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Kopfschmerzen bei Kindern: Einfach mal abschalten


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ÖKO-TEST Ratgeber Gesundheit & Fitness - epaper ⋅ Ausgabe 5/2009 vom 04.08.2010

Kopfschmerzen sind schon bei Schulkindern die Krankheit Nummer eins. Eltern halten die Beschwerden oft für eine harmlose gesundheitliche Störung. Doch hinter dem Leiden können ernst zu nehmende Ursachen stecken.


Foto: Banana Stock

Auch bei den Jüngsten haben Kopfschmerzen in den vergangenen dreißig Jahren deutlich zugenommen. Studien in Deutschland und Skandinavien ergaben, dass im Vorschulalter etwa 20 Prozent der Kinder über gelegentliches Kopfweh klagen – fünf Mal mehr als vor dreißig Jahren. Am Ende der Grundschulzeit haben bereits mehr als die Hälfte solche Beschwerden. Bei Jugendlichen schwanken die Zah len je nach Studie zwischen 65 und über 80 Prozent. Zwei Drittel der über 13-Jährigen leiden an Spannungskopfschmerz, etwa zwölf Prozent an Migräne.

Wissenschaftler streiten noch: Hat die Zahl der diagnostizierten Kopfschmerzfälle zugenommen, weil die Lebensumstände der Kinder anstrengender geworden sind? Oder wird heute auch kleinsten Un pässlichkeiten einfach mehr Aufmerksamkeit geschenkt als früher? Ärzte und Pädagogen jedenfalls sind davon überzeugt, dass der moderne Lebensstil die Krankheit begünstigt. Arbeitsbelastung, Lärm und Unruhe in der Schule, ein volles Freizeitprogramm, täglich viele Stunden vor dem Fernseher oder Computer – Kinder sind einer Flut von Sinnesreizen ausgesetzt, die sie kaum verarbeiten können. Mit den Kopfschmerzen zieht der Körper die Notbremse, nehmen Experten an. In einer Untersuchung zur „gläsernen Schule“ in Schleswig-Holstein wurde festgestellt, dass Kopfweh der häufigste Grund ist, weshalb Kinder den Unterricht versäumen. Weiteres Ergebnis der Studie: Je nied riger der Bildungsgrad, desto mehr Schüler waren betroffen. Zu den Hauptrisikofaktoren zählten außerdem ein geringes Einkommen der Eltern, soziale Probleme und beengte Wohnverhältnisse. Vor allem waren aber Schüler mit mehr als vier Hobbys gefährdet.

Halbe Portion – halbe Dosis?

Wie die Erwachsenen bekämpfen auch Kinder den Schmerz oft mit Medikamenten. Über 80 Prozent der Zehnjährigen mit Kopfschmerzen neh men regelmäßig Schmerzmittel ein, die sie meistens von ihren Eltern bekommen. Dabei gilt offenbar die Devise: Ich gebe meinem Kind die halbe Dosis von dem, was mir hilft. So werden Verhaltensmuster geprägt, die ein Leben lang anhalten. Hinzu kommt: Viele der Pillen eignen sich nicht für Kinder oder sind zumindest für Kinder und Jugendliche nicht erprobt. So kann Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin ) bei jüngeren Kindern das Reye-Syndrom auslösen, eine seltene, aber ernsthafte Erkrankung des Gehirns und der Leber. Kombipräparate wieSpalt Plus oderThomapyrin enthalten Koffein und sind schon deshalb für Kinder tabu. Die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) empfiehlt nur zwei rezeptfreie Wirkstoffe, die in allen Altersstufen eingesetzt werden können: Ibuprofen und Paracetamol. Die DMKG-Experten weisen aber auch darauf hin, dass kindlichem Kopfschmerz in erster Linie mit nicht medikamentösen Maßnahmen begegnet werden sollte.

Sinnvoll ist Entspannung, besonders, wenn Kinder auf Stress mit Kopfschmerz reagieren. Abschalten gilt auch für Computer oder Fernseher. Viel Bewegung, ausreichend Schlaf und Flüssigkeitszufuhr beugen den Beschwerden vor. Wichtig für die geplagten Kinder auch ein regelmäßiger Tagesablauf mit festen Essens- und Schlafenszeiten.

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