... dann selbst auszubauen. Das Tiny House aber soll sogar als Wohnhaus genutzt werden, womit es zusätzlich auch dem Baurecht unterliegt. Auch beim Erwerb eines Massivhauses würde so mancher Kaufinteressent einen Fachmann zu Rate ziehen, bevor er im Überschwang der Gefühle einfach einen Kaufvertrag unterzeichnet.
Holzkamin im Tiny House
„Heizen Sie doch ökologisch mit einem Holzkamin.“ Wer träumt nicht von der knisternden Idylle am abendlichen Kamin? Allerdings darf eine Feuerstätte in einem Wohnhaus nur in Verbindung mit dem richtig dimensionierten Rauchrohr und einer Betriebserlaubnis durch den zuständigen Bezirksschornsteinfeger betrieben werden. Die mangelhafte Temperatursteuerbarkeit eines Holzkamins und die Energieverschwendung durch nötiges Lüften bei überhöhten Raumtemperaturen sind dabei noch das kleinste Problem. Viel wichtiger ist, dass ein Holzkamin heute fast nur noch mit einem Feinstaubfilter und einer Außenluftzufuhr betrieben werden darf. Ob dabei ein konstruktionsbedingter Fehler, den der Hersteller zu verantworten hat, vorliegt, sollte wiederum vom Sachverständigen geprüft werden.
Standardfalle „Autarkie“
„Wie finden Sie es, wenn Sie Ihr Tiny House vollständig autark bewohnen können?“ Ökologisch oder simpler Verkaufstrick?
Die autarke Versorgung mit Strom wird in unseren Regionen normalerweise als „Inselbetrieb“ bezeichnet. So etwas kennt man von Not-Skihütten oder von Halligen. Für reguläre Wohnhäuser gilt baurechtlich, dass sie stets an die öffentliche Versorgung mit Strom, Wasser und Abwasser angeschlossen sein müssen. Autark betriebene Häuser ohne öffentliche Anschlüsse sind somit in aller Regel nicht zulässig. Entstehen im Nachhinein hohe Kosten aufgrund fehlender Versorgungsanschlüsse? Muss die Trenntoilette durch eine Spültoilette ersetzt werden, weil die unkontrollierte Entsorgung von Fäkalien verboten ist? Die Frage, wer für die Umbauten die Kosten übernimmt, kann im Zweifel davon abhängen, ob der Käufer konkret ein „autarkes“ Tiny House bestellt hat.
Wird dann ein Sachverständiger benötigt, sollte nicht zuletzt auch die Kostenseite betrachtet werden. Ein normales Gutachten für ein Feuchtigkeits- und Schimmelproblem kostet ca. 500 € und ein Karosseriegutachten ca. 1000 €.
Weitere Informationen: www.rolling-tiny-house.de/ tiny-house-sachverstaendiger
JÖRG ANGERMANN ist bauvorlageberechtigter Zimmerer aus Bad Segeberg, Schleswig-Holstein, und begleitet Tiny- House-Käufer von der ersten Planung über die Grundstückssuche und Baugenehmigung bis zum erfolgreichen Einzug.