Um die Zähne von Anfang an vor Karies zu schützen, gibt es Fluoridtabletten. Fluorid macht den Zahnschmelz widerstandsfähiger. Darin sind sich die Experten einig. Allerdings gibt es einen bis heute nicht entschiedenen Streit darüber, wie und wann das Fluorid an und in den Zahn zu bringen ist: mit fluoridierter Zahncreme oder mit Fluoridtabletten. Sicher ist nur: Beides zusammen ist schnell zu viel und führt zu Fluorose – das sind weiße Flecken auf den Zähnen. In stärkerer Ausprägung ist dies nicht nur kosmetisch störend, sondern kann auch den Zahnschmelz weich machen.
Bis vor einigen Jahren wurden Kindern generell Fluoridtabletten zur Kariesvorsorge gegeben. Inzwischen sind Zahnmediziner anderer Meinung: Anstatt Pillen zu nehmen, sollen Kinder ab dem Durchbruch des ersten Milchzahns mit etwa sechs Monaten ihre Zähne lieber mit einer Kinderzahnpasta mit niedriger Fluoridkonzentration putzen (maximal 500 ppm beziehungsweise 0,05 Prozent). Außerdem wird Eltern empfohlen, im Haushalt fluoridhaltiges Speisesalz zum Kochen und Backen zu verwenden. Grund für das Empfehlungswirrwarr sind neue Studien, nach denen Fluoride durch direkten Kontakt mit den Zähnen besser wirken als in Tablettenform – was dafür spricht, vom ersten Zahn an fluoridhaltige Kinderzahnpasten zu verwenden.
Kinderärzte bezweifeln aber, dass sich die wissenschaftlichen Erkenntnisse auch auf Säuglinge und Kleinkinder übertragen lassen, die sich im Regelfall gegen das Zähneputzen sperren und nicht zuverlässig ausspucken. Zudem hat die Verwendung von fluoridiertem Speisesalz in diesem Alter „praktisch keinen messbaren Einfluss auf die Fluoridzufuhr, weil der Fluoridgehalt des Salzes und der Salzverbrauch gering sind“, heißt es seitens der Deutschen Akademie für Kinderund Jugendmedizin. Der Dachverband der Kinderärzte rät weiterhin zur Einnahme von Fluoridtabletten in den ersten drei Lebensjahren und lehnt es ab, dass Säuglingsund Kleinkinderzähne mit fluoridierter Zahncreme geputzt werden sollen.
Vom Kinderarzt bekommen Säuglinge häufig zunächst eine Kombinationstablette mit Fluorid und Vitamin D zur Vorbeugung der Mangelerkrankung Rachitis verschrieben. Der Körper kann Vitamin D selbst bilden, wenn genug Sonnenlicht auf die Haut kommt. Bei Säuglingen reicht das unter unseren Klimabedingungen aber oft nicht aus. Deshalb wird empfohlen, Säuglingen während ihres ersten Lebensjahrs kleine Mengen Vitamin D zu geben. Wir haben in unserem Test sowohl „reine“ Fluoridtabletten als auch Kombipräparate mit Vitamin D berücksichtigt.
ÖKO-TEST rät
■ Fürs erste Lebensjahr kann man sich bedenkenlos vom Kinderarzt eine Kombination von Fluorid mit Vitamin D3 verschreiben lassen. Unser Test zeigt: Es gibt eine breite Palette an „sehr guten“ Produkten.
■ Sobald die Kinder halbwegs zuverlässig ausspucken können, ist ein Umstieg auf fluoridierte Zahnpasten sinnvoll. Dieser gelingt oft im Laufe des zweiten Lebensjahrs, manchmal auch schon früher. Höchstens einen erbsengroßen Klecks auf den Zahn des Kindes auftragen, putzen, ausspucken lassen und hinterher mit einem Tuch abwischen.
■ Den Fluoridgehalt des Trinkwassers kennen die örtlichen Gesundheitsämter und die Wasserversorger. Bei Gehalten von über 0,7 Milligramm pro Liter (mg/l) Fluorid sind Fluoridtabletten überflüssig – wenn zum Beispiel Babynahrung mit diesem Wasser zubereitet wird. In Mineralwasser, das speziell zur Zubereitung von Säuglingsnahrung angeboten wird, steckt hingegen nicht mehr als 0,7 mg/l Fluorid.
Foto: Dr.Guido Nitzsche/ www.kinderzahnheilkunde-dresden.com
Das Testergebnis
■ Alle untersuchten Präparate schneiden mit „sehr gut“ oder „gut“ ab und sind für das Anwendungsgebiet „Vorbeugung gegen Karies“ geeignet. Die Dosierungsanweisungen berücksichtigen das Alter der Kinder und die Fluoridkonzentration des Trinkwassers. Außerdem wird in den Beipackzetteln darauf hingewiesen, dass Kinder, die schon fluoridhaltige Tabletten bekommen, nicht zusätzlich fluoridhaltige Zahnpasten verwenden sollen. ■ In den Fluoretten 0,5 mg, Lutschtabletten steckt der Farbstoff Chinolingelb (E 104), der mit einer Beeinträchtigung der Aktivität und Aufmerksamkeit von Kindern in Verbindung gebracht wird. Dafür gibt es Punktabzug.
Fett gedruckt sind Mängel.
Glossar: siehe Seite 169.
Anmerkungen: 1) Weiterer Mangel: PVC/PVDC/chlorierte Kunststoffe in der Verpackung. 2) Hilfsstoff: Farbstoff Chinolingelb (E 104).
Legende: Produkte mit dem gleichen Gesamturteil sind in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt. Unter dem Testergebnis Hilfsstoffe führt zur Abwertung um eine Note: der Farbstoff Chinolingelb (E 104). Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führen zur Abwertung um eine Note: PVC/PVDC/chlorierte Kunststoffe in der Verpackung. Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Pharmakologische Begutachtung und dem Testergebnis Hilfsstoffe. Es kann nicht besser sein als das schlechteste Einzelergebnis. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das „befriedigend“ ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note.
Testmethoden: siehe www.oektotest.de → Suchen → „N1209“ eingeben.
Bereits veröffentlicht: ÖKO-TEST-Magazin 6/2012. Aktualisierung der Angaben, sofern sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder ÖKO-TEST neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt hat.
Preisberechnung: basiert auf dem kleinsten Produktangebot.
Anbieterverzeichnis: siehe Seite 168.
Tests und deren Ergebnisse sind urheberrechtlich geschützt. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlags dürfen keine Nachdrucke, Kopien, Mikrofilme oder Einspielungen in elektronische Medien angefertigt und/oder verbreitet werden.