INDIEN
Gern wäre ich wieder Mönch. Im Thikse-Kloster ist das Essen gut, es kommen viele Besucher und man ist irgendwie glücklich«, sagt Tsewang Namgyal. Der 28-jährige Buddhist aus Chuchot, einem 1.800-Einwohner-Dorf im nordindischen Ladakh, steht vor dem fast 600 Jahre alten Gelbmützen-Kloster. Dessen weiß getünchte Tempelgebäude stapeln sich über Terrassen einen Hügel hinauf, ganz nach dem Vorbild des berühmten Potala-Palastes in Tibet, dem einstigen Regierungssitz der Dalai Lama.
Im Hintergrund ragen die schneebedeckten 6.000er-Gipfel der Ladakh Range in den Himmel. Im Tal rauscht Indiens längster Fluss, der Indus, durch eine grüne Oase aus saftigen Feldern, schlanken Weiden und tibetischen Wohnhäusern. Tsewang faltet die Hände, so dass die Gebetskette an seinem Handgelenk klappert. »Ich bin bei meinen Großeltern aufgewachsen. Oma und Opa hatten nicht viel Geld und so schickten sie mich mit acht ...