... Empfehlungen abgeleitet wurden. Dazu wurde ein Fortbildungskonzept erstellt, das in Form von Tagesseminaren und Inhouse-Workshops angeboten wird.
Kosten und Wirtschaftlichkeit
Die Mehrinvestitionen von Wohngebauden gegenuber dem aktuellen EnEV-2016-Standard fur KfW-Standards und Passivhausgebaude unterschiedlicher Optimierungsstufen hangen nicht unwesentlich von der Art der Planung ab. Etwa 70 % der Planer realisieren Werte gemas Abbildung 1, Planer mit Erfahrung im energieeffizienten Bauen konnen deutlich gunstigere Werte gemas Abbildung 2 erreichen. Im Vergleich dazu zeigten erganzende Untersuchungen eine hohe Anzahl von auserst relevanten Kostentreibern, die sich derzeit vor allem aus der Marktsituation, der Vergabeart und naturlich den technischen Standards ergeben (Abbildung 3). Im Vergleich dazu liegen die energetisch bedingten Mehrinvestitionen fur Effizienzstandards vergleichsweise niedrig. Erfahrene Planer mit Willen zur Kostenoptimierung bieten beste Voraussetzungen fur wirtschaftliches Bauen.
Ordnungsrecht und Förderung
Das Gebaudeenergiegesetz (GEG) ist ein sinnvoller Ansatz, indem es EnEG, EEWarmeG und EnEV miteinander verbindet. Das GEG kann allerdings nur erfolgreich sein, wenn es von Planern und Entscheidern verstanden wird. Es muss deshalb deutlich vereinfacht werden. Das gilt insbesondere fur das Rechenverfahren. Die DIN 18599 bildet die zukunftigen hocheffizienten Gebaude physikalisch nur bedingt richtig ab. Eine vereinfachte Fassung fur Wohngebaude konnte das Problem losen. Zudem erfordert die zukunftige erneuerbare Versorgung vollig neue Anforderungsparadigmen fur die Gebaudetechnik, die dringend auf einfache Form in das GEG einbezogen werden mussen. Grundlage fur ein GEG im Sinn der Klimaschutzziele ist ein zukunftsfahiger Effizienzstandard, der ab 2021 eine wirtschaftliche Form heutiger Best-Practice-Techniken im Bereich des Passivhaussegments abbilden muss. Da moglicherweise fur einige Jahre solch ein Standard nicht vollstandig wirtschaftlich ist, kann parallel dazu eine degressiv verlaufende „Forderung eines Deckungsfehlbetrages zur Wirtschaftlichkeit“ erfolgen. Dies bietet sich im Sinn der bisherigen KfW-Programme an. Zugleich werden durch diesen Prozess in der Bauwirtschaft innovative Techniken in der Breite verankert, was sinkende spezifische Kosten bewirken und somit die Wirtschaftlichkeit innerhalb weniger Jahre herbeifuhren wird. Dabei ist es eine Frage des verantwortungsvollen Umgangs mit Steuergeldern, ob sich die Fordersatze an Best-Practice-Planung oder an Akteuren am Ende der Know-how-Skala orientieren. Sicher ist jedenfalls, dass ohne ein sinnvolles Austarieren von Ordnungsrecht und Forderung die Klimaschutzziele nicht zu erreichen sein werden.
Planungsqualität und Qualifizierung
Erfahrene und motivierte Planer setzen zukunftsfahige Bauvorhaben mit hoher Kosteneffizienz um. Diese Feststellung lasst sich als zentrales Ergebnis des Forschungsvorhabens fest- halten. Die beteiligten Wohnungsunternehmen legen hohen Wert auf Architekten und Fachplaner, die sowohl Referenzen in diesem Sinn vorweisen konnen als auch Motivation zu kosteneffizientem Bauen mitbringen. Die Workshops des Forschungsvorhabens mit den beteiligten Wohnungsunternehmen erwiesen sich als extrem konstruktiv und stellten eine deutliche fachliche Bereicherung der Beteiligten dar. Deshalb wurde auf Basis der gewonnenen Erfahrungen ein Tagesseminar-Konzept fur Planer und ein Inhouse-Workshopkonzept fur Planungsteams erstellt. Diese Fortbildung wird wahrend der kommenden zwei Jahre angeboten.
Resümee
Das Forschungsvorhaben „Kostengunstiger und zukunftsfahiger Geschosswohnungsbau im Quartier“ gewann wahrend der dreijahrigen Projektlaufzeit massiv an Aktualitat. Angemessenes Wohnen ist Grundbedurfnis eines jeden Menschen. Fehlt dafur die Voraussetzung, entstehen Angste und in der Folge Unzufriedenheit und soziale Konflikte. Es ist zentrale Aufgabe eines Staates, fur gute Rahmenbedingungen zu sorgen. Wohnen muss bezahlbar bleiben, den Bedurfnissen der Bewohner entsprechen und zugleich den grosen Fragestellungen unserer Zeit gerecht werden. Der Klimaschutz wurde durch Fridays for Future zum Ende der Projektlaufzeit zu einem zentralen Thema. Zu den gewaltigen Herausforderungen konnte im Rahmen des Forschungsvorhabens eine Fulle an Informationen und innovativen Ansatzen zusammengetragen werden, wozu neben dem Projektbeirat und den Industriepartnern vor allem funf engagierte Wohnungsunternehmen intensiv beigetragen haben.
DR. BURKHARD SCHULZE DARUP führt seit 1987 als freischaffender Architekt zahlreiche Sanierungs- und Neubauprojekte im Sinne der Ressourceneffizienz und passiver Solararchitektur mit Passivhaus- und Plusenergie-Komponenten durch. Er hält Vorträge, gibt Seminare und arbeitet in Gremien und an zahlreichen Forschungsprojekten. www.schulze-darup.de