... Bereich wegen Belastungen mit Nickel, Schimmelpilzgiften und/oder Mineralölbestandteilen. Sechs Produkte schneiden mittelprächtig mit „befriedigend“ ab. Eine Marke ist „ausreichend“.
Hafer ist ein Nickelsammler
Wie gelangt Nickel in den Hafer? Nickel ist ein Metall, das weit verbreitet in Boden und Gestein vorkommt. Zu höheren Belastun- gen des Bodens kann es auch durch Altlasten aus der metallverarbeitenden Industrie kommen. Auch Böden in der Nähe von Müllverbrennungsanlagen oder Kraftwerken sind häufig mit Nickel belastet. Hafer gehört zu den Pflanzen, die Nickel besonders stark aufnehmen wie auch Sojabohnen, Mais und Kakao.
Dreimal stark belastet
Was ist das Problem bei Nickel? Das Metall hat in Tierstudien die Fortpflanzung und Entwicklung von Nachkommen gestört. Die Europäische Behörde für Lebens mittelsicherheit EFSA hat deshalb 2018 eine tolerierbare Aufnahmemenge pro Tag (TDI) festgelegt. Daran orientieren wir uns bei unseren Bewertungen. Die Gut & Günstig Haferflocken Extra Zart und die Bio Zentrale Flocken Hafer Zart sind so stark mit Nickel belastet, dass ein Erwachsener mit 60 Kilogramm Körpergewicht den derzeit gültigen TDI schon mit einer 50-Gramm-Portion überschreitet. In den Blütenzarten Köllnflocken und den Flocken der Eigenmarken von Norma, Penny und Netto Marken-Discount schöpfen die Nickelgehalte immer noch mehr als die Hälfte des TDI aus.
„Haferflocken sind wirklich gesund. Genauso wichtig: möglichst keine Schadstoffe.“
Birgit Hinsch ÖKO-TEST-Redakteurin
Nickel ist auch der häufigste Auslöser einer Kontaktallergie. Wer unter einer Nickelallergie leidet, kann theoretisch auch auf hohe Nickelgehalte in der Nahrung reagieren. Das passiert aber zum Glück sehr selten. „Man geht davon aus, dass weniger als ein Prozent der Nickelallergiker überhaupt auf Nickel in Nahrungsmitteln reagiert“, sagt Sonja Lämmel vom Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB).
Schimmelpilzgift strenger kontrollieren
In den Kornmühle Extra Zarte Haferflocken von Netto bewerten wir Gehalte von Schimmelpilzgiften als „stark erhöht”, weil die laut EFSA tolerierbare tägliche Aufnahmemenge mit einer 50-Gramm-Portion Haferflocken überschritten wird. Bei den gefundenen Stoffen handelt es sich um T2- und HT2-Toxine. T2- und HT2-Toxine sind zellgiftig und können das Immunsystem schwächen. In vier weiteren konventionellen Produkten hat das Labor aus unserer Sicht „erhöhte“ Gehalte festgestellt, die den täglichen Toleranzwert zu mehr als der Hälfte ausschöpfen. Alle anderen Haferflocken enthielten Spuren der Gifte.
T2- und HT2-Toxine sind Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen, die das Getreide auf dem Feld befallen. Je nach Witterungsbedingungen sind sie schwer zu vermeiden. Was die Anbieter aber tun können: kontrollieren. Und Waren mit höheren Belastungen nicht in den Handel bringen.
Mineralöl: deutlich besser als 2013
In sechs Produkten kritisieren wir Verunreinigungen mit Mineralöl. Sie reichern sich im menschlichen Körper an. Weil unklar ist, was sie dort bewirken, sollten Lebensmittel so wenig wie möglich davon enthalten. Transportkartons können eine Quelle sein und auch die Verpackung selbst. Dennoch: Sowohl in Papier- als auch in Plastikpackungen gibt es in diesem Test mineralölfreie Haferflocken.
Potenziell krebserregende aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) hat das Labor aber – anders als in unserem Haferflocken-Test aus dem Jahr 2013 – nicht nachgewiesen.
Weniger Glyphosat
Nur in den Ja! Zarte Haferflocken fand das beauftragte Labor kleine Mengen des bedenklichen Unkrautvernichters Glyphosat. Alle anderen Flocken sind frei davon.
HAFER
Warum dieses Getreide ein Alleskönner ist.
Geschickt
Haferflocken passen in Kuchen, Pfannkuchen und Müsli. Mit ihrem leicht süßen Geschmack wird diese Form eines ballaststoffreichen Vollkornprodukts oft auch von mäkeligen Essern und Kindern geschätzt.
Gesund
Mit einem Hafer-Frühstück hat man von Eiweiß über Eisen bis hin zu B-Vitaminen schon viele gefragte Nährstoffe intus. Ab 75 Gramm täglich ist Hafer sogar gut für den Cholesterinspiegel (siehe Seite 52).
Glutenfrei?
Dankbar: Hafer ist glutenfrei. Dennoch: Herkömmlicher Hafer enthält Spuren von anderem Getreide mit Gluten. Wer an Zöliakie leidet, greift besser zu sortenrein geernteten speziell ausgelobten Produkten. Glutenfreie Produkte tragen zum Beispiel ein Symbol mit einer durchgestrichenen Ähre.
So haben wir getestet
Im Test landeten 24-mal Haferflocken aus Supermärkten, Discountern, Bio-Läden und aus dem Reformhaus. Wir wählten die Sorte „zart“ aus. Sie wird mit einem Anteil von 60 bis 65 Prozent etwas häufiger gekauft als die groben Flocken. In spezialisierten Laboren ließen wir die Produkte auf Pestizide, Schwermetalle und Mineralölbestandteile analysieren. Letztere führten in unserem Haferflocken- Test von 2013 in nahezu allen Produkten zu Minuspunkten. Als Ursache gaben die Hersteller damals vor allem Übergänge aus den Papierverpackungen an. Wir haben die Produkte auch auf Schimmelpilzgifte untersuchen lassen. Bei Hafer sind vor allem die immunschädlichen T2- und HT-2-Toxine von Bedeutung. Sie bilden sich, wenn das Getreide auf dem Feld von Schimmelpilzen befallen wird.
Für die Bewertung von Nickel und den Schimmelpilzgiften legten wir die jeweils geltenden tolerierbaren Aufnahmemengen (TDI) der EFSA zugrunde. Der TDI soll ein Leben lang vor den negativen Auswirkungen dieser Stoffe auf die Gesundheit schützen. Ein gesetzlicher Grenzwert für Nickel fehlt bisher. Für T2- und HT2-Toxine gibt es einen Richtwert, den alle Hersteller einhalten.
Fett gedruckt sind Mängel.
Glossar: Erläuterungen zu den untersuchten Parametern finden Sie auf Seite 158.
Anmerkungen: 1) Zusätzliche Umverpackung aus Pappe, obwohl die Haferflocken schon in einem Kunststoffbeutel verpackt sind. 2) Laut Anbieter ist ein neues Verpackungslayout geplant. 3) Laut Anbieter kommt der Hafer künftig auch aus Österreich. Packungen mit angepasster Herkunftsangabe seien voraussichtlich ab KW 44/45 2020 erhältlich. 4) Laut Anbietergutachten wurden in einem Rückstellmuster mit gleichem Mindeshaltbarkeitsdatum, aber abweichender Produktionszeit, keine Mineralölbestandteile nachgewiesen.
Legende: Produkte mit dem gleichen Gesamturteil sind in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt. Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um jeweils vier Noten: a) ein Nickelgehalt pro 50-g-Portion, der den aktuell geltenden TDI der EFSA von 2,8 μg/kg Körpergewicht zu mehr als 100 Prozent ausschöpft (in der Tabelle: „stark erhöht“); b) ein Summengehalt von T2- und HT-2-Toxinen pro 50-g-Portion, der den Gruppen- TDI von 0,02 μg/kg Körpergewicht zu mehr als 100 Prozent ausschöpft (in der Tabelle: „stark erhöht“). Zugrunde gelegt haben wir jeweils ein Körpergewicht von 60 kg. Zur Abwertung um jeweils zwei Noten führen: a) ein Nickelgehalt pro 50-g-Portion, der den TDI zu mehr als 50 bis 100 Prozent ausschöpft (in der Tabelle: „erhöht“); b) ein Summengehalt von T2- und HT-2-Toxinen pro 50-g-Portion, der den Gruppen-TDI zu mehr als 50 bis 100 Prozent ausschöpft (in der Tabelle: „erhöht“). Berechnungen wie oben; c) ein Gehalt an gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen und Analogen der Kettenlängen C17 bis C35 von mehr als 2,0 bis 4 mg/kg (in Tabelle: „stark erhöht“). Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) ein als besonders bedenklich einge- stuftes Pestizid in einem Spurengehalt von mehr als 0,01 mg/kg (hier: Glyphosat); b) ein Gehalt an gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen und Analogen der Kettenlängen C17 bis C35 von mehr als 1,0 bis 2 mg/kg (in Tabelle: „erhöht“). Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um eine Note: zusätzliche Umverpackung aus Pappe, obwohl die Haferflocken schon in einem Kunststoffbeutel verpackt sind. Steht bei konkret benannten Analyseergebnissen „nein“, bedeutet das „unterhalb der Bestimmungsgrenze“ der jeweiligen Testmethode. Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das „gut“ ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht.
Testmethoden und Anbieterverzeichnis finden Sie unter oekotest.de/M2010
Einkauf der Testprodukte: Juli 2020.
Soweit uns von Anbieterseite aufgrund der befristeten Mehrwertsteuersenkung nichts anderes mitgeteilt wurde, haben wir für die Preisberechnung die Preise zum Zeitpunkt des Einkaufs zugrunde gelegt. Dieser Test löst den Test Haferflocken aus dem ÖKO-TEST Magazin 11/2013 ab.
Tests und deren Ergebnisse sind urheberrechtlich geschützt. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlags dürfen keine Nachdrucke, Kopien, Mikrofilme oder Einspielungen in elektronische Medien angefertigt und/oder verbreitet werden.
Foto: Ferumov/Shutterstock Illustration: onkachura/Shutterstock
Fotos: Anja Wägele; artem evdokimov/Shutterstock Illustrationen: onkachura/Shutterstock; Kuzmina Aleksandra/Shutterstock
Illustration: Kuzmina Aleksandra/Shutterstock