Rund 90 Prozent der Eltern entscheiden sich heutzutage für Einwegwindeln. Doch wer mitPampers und Co. wickelt, weiß auch: Wegwerfwindeln verbrauchen Holz, Energie und Wasser bei der Herstellung und sie belasten die Müllentsorgung. Pro Wickelkind entsteht ein Windelmüllberg von rund 2.500 Litern Volumen oder 2,5 Kubikmetern Windelmüll.
Stoffwindeln dagegen verbrauchen zwar weniger Ressourcen bei der Herstellung, weil sie langlebiger sind und wieder verwendet werden. Und sie ergeben auch deutlich weniger Müll. Dafür kosten sie aber mehr Energie, Wasser und Waschmittel.
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Eine wirklich unabhängig erstellte Öko-Bilanz für beide Systeme gibt es laut Umweltbundesamt für Deutschland bis heute nicht. Die Wahl der Windel ist letztlich eine Frage der Weltanschauung. In Groß britannien wurde etwa ein Gutachten, das den Recyclingsystemen schlechtere CO2-Bilanzen bescheinigte als den Wegwerfwindeln, vom dortigen Umweltministerium unter Verschluss gehalten, berichtete dieTimes .
Wer sich vor der Geburt seines Kindes nicht entscheiden möchte, besorgt am besten eine Packung kleine Wegwerfwindeln und leiht die Stoffwindeln im Bekanntenkreis aus. Manche Hersteller von Stoffwindeln geben eine Geld-zurück-Garantie, sodass man zumindest ein Modell ausprobieren kann. Manche Kinder vertragen Stoffwindeln besser, bei anderen ist es die Papierwindel. Hier hilft nur eins: ausprobieren.
Energie aus Windeln
Windeln können auch Energie liefern. Die Stiftung Liebenau, ein in Oberschwaben ansässiges Unternehmen, das vor allem in der Behinderten- und Altenhilfe tätig ist, verbrennt im Jahr bis zu 5.000 Tonnen Windeln plus Hygieneabfall aus Krankenhäusern in einem Spezialofen in Meckenbeuren. Mit der entstehenden Wärme versorgt die Stiftung ihre Wäscherei und heizt Wasser auf. Insgesamt liefern mittlerweile vierzig Einrichtungen, darunter ganze Gemeinden, den passenden Abfall an den „Windel-Willi“, wie die Anlage in der Größe eines Einfamilienhauses genannt wird. Windeln besitzen einen Feuchtigkeitsgehalt von etwa 58 Prozent und einen Brennwert wie nasses Holz. Die ganze Anlage mit Lager hat den Betreiber drei Millionen Euro gekostet, inzwischen lohnt sich das Geschäft. Die Stiftung kassiert das Verbrennen, ist aber günstiger als Restmüllfirmen. für Für die 2,1 Millionen Windeln im Jahr, die in den eigenen Einrichtungen anfallen, spart sie Müllgebühren von rund 350.000 Euro jährlich. Die Stiftung nutzt nur Windeln aus der Region, einen Windelmüll-Tourismus will sie nicht. Doch die Technik soll vermarktet werden, der Spezialofen ist europaweit als Patent angemeldet.
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