen schon irgendwie klar ist, dass es mit Joy-Blitz- Diät und Co. nicht klappen kann. „Hab heut am zwölften Tag der Diät aufgegeben“, sagt eine, die sie ausprobiert hat, im Internet. „Leider wollte die Waage nicht so, wie ich es wollte. Insgesamt hat die Diät leider nur zwei Kilogramm zerschmolzen. Hab das Gefühl, ich würde jeden Moment ’ne Heißhungerattacke bekommen … ahhhhhh. Bin ein bisschen verzweifelt.“
Mit schöner Regelmäßigkeit. Keine Frauenzeitschrift ohne die perfekte Diät.
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