... frage ich mich, wer da wen schmückt: die Rose den Zaun oder der Zaun die Rose“, sagt sie lachend. Geradezu malerisch lehnen sich ‘Louise Odier’, ‘Stanwell Perpetual’, ‘Maiden’s Blush’ und viele andere Sorten an bemooste Zäune.
Alba-und Gallicarosen
Der landwirtschaftliche Hof von Familie Schmutz liegt in Niederbayern, er ist umgeben von Feldern und Wald. Im Garten sind unter den mehr als 300 Rosensträuchern und 170 Sorten vor allem die Alba-und Gallicarosen vertreten. Albarosen vertragen den Halbschatten recht gut, deshalb sind etliche von ihnen in einem Beet direkt am Waldrand gepflanzt. Es geht fließend über in die wilde Vegetation von Springkraut, Efeu und Brombeerranken. Die sehr robusten und frostharten Pflanzen behaupten sich an ihrem Standort.
ROSEN SCHNEIDEN
Damit Rosen gesund und kompakt wachsen, ist der Schnitt eine wichtige Maßnahme. Dabei sind vor allem der Zeitpunkt des Rückschnitts und der Rosentyp entscheidend.
• Einmalblühende Rosen schneidet Andrea Schmutz grundsätzlich nach der Blüte zurück. Öfterblühende Rosen schneidet sie zur Forsythienblüte im Frühjahr.
• Ein kräftiger Schnitt in den ersten Jahren ist wichtig, damit die Rose sich gut verzweigt und Blüten bis zum Boden bildet. Die Gartenbesitzerin kürzt ihre Rosen meist um ein Drittel bis zur Hälfte ein und achtet dabei auf eine runde Form. Mit dieser als „Scarman-Schnitt“ bekannten Methode (nach dem englischen Rosenzüchter John Scarman) erreicht sie, dass die Rosenbüsche unten nicht verkahlen.
• Ab dem vierten Standjahr schneidet sie deshalb bei jeder Rose zwei bis drei ältere Triebe bodennah ab. Diese werden im Frühjahr entfernt; ohne das Laub hat sie einen besseren Überblick über die Triebe. So bleiben die Rosen gesund und sie fördert damit das Wachstum von jungen Trieben. In den glatten jungen Trieben hält sich Feuchtigkeit weniger als in den rissigen alten Trieben, die einen Nährboden für Pilzkrankheiten bieten.
Wie Lichtpunkte heben sich die hellen, feinen Blüten der bis zu zwei Meter hohen Albarose ‘Céleste’ vom dunklen Laub der Bäume ab. An den ebenfalls sehr robusten Gallicarosen liebt die Rosensammlerin die satten, dunklen Farben vieler Sorten. Immer noch gehört die erste historische Rose in ihrem Garten zu ihren Favoriten: ‘Charles de Mills’ mit ihren großen schalenförmigen Blüten und einer langen Blütezeit. Gallicarosen haben auch zarte Blütenfarben so wie die ‘Belle Isis’ in seidigem Rosa. Sie hat kugelige Knospen, die von gezackten Kelchblättern eingefasst sind. Aufgeblüht duftet sie würzig nach Myrrhe.
Lieblingssorten
Neben den robusten Sorten schätzt Andrea Schmutz die zartrosa blühende Albarose ‘Félicité Parmentier’. Ihr Charme und zugleich ihre Schwäche sind die regenempfindlichen hauchdünnen Blütenblätter. „Auch das Wetter ist entscheidend, ob eine Rose als Augenweide erscheint“, sagt die Rosenfreundin. Moosrosen haben reizvolle Knospen mit eigenartigen harzigen Kelchblättern – in ihrem Garten blühen ‘Henri Martin’und ‘Chapeau de Napoléon’ (Syn. ‘Cristata’). Ein weiterer Liebling ist die Damaszenerrose ‘Leda’. Andrea Schmutz mag ihr Farbenspiel: Die dunkelroten Knospen öffnen sich zu rahmweißen Blüten mit unregelmäßigen Rändern und Sprenkeln in dunklem Karmesinrot. Im Garten steht sie neben ihrem Abkömmling ‘Pink Leda’. Bei dieser Rose zeichnet sich der dunkle Rand im reinen Rosa der Blüte weniger ab. „‘Pink Leda’ behält jedoch nach starken Regenfällen ihre Schönheit.“ Beide Sorten blühen reich und lange, dazu verströmen sie einen intensiven Duft.
Pflegeleichte Begleiter
Als Begleitpflanzen wählt Andrea Schmutz vor allem naturnahe Arten und Wildstauden, die sich ohne besondere Pflege erhalten und vermehren. Spornblumen, Jungfer im Grünen, Akelei, hohes Eisenkraut, Karthäusernelken und Fingerhut säen sich großzügig aus und malen so jedes Jahr ein neues Gartenbild. Blutweiderich, Salbei, Rosenwaldmeister, verschiedene Storchschnäbel und die ausdauernde weiße Königskerze sind ebenfalls pflegeleichte Begleiter. Im Beet am Waldrand leuchten die weißen Blütenstände von Baldrian und Zierlauch zwischen den üppig blühenden Rosenbüschen hervor.
Clematis als Partner
„Rosen wirken am besten mit filigranen Begleitpflanzen – sie unterstreichen die Schönheit der Rosen, stehlen ihnen aber nicht die Schau“, sagt die Gärtnerin. Sie empfiehlt Clematis, die geschickt kombiniert entweder zusammen mit den Rosen oder aber anschließend an diese blühen. Die hohen rankenden Sorten passen gut zu Kletterrosen. Buschig wachsende Staudenclematis harmonieren mit Strauchrosen und eignen sich zum Verbergen verkahlender Zweige. Den Austrieb der Clematis schützt Andrea Schmutz mit speziellen Ringen vor Schnecken. Ein Pflegeaufwand, der sich lohnt. Neben den Strauchrosen sind nur die niedriger bleibenden Staudenclematis gepflanzt. Je nach Sorte werden sie nur 50 Zentimeter bis zu einem Meter hoch. So kommt es beim sommerlichen Rückschnitt nicht zu Problemen. Bei den von Clematisranken durchwachsenen Kletterrosen wird der Schnitt erst nach der Blüte der Clematis durchgeführt. „Die Clematis kann schnell neu austreiben und manche Sorten bringen noch weitere Blüten hervor.“
Ro senzauber: intens iver Duft und dicht gefüllte B lüten
Auf schwierigem Boden
Sogar verdichtete Böden tolerieren die robusten historischen Rosen. Eine Fläche am Waldrand war für Andrea Schmutz eine Herausforderung: ein Untergrund aus Bauschutt mit einer höchstens 30 Zentimeter tiefen Erdschicht mit tonigem Lehm. Oft kam nach dem Spaten die Spitzhacke oder gar ein Bagger zum Einsatz. Trotz der schwierigen Bodenverhältnisse gedeihen die Rosen auf dem Gelände prächtig.
Suche nach Nährstoffen
Mit der richtigen Pflege erreicht die Rosenliebhaberin eine Winterhärte und zugleich die optimale Anpassung an den Standort: In den ersten drei bis vier Jahren nach der Pflanzung werden die Rosen nicht gedüngt, auch nicht im Pflanzloch. „Sie sollen auf der Suche nach Nährstoffen ein tiefes, gut verzweigtes Wurzelwerk ausbilden“, sagt sie. Später bekommen sie jedes zweite Jahr eine Handvoll Kompost. Die Rosen am Waldrand sind davon ausgenommen, hier fallen jedes Jahr Blätter, die sich zu Humus zersetzen. Beim Schnitt der Begleitstauden im Herbst schneidet die Rosengärtnerin das Material gleich an Ort und Stelle klein und verteilt es als Mulch zwischen die Rosen. Im August gibt sie allen Rosen einen Esslöffel Patentkali, damit die Triebe besser ausreifen. Es wird weder angehäufelt noch abgedeckt. Obwohl es im Winter bis zu minus 23 Grad kalt werden kann, treten keine nennenswerten Frostschäden bei den historischen Rosen auf.
Verblühtes entfernen
„Zur Rosenzeit bin ich oft schon um fünf Uhr morgens im Garten, um Verblühtes abzuschneiden“, sagt Andrea Schmutz. Diese Tätigkeit ist für sie keine lästige Pflicht, sie dient eher der Entspannung. Und sie erhält das schöne Gartenbild. Der Rückschnitt verhindert, dass sich Abgeblühtes bei Regen um Knospen wickelt, mit ihnen verklebt und sie so am Aufblühen hindert.
Buttermilch und Kerzenlicht
Rehe und Feldhasen sind häufige Besucher im Garten, die frischen Rosenaustrieb und zarte Knospen mögen. Um den Verbiss in Grenzen zu halten, wendet Andrea Schmutz zwei Methoden an. Sie hängt kleine Büschel ungewaschener Schafwolle in die Rosensträucher. Zusätzlich spritzt sie Buttermilch über die jungen Triebe, in einer Verdünnung von 1:10 mit Wasser – zum Austrieb der Rosen im Frühjahr, im Frühsommer, kurz bevor die Knospen aufgehen, und beim frischen Austrieb nach dem Sommerrückschnitt.
Die Behandlung mit Buttermilch hat sich außerdem gegen Mehltau bewährt. Die Feldhasen fressen eher an den niedrigen Rosen direkt vor dem Haus. Andrea Schmutz stellt manchmal nachts Gläser mit brennenden Kerzenstummeln in den Vorgarten. „Das Flackern mögen die Hasen nicht“, weiß sie aus ihrer Erfahrung. Rosenwurzeln sind zudem eine Delikatesse für Wühlmäuse. Nach vielen Verlusten in der ersten Zeit pflanzt sie nun neue Rosen und Clematis in selbst hergestellte Körbe aus engmaschigem Kaninchendraht – ein etwas aufwendiges, aber effektives Verfahren.
Natürliche Helfer
Das reiche Angebot an Rosen lockt ebenfalls die üblichen Schädlinge an: Läuse, Rosentriebbohrer und Rollwespen. Hier zeigt sich die Gärtnerin gelassen. Im naturnahen Garten leben zahlreiche Vögel, Insekten und andere Nützlinge. Alle zusammen sorgen für ein Gleichgewicht, in dem Schädlinge nicht überhandnehmen können. Meisen, Feldwespen, Marienkäfer und ihre Larven sorgen dafür, dass Läuse spätestens nach zwei Wochen verschwunden sind. Von Rosentriebbohrern befallene, welkende Triebe schneidet sie einfach ab. Die Rosenrollwespe hat sich nicht als flächendeckende Plage entwickelt, sondern tritt nur bei einigen Rosensorten auf – zudem an schattigen Standorten.
Für Andrea Schmutz überwiegt noch heute der Charme der historischen Rosen, ihr malerischer Wuchs, die Blütenfülle und der Duft.
Text: Barbara Ehlert