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KUNST & AUSSTELLUNG


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INKA Stadtmagazin - epaper ⋅ Ausgabe 196/2025 vom 01.10.2025

Städtische Galerie: Özlem Günyol & Mustafa Kunt

Mit „Ratatataa“ präsentiert die Städtische Galerie die erste institutionelle Einzelausstellung des Künstlerduos Özlem Günyol und Mustafa Kunt in Deutschland. Der lautmalerisch-provokante Ausstellungstitel verweist auf zentrale Themen der Schau: Klang, Sprache und Symbol als Träger gesellschaftlicher Machtstrukturen. Ihr künstlerisches Prinzip liegt in der stillen Inszenierung gesellschaftskritischer Fragen. Ein zentrales Thema ist das Verhältnis von Kunst und öffentlichem Raum. Ihre jüngste Arbeit „Paranoid Circles“ (2025) ist zu Beginn der Ausstellung noch nicht abgeschlossen: Ein Panzer wird auf einer lackierten Stahlfläche fahren und sich wiederholt im Kreis drehen. Durch die kontinuierliche Bewegung sollen sich feine Spuren im Metall zeigen und eine abstrakte Zeichnung entstehen. Diese wird ab November im Lichthof der Städtischen Galerie präsentiert und verweist auf die ursprüngliche Nutzung des Gebäudes als Waffen- und Munitionsfabrik. Die Installation „Free Solo“ (2019-’25) greift ebenfalls auf Strukturen des öffentlichen Raums zurück. Günyol & Kunt übersetzen Details zahlreicher Statuen und Denkmäler in Frankfurt, Istanbul, Çanakkale und Karlsruhe in reale Klettergriffe und laden zum aktiven Erkunden der Wand ein. Seinen Ursprung hat das Werk dabei nicht im Sport, sondern im kollektiven Impuls, sich bei Feierlichkeiten oder sozialen Unruhen des öffentlichen Raums zu bemächtigen und Denkmäler zu erklettern. Gezeigt werden rund 30 Werke, die zwischen 2004 und ’25 entstanden. Günyol (geb. 1977) und Kunt (geb. 1978) studierten in Ankara Kunst, danach in Frankfurt, Günyol bei Ay?e Erkmen, Kunt bei Wolfgang Tillmans. -rw 27.9.-12.4.26, Städtische Galerie Karlsruhe

ZKM: Amna Elamin. Unfamiliar Ceilings

„Unfamiliar Ceiling“ ist Amna Elamins (Foto: Christina Zartmann) Erzählung einer persönlichen Reise – einer kriegsbedingten Entwurzelung. Die installative Arbeit folgt den leisen, oft unsichtbaren Spuren, die Konflikte in unser Leben zeichnen und unser Verständnis von Heimat verändern. Sie erinnert an das, was der Krieg uns nimmt: die Selbstverständlichkeit von Sicherheit, die Vertrautheit jener Räume, die uns heilig waren, und das gewiss geglaubte Gefühl von Zugehörigkeit. Sie spricht von Aufbruch und Ankunft, von Wegen durch Unsicherheit und von der langen inneren Arbeit, sich ein neues Dasein zu erschließen. Darin setzt sie sich mit politischen Ungleichheiten, kollektiver Erinnerung und den ethischen Dimensionen menschlicher Erfahrungen auseinander. An der Schnittstelle von visuellem Journalismus, digitaler Kunst und gesellschaftlichem Engagement entfaltet sie eine Praxis, die kritische Reflexion mit gestalterischer Kraft verbindet. Amna Elamin ist visuelle Geschichtenerzählerin und kreative Forscherin und im Jahr 2025 Gastkünstlerin am ZKM, wo sie diese Arbeit entwickelte. Elamin hat für Beam Reports und Atar Network visuelle Erzählungen und Kampagnen entwickelt, die drängende soziale und politische Realitäten im Sudan beleuchten und komplexe Themen in vielschichtige, nachhallende Geschichten verwandeln. Als Mitbegründerin und Leiterin des Medienbüros der School Feminist Society hat sie Projekte konzipiert, die marginalisierten Stimmen Gehör verschaffen. Darüber hinaus engagiert sie sich ehrenamtlich für analphabetische Kinder in Rehabilitationseinrichtungen und treibt lokale soziale Anliegen voran. -rw · Vernissage: Fr, 10.10., 16 Uhr, bis 11.1.26, ZKM, Eintritt frei

The Story That Has Just Begun. Die NFT-Sammlung des ZKM

Hightech-Art trifft auf Hightech: Mit „The Story That Has Just Begun“ präsentiert das ZKM in der Konzernzentrale der EnBW eine Auswahl seiner NFT-Sammlung. Obwohl die ersten NFTs schon 2014 entstanden, nahm die breite Öffentlichkeit erst ’21 Notiz von dieser neuen Kunstrichtung, als solche digital zertifizierten Bilder für mehrere Mio. Dollar versteigert wurden. Bereits Ende 2017 erwarb das ZKM eine Reihe von NFTs und gehört damit weltweit zu den ersten Institutionen, die Crypto-Art in ihre Sammlung aufnahmen. „The Story That Has Just Begun“ lädt so zur Auseinandersetzung mit einer immer noch jungen, sich rasant entwickelnden Kunstform ein, die für die Vision eines dezentralen Internets steht. Die Ausstellung findet im Rahmen der neuen ZKM-Sammlungsausstellung „The Story That Never Ends“ statt. Mehr in den folgenden Ausgaben. (Abb.: Hideki Tsukamoto – „Singularity #761“, 2020) -rw Vernissage: Mi, 22.10., 18 Uhr, bis 1.2.26, EnBW-Konzernzentrale, Eintritt frei

Städtische Galerie: Pe Wolf – Ohne Titel

Schnitt, Verschiebung, Verdoppelung: Mit präzisen Eingriffen schafft Pe Wolf eigenständige Bildwelten, die den Blick auf die Wirklichkeit neu ausloten. Seine Kunst schöpft aus Alltagsbeobachtungen und verwandelt persönliche Momente in universelle Erzählungen. In seinen Werken hinterfragt er kritisch die Rolle der Fotografie als Medium, dessen Potenziale zur Reproduktion und Manipulation er erkundet und reflektiert. Nur selten entpuppt sich ein Motiv als das, was beim ersten Blick wahrgenommen wird: Feine Verbindungslinien offenbaren das Zusammenfügen zweier Fotografien. Sein zentrales Thema ist die Zeit, die Flüchtigkeit des Augenblicks. Wolf (geb. 1944) prägte von 1971 bis 2009 als Leiter der Werkstatt für Fotografie an der Kunstakademie Karlsruhe ganze Generationen angehender Künstler. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog. -rw · bis 2.11., Städtische Galerie Karlsruhe

Ursula Blicke Stiftung: Kinga Toth

In Cyrano de Bergeracs Roman „L’ autre Monde“ aus dem 17. Jh. unternimmt der Protagonist eine Reise zum Mond. Dort trifft er eine wunderliche Klientel an. Die Bewohner ernähren sich von Duft, benutzen Sonette als Zahlungsmittel und verständigen sich mithilfe von Klängen und Tönen. „Mondgesichter“ heißt das jüngste Buch der Lyrikerin und intermedialen Künstlerin Kinga Tóth (Foto links: Borbala Zergi). Bei ihren Auftritten inszeniert sie ihre Texte, als sei sie direkt aus de Bergeracs Roman entsprungen, klanglich und visuell in Performances und Installationen. Mit ihrer vielfältigen Vokaltechnik erschafft sie einen Chor aus Körpertönen, Texten in verschiedenen Sprachen, Maschinengeräuschen und Elementen aus Volksliedern. Kinga Toth (geb. 1983, Ungarn) ist Sprachwissenschaftlerin, Visuell-Klang-Poetin, Illustratorin und Kulturmanagerin. Toth schreibt auf Deutsch, Ungarisch und Englisch und stellt ihre Texte in Installationen und Performances dar. Für ihre Arbeit bekam sie 2020 den „Hugo Ball Förderpreis“ und den „Bernard Heidsieck Prix“. Ihre Text-Foto-Installationen sind in Tallin, ihre grafischen Gedichte im Centre Pompidou zu finden. Eine der spannendsten Künstlerinnen der Gegenwart! In einem Song des Lyrikers Orest Skakun aus Rumänien, der lange in Karlsruhe lebte, begegnen wir dem russischen Kosmonauten Aleej Leonow, der am 18.3. 1965 als erster Mensch einen Weltraumspaziergang unternahm, er dauerte zwölf Minuten und neun Sekunden. „Der Roboter schämt sich automatisch“ (Abb. rechts) nennt Orest Skakun seinen Konzertauftritt, bei dem sein Sprechgesang – quasi als Kontrapunkt zum Digitalen – durch Einspielungen von drei Kassettendecks begleitet wird. Skakun hat neben Installationen und speziellen künstlerischen Formaten auch zahlreiche musikalische Alben veröffentlicht; das erste 2003 mit Jürgen Galli und Cécile Noel. Er lebt und arbeitet in Berlin. -rw · Fr, 24.10., 19 Uhr, Ursula Blickle Stiftung, Mühlweg 18, Kraichtal-Unteröwisheim, Eintritt frei

Benefizkunstversteigerung für Zesia/Aids-Hilfe

Große Kunst zu kleinen Preisen und für einen guten Zweck: Ein tolles und wichtiges Event der hiesigen Kulturlandschaft ist die alljährliche große Aids-Hilfe-Benefizversteigerung. Viele Künstler stellen dem Förderverein Werke aus ihrem aktuellen Schaffen zur Verfügung – darunter auch Unikate aus privaten Sammlungen und Nachlässen. So entsteht stets eine tolle Auswahl diverser Stile und Formate. Durch die Auktion führt die langjährige Leiterin und Initiatorin Karin Krauss mit Unterstützung von TV-Moderator und Kunstkenner Markus Brock. Mit ihrer Erfahrung, Expertise und Leidenschaft für Kunst darf man sich auf eine spannende wie unterhaltsame Veranstaltung freuen! Auf www.zesia-ka.de kann man vorab Lieblingsstücke ausgucken. (Foto: Tom Kohler) -rw · So, 19.10., Öffnung: 13 Uhr; Versteigerung: 15 Uhr, Fleischmarkthalle

Heilbronn: Werkschau Elfriede Lohse-Wächtler

Die Malerin und Zeichnerin Elfriede Lohse-Wächtler (1899-1940) zählt mit ihrer unverwechselbaren Bildsprache zu den bedeutenden Künstlerinnen des frühen 20. Jh. Bereits während ihres Studiums in Dresden verließ sie mit 16 Jahren das Elternhaus und sicherte sich mit Werbegrafiken, Buchillustrationen und der damals populären Batikkunst den Lebensunterhalt. Unter dem Pseudonym Nikolaus Wächtler wurde sie ab 1917 Teil der Dresdner Avantgarde. Zu ihrem Umfeld zählten Künstler wie Otto Dix und Berliner Dadaisten wie Johannes Baader und Raoul Hausmann. 1925 erlebte sie in Hamburg ihre künstlerisch produktivste und erfolgreichste Phase. Trotz wirtschaftlicher Not und Krisen – die 1929 zu einem ersten Aufenthalt in der Psychiatrie führten – entstanden Werke von großer Ausdruckskraft und Intensität, die den Alltag auf St. Pauli zeigen. Ihr Leben endet tragisch mit Zwangseinweisung, 1940 wird sie im Rahmen der NS-„Aktion T4“ ermordet. Die Ausstellung zum 125. Geburtstag der Künstlerin wird ergänzt um Werke ihrer Zeitgenossen Dix und Felixmüller und zeigt rund 100 Arbeiten aus öffentlichen und privaten Sammlungen. (Abb: Lissy, 1931, Aquarell über Bleistift, Privatsammlung, Städel Museum, Frankfurt am Main) -rw · bis 2.11., Kunsthalle Vogelmann, Heilbronn

Axel Demmer: Malergrößen aus den 60ern & 70ern

Zentrales Thema der neuen Ausstellung von Galerist Axel Demmer sind drei große Arbeiten von drei berühmten Karlsruher Professoren: Karl Georg Pfahler, Rainer Küchenmeister und Herbert Kitzel. Alle drei in den 20ern geboren und in den 60er und 70er Jahren international bekannt geworden. Pfahler malte abstrakt, die beiden anderen waren der Karlsruher Figuration verbunden. Küchenmeisters Arbeiten wirken zwar wie abstrakte Malerei, aber man erkennt dann Figuren – doch den Köpfen fehlen die Gesichter. Ein Kunsthistoriker deutete: Der junge Küchenmeister saß von 1943bis ’45 im Berliner Stadtgefängnis und tauschte im Geheimen mit der auch dort inhaftierten Cato Bontjes van Beek Briefe, in denen er schrieb, wie wichtig sie für ihn sei, obwohl er nie ihr Gesicht gesehen hatte. Beiden wurde unterstellt, der Widerstandsgruppe „Rote Kapelle“ anzugehören. Cato wurde 1945 hingerichtet und Küchenmeister kam im März ’45 ins Jugend-KZ Moringen, wo er mit viel Glück überlebte. Pfahler wuchs auf dem Land auf und malte fleißig als Kind, kam aber erst mit 22 Jahren mit realer Kunst in Berührung. Die angesagteste Kunst kam damals aus New York mit Arbeiten von Pollock, Rothko, Newman und Robert Motherwell, die in der BRD aber eher unter dem Radar liefen; sie waren Juden und wollten hier auch nicht ausstellen. Pfahler aber orientierte sich an ihnen und hatte großen Erfolg. Kitzel kam ’58 von Halle nach Karlsruhe, Karl Hofer hatte ihn empfohlen. Er malte gegenständlich und entwickelte eine Art abstrakten Expressionismus. In den 60ern erzielten seine Arbeiten immer höhere Preise. Der ganz große Erfolg blieb aber den Abstrakten vorbehalten. Kitzel wie auch z.B. Karl Hubbuch verzweifelten daran und waren länger nicht mehr gefragt. Erst heute setzt eine Renaissance ein, Kitzels Arbeiten haben sich seit ein paar Jahren im Preis verzehnfacht; gerade junge Sammler suchen konzentriert nach seinen Arbeiten. In der Galerie läuft weiterhin die Ausstellung des großen ostdeutschen Malers Harald Metzkes mit Arbeiten auf Papier und Leinwand von 1970 bis 2000. (Foto: Roger Waltz) -rw · bis 1.11., Café Segafredo (Sommerausstellung) & Galerie Axel Demmer (Harald Metzkes)

Schauwerk Sindelfingen: Offene Horizonte

Die Ausstellung „Offene Horizonte“ ist als Erinnerung an das Sammlerpaar Peter Schaufler (gest. 2015) und Christiane Schaufler-Münch (gest. 2025) konzipiert und vereint Highlights der Sammlung von früh erworbenen Arbeiten wie Fritz Ruoffs „Schnurcollage“ bis hin zu jüngsten Erwerbungen, darunter Sam Falls „The Black Forest“ und Bertrand Laviers „Walt Disney Productions 1947-2019 No. 2“. Wie vielfältig Künstler das Thema der Landschaft und der Horizontlinie – im tatsächlichen wie im übertragenen Sinn – umsetzen, wird durch die Auswahl deutlich: von gegenständlichen bis zu abstrakten Werken, von Malerei über Fotografie bis Skulptur. Die rund 30 ausgewählten Kunstwerke aus der Sammlung Schaufler machen die landschaftliche Trennlinie zwischen Himmel und Erde zum Thema und zeigen, wie Kunst – im übertragenen Sinne – den Horizont öffnet. Auf eine andere „Horizonterweiterung“ spielen Sylvie Fleurys „Mushrooms“ an: Sie sind nach Abgüssen von Waldpilzen aus Fiberglas gefertigt und mit einem speziellen Autolack überzogen, der sie in hypnotischen Farben changieren lässt (Foto). Bei Rupprecht Geigers Gemälde „OE 221“ erzeugen Farben und Formen zusammen eine ruhige, fast meditative Stimmung, die an einen Sonnenauf- oder Untergang erinnert. Weitere große Namen der Ausstellung sind Sigmar Polke, Thomas Ruff, Robert Longo und Zero-Künstler Heinz Mack. Dass Kunst zum Nachdenken anregt und die Bereitschaft fördert, sich Neuem zu öffnen, gehörte zu den Aspekten, die Peter und Christiane Schaufler schätzten und die ihre Sammelleidenschaft antrieb. Auch Im Lebens- und Arbeitsumfeld verorteten sie Kunstwerke, sodass sie wie ihre Mitarbeiter beständig von diesen Inspirationen profitierten. Diese Haltung wird bis heute fortgeführt. „Offene Horizonte“ ist somit wegweisend für das Schauwerk in der Phase des Übergangs: Als Sammlermuseum ohne Sammler steht es vor der Aufgabe, sich neu zu positionieren. Der Abschied von gewachsenen Strukturen eröffnet auch einen Raum für neue Perspektiven, aufbauend auf dem Vermächtnis und den Zielen des Stifterpaars. -rw · bis 21.6.26, Schauwerk Sindelfingen

Jockgrim: Albert Haueisen Preis 2024 – Annette Czopf & Viktoria Shylova

Ab Ende Oktober würdigt das Zehnthaus Jockgrim in einer großen Doppelausstellung die beiden „Albert Haueisen Preis“-Trägerinnen des vergangenen Jahres. Den Hauptpreis des Wettbewerbs erhielt die Zeichnerin Annette Czopf für ihre Tintezeichnung auf Baumwollleinwand (Abb.); den Förderpreis die Nachwuchskünstlerin Viktoria Shylova mit ihrem in Öl und Acryl gemalten abstrakten Gemälde. Czopf und Shylova hatten sich gegenüber 391 Mitbewerbern durchgesetzt. Bis 5.10 läuft im Zehnthaus noch die Ausstellung zum 90. Geburtstag des Künstlers Karl Peter Muller – KPM. -rw · Vernissage: So, 26.10., 11 Uhr, bis 16.11., Zehnthaus Jockgrim

Kunstraum Neureut: Thomas Heyl & Lutz Schäfer – „Früherland“

Die Ausstellung „Früherland“ im Kunstraum Neureut nutzt den kleinen, nahezu quadratischen Raum des Alten Milchhäusle als künstlerisches Experimentierfeld. Im Zentrum der Ausstellung steht eine Installation aus teils abstrakten, teils gegenständlichen, monochrom grauen Papiermaché-Arbeiten von Lutz Schäfer (Foto links); abstrakte Papierarbeiten von Thomas Heyl (Abb. rechts) setzen dazu einen starken Kontrast. Mit Ihrer Leuchtkraft, komplexen Geflechten und Dynamik bilden sie eine farbige Resonanz zur Graumodulation der zentralen Skulpturengruppe. Der Titel „Früherland“ assoziiert eine Erinnerungslandschaft und regt an, sich mit eigenen und kollektiven inneren Bildern auseinanderzusetzen. Heyl kombiniert Malerei oft mit Scherenschnitt; seine filigranen Papierarbeiten verschmelzen Malerei und Schnitt zu räumlich wirkenden Bildern und Objekten. Schäfer arbeitet bevorzugt mit Papier und Pappmaché, in Installationen und Objekten verarbeitet er Alltags- und Kulturgüter – wie juristische Texte oder ausgediente Bücher – zu ironisch-reflektierenden Arbeiten. Beide Künstler sind Professoren für Kunst und Didaktik in Freiburg bzw. Karlsruhe. -rw · bis 26.10., Sa So 14-17 Uhr, Kunstraum Neureut

Museum LA8 Baden-Baden: Jaime Ocampo-Rangel – „Memory Of Colors“

„Memory Of Colors“ ist das Lebenswerk des kolumbianischen Fotografen Jaime Ocampo-Rangel und umfasst Fotografien von Menschen aus 40 verschiedenen bedrohten Ethnien weltweit. Eine Begegnung mit Vertretern der „Kogui“ in Kolumbien veranlasste den Künstler zu der Fotoserie, für die er seit 25 Jahren zu indigenen Völkern, ethnischen Minderheiten und bedrohten Kulturen auf dem ganzen Globus reiste, um sie fotografisch zu dokumentieren und vor dem Vergessen zu bewahren. Viele der Porträtierten sind Nachkommen von Menschen, die in ihrem Lebensraum durch Eroberung, Kolonialisierung oder Staatsgründungen zu Fremden im eigenen Land wurden. Sie sind Opfer von Diskriminierung, Entrechtung, Vertreibung, Unterdrückung und sogar Ausrottung und müssen ständig um den Erhalt ihrer Lebensweise, ihres Lebensraums und ihrer Rechte kämpfen, einschließlich des Rechts auf Selbstbestimmung. Um eine möglichst breite Heterogenität an Gruppen zu zeigen, sind mit Ausnahme von Nordamerika 14 Minoritäten von allen Kontinenten der Erde vertreten. Die beeindruckende Vielfalt kultureller und ethnischer Minderheiten reicht von den Dong, einem Bergvolk aus China, über die Karen aus Birma, die russischen Ewenen, indische Sadhus und afrikanische Tuaregs sowie Völker aus Namibia oder dem Omo-Tal bis hin zu den Embera, Guambianos, Kayapó und Secoya aus Südamerika, den Huli aus Papua-Neuguinea oder den europäischen Sorben. (Abb.: Memory Of Colors, Huli, 2000-2025) -rw 27.9.-8.3.26, Di-So, 11-18 Uhr, Museum LA8, Baden-Baden

Ettlingen: Joachim Tatje, Norbert Damm & Kurt Boecker – „Oktoberfest“

Drei Herren, gereift in ihrem künstlerischen Schaffen, feiern in der Art Galerie Ettlingen den Oktober. Boeckers „Anspruch als Künstler ist vom Realismus geprägt. In der Wahl der Bildmotive kann mir alles zur Anregung werden, Landschaften und Stadtansichten, Tiere und Menschen oder Dinge des Alltags.“ Landschaftsbilder bilden einen Schwerpunkt bei Joachim Tatje (Abb. links), die der Künstler auch als Plädoyer für den Erhalt der Kulturlandschaft im realen Sinne verstanden wissen will. Norbert Damm (Abb. rechts) gestaltet wunderbare offene Gefäße und Skulpturen, deren Farben und Glasuren durch mehrere Brände entwickelt werden. -rw Vernissage: Do, 9.10., 18 Uhr, bis 19.10., Di-Sa 14-19 Uhr, So 11-16 Uhr, Art Galerie Ettlingen, Kronenstr. 5

Zettzwo Produzentengalerie: Holz

Holz ist seit jeher selbstverständlich für die Menschen. Bauen, Heizen, Werkzeuge aller Art. Was aber wäre die Welt ohne Holz? Keine Entdeckung der Welt ohne Schiffe. Kein Handel ohne Wagen und Brücken. Kein Schutz unter Dächern und Wärmen an Feuern. Kein Garen von Speisen und Gären in Tonnen. Ohne das Schöpfen von Papier und das Drucken mit Holzlettern keine Verbreitung von Wissen. Die Schönheit und die haptische Qualität des Holzes hat obendrein Menschen über Jahrtausende zu spirituellen und künstlerischen Ausdrucksformen inspiriert. Das Bauen von Musikinstrumenten, figürliche und dekorative Schnitzereien von der Frühzeit bis zu Meisterwerken der Renaissance zeugen davon. Die Ausstellung fokussiert auf die Bedeutsamkeit von Holz – auch in der Gegenwartskunst. (Abb.: Katja Wittemann – „Glückseligkeit“, Holz & Papier) -rw · Vernissage: Fr, 10.10., 19 Uhr, Sa 10-14 Uhr, Zettzwo Produzentengalerie

49. Kunstpreis der Kulturstiftung der Sparkasse

Die Kulturstiftung der Sparkasse Karlsruhe vergibt im März 2026 den 49. „Kunstpreis“. Das Thema lautet „Radikale Verunsicherung“. Teilnehmen können Künstler aus dem In- und Ausland mit professioneller künstlerische Ausbildung und/oder einer mehrjährigen Aktivität im Kunstbetrieb, ebenso Studenten einer Kunstakademie oder staatlich anerkannten Freien Kunstschule. Zugelassen sind Malerei, Zeichnung, Druckgrafik und Mischtechnik. Die „Kunstpreis“-Ausstellung findet vom 6.3. bis 1.4.2026 in der Kundenhalle des Sparkassen-Beratungszentrums am Europaplatz in Karlsruhe statt. Gezeigt werden ca. 90 von der Jury ausgewählte Arbeiten. -rw www.kunstpreis.sparkassenstiftungen-ka.de

Pforzheim: Aufgetischt – eine kulinarische Weltreise

Ob goldverzierte Prunkschalen, ein Trinkbecher in Schuhform oder ein „römisches Taschenmesser“ – die Ausstellung „Aufgetischt“ öffnet spannende Perspektiven auf Esskulturen aus aller Welt. Sie geht der Frage nach, wie vielfältig und wandelbar Nahrung ist, und untersucht ihre symbolische, praktische und soziale Bedeutung in unterschiedlichen Kulturen und Epochen. Im Zentrum stehen Besonderheiten der Tafelsitten, die durch historische und zeitgenössische Objekte in einen ebenso informativen wie genussreichen Kontext gestellt werden. Mit aufwendigen Banketten und exquisitem Tafelschmuck zelebrierten die Fürstenhäuser Europas ihre Macht und vertrieben sich luxuriös die Zeit. Bis ins 18. Jh. hatte man durchaus sein persönliches Besteck dabei – nicht selten kuriose oder kostbare Unikate. Im Barock kamen einheitliche Tafelservice in Mode, die mit der Industrialisierung schließlich zur gehobenen Massenware wurden. Handel, Eroberungszüge und Migrationsprozesse bereicherten die Speisezettel mit exotischen Früchten und Gewürzen und veränderten Sitten und Gebräuche. Im Dialog sind ethnografische Kostbarkeiten, historische Goldschmiedekunst, zeitgenössisches Design und Objekte der Alltagskultur zu sehen – und ein „Tischlein deck dich“ als Multimedia-Installation. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit viel Hintergrundtext und zahlreichen Fotos. (Abb.: Clifford George, Nuu-Chah-Nulth-Künstler, Vancouver Island, 1996-2000, Schale in der Form eines Heilbutts, Holz, geschnitzt & bemalt, Foto: Melanie Meier, GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig, Staatliche Kunstsammlungen Dresden) -rw · Vernissage: Fr, 24.10., 19 Uhr, bis 19.4.26, Schmuckmuseum Pforzheim

Heidelberg: Retrospektive Lotte Hofmann

Die neue Ausstellung im Textilmuseum erinnert an die baden-württembergische Textilkünstlerin und Kunsthandwerkerin Lotte Hofmann (1907-’81). Sowohl ihr Name mit dem Künstlernamen LoHo als auch ein Großteil ihres Schaffens sind heute weitgehend in Vergessenheit geraten – obwohl sie z.B. eine Goldmedaille auf der „Mailänder Triennale“ 1954 erhielt und Ehrenurkunde auf der „Weltausstellung“ in Brüssel 1958. ’47 gründete sie den heutigen Bund der Kunsthandwerker mit und entwarf Bühnenvorhänge für die Liederhalle Stuttgart. Die meisten Exponate stammen aus Privatbesitz, der durch intensive Nachforschungen erschlossen wurde. So stammt ein Koffer mit Entwürfen aus dem Besitz eines Neffen zweiten Grades von LoHo, dem international agierenden Theaterkünstler Frank Soehnle. -rw · bis 18.1.26, Textilsammlung Max Berk, Heidelberg

Sechs deutsche Städte neu entdeckt

Auf Städtereise mit einem Urban Sketcher und einem Streetfotografen: In Durlach geben sich zwei unterschiedliche Kunstformen ein Stelldichein. Der Urban Sketcher Steve Faraday und der Streetfotograf Andy Vetter laden dazu ein, sechs deutsche Städte neu zu entdecken. -rw · Do-So, 16.-19.10., Vernissage: Fr, 17.10., 18 Uhr, Do Fr 16-19 Uhr, Sa 15-19 Uhr, So 12-16 Uhr, Orgelfabrik-Salon, Eintritt frei

BBK: Raumblicke & Konzert von Viviane de Farias

Ab Ende September lockt die Ausstellung „Raumblicke“ der Malerinnen Marita Mattheck (Abb. oben: Vermutung, Acryl auf Leinwand) und Anne-Marie Sprenger in den BBK. Beide eint ein feines Gespür für Zwischenräume, Spuren und Andeutungen, die über das Sichtbare hinausweisen; sie loten in ihrer Malerei fragile Zustände aus, in denen Wahrnehmung, Erinnerung und Bewegung miteinander verschmelzen. Die Ambivalenz von Sein und Schein, das illusionshafte Aufleuchten von Davor und Dahinter, erschafft in den Arbeiten von Marita Mattheck einen dynamisch bewegten Raum und Volumen. Augenscheinlich sind es fragmentierte Architekturen, Destillate von Wirklichkeiten, Facetten, Chiffren des Seins. Sprenger setzt Spuren, denen sie mit feinem Gespür folgt – mal konkret in Form von Fuß- oder Schuhspuren, mal absolut ungegenständlich in Linien, Flächen und Bildräumen. Es ist ihr gegeben, gedanklich-malerische Abdrücke zu nehmen, um sie für uns fühlbar zu machen. Im Rahmen der „Raumblicke“ gibt’s am So, 5.10. ein Sommerkonzert im idyllischen Innenhof des Künstlerhauses. Ein Tête-à-tête von Gesang und Bass mit Viviane de Farias und Mauro Martins (Foto unten), Lieder aus allen geografischen und stilistischen Breiten Brasiliens, vom rituellen Macumbagesang über die Rhythmen des Nordostens bis zum Samba finden sich im Programm; dazu gibt’s eigene Kompositionen und frische Improvisationslust, inkl. gewagter Scat-Exkursionen! -rw · Vernissage: So, 28.9., 11 Uhr, bis 19.10.; Konzert: So, 5.10., Einführung: Sabine Adler M.A., Kunsthistorikerin, BBK

Orgelfabrik: Breathing Through Skin

Wie wäre es, durch die Haut zu atmen? Die Verbindung zwischen der sensorischen Wahrnehmung der Haut und der menschlichen Erfahrung formt die Art, wie wir die Welt wahrnehmen. Die Haut fungiert als eine schützende Hülle die Reize durchlässt, aber auch Grenzen setzt. Die vier Künstler Jim Kunze, Leonie Lass, Janosch Müller und Lisanne Pade, alle studieren an der Kunstakademie Stuttgart, treten hier in einen Dialog und bieten auch ein gutes Rahmenprogramm. Von Eingriffen, die nahezu vollständig in die Membran des Korpus diffundieren, bis hin zu Setzungen, die eine eigene Autonomie entwickeln – alles im Spannungsfeld zwischen Schutz, Grenze und Filter. Am So, 26.10., 18 Uhr, lädt zudem Janosch Müller zu einem Dinner ein: In einem mehrgängigen Menü werden diverse Aspekte der Thematik kulinarisch reflektiert und interpretiert. Anmeld.: kunst@janosch-mueller.de, 59 Euro pro Person, vegetarisch auf Anfrage. -rw · Vernissage: Mi, 22.10., 19 Uhr; Finissage: So, 2.11., 14 Uhr mit Artist-Talk, Führungen: Mi-Sa 16 Uhr, So 14 Uhr, ÖZ: Mi-Sa 15-19 Uhr, So 11-18 Uhr, Orgelfabrik, Eintritt frei

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