... Unter den fünf Rasiermitteln mit Bestnote sind nicht nur solche mit Naturkosmetiksiegel, sondern auch zwei konventionelle Rezepturen vom Discounter: Das gibt es bei Kaufland, den bei Netto-Marken-Discount. Sie gehören zu den preisgünstigsten Rasierhilfen im Test.
Nach der Rasur ist vor der Rasur. Die Aufgabe der Rasiermittel dabei ist einfach: Sie sollen primär einen schützenden Film auf der Haut bilden und dafür sorgen, dass die Klinge besser gleitet. So sinkt die Gefahr für Verletzungen oder Rasierpickel. Viele Produkte enthalten zusätzlich noch pflegende und beruhigende Zusätze wie Aloe vera, Kamille oder Pfingtsrosenextrakt, die meisten sind ohnehin als „sensitiv“ ausgelobt.
Stress für Haut und Umwelt
„Bye Bye Stress“ steht auch auf der Tube der Hi Audrey Intuition Shave Cream Coconut, einer Marke des Rasierklingenspezialisten Wilkinson Sword. Das Produkt rasselt im Test mit „mangelhaft“ durch, denn ganz so stressfrei finden wir die Rezeptur nicht.
Das beauftragte Labor wies darin aromatische Kohlenwasserstoffverbindungen (MOAH) nach, die in der Regel aus schlecht aufgereinigten Paraffinen in Kosmetika gelangen. Das Problem dabei: In der großen Stoffgruppe der MOAH befinden sich auch krebserregende Verbindungen, und wir können nicht ausschließen, dass sie auch hier mit von der Partie sind. Als einziges Produkt im Test enthält Hi Audrey außerdem Silikone. Diese gelangen nach der Rasur ins Abwasser und von dort in die Gewässer oder mit dem Klärschlamm auf Felder, wo sich manche Verbindungen nur langsam wieder abbauen. Das macht durchaus Stress – und zwar für die Umwelt.
Aloe vera, synthetisch beduftet
„Mangelhaft“ ist auch das Satin Care Sensitive Aloe Vera Rasiergel, das gemeinsam mit der Damenrasierermarke Gillette Venus von Proctor & Gamble vermarktet wird. Die Dose mit den saftiggrünen Aloe-vera-Scheiben macht Hoffnung auf natürliche Wirkstoffe. Das passt so gar nicht zum synthetischen Moschusduft Galaxolid, den das Labor in dem Gel aufspürte. Galaxolid gilt als persistent, breitet sich weltweit in Flüssen und Seen aus und ist für Wasserlebewesen toxisch. Die Verbindung reichert sich auch im menschlichen Fettgewebe an, wohin sie über die Nahrungskette, aber auch über die Haut aus Kosmetika gelangt. Punktabzug bei Satin Care gibt es außerdem für das Antioxidans Butylhydroxytoluol (BHT), das unter Verdacht steht, wie ein Hormon zu wirken und beispielsweise die Schilddrüsenfunktion zu beeinträchtigen.
Ohne Umkarton wäre noch cleaner
Polyethylenglykole und ihre Abkömmlinge können die Haut durchlässiger für Schadstoffe machen. Auch in diesem kommen lediglich drei konventionelle Rasiermittel ohne PEG/ PEG-Derivate aus. Darunter das Nø Clean Shaving Gel: Es zählt sich zur Trendsparte Clean Beauty – „Kosmetik, die alles weglässt, was die Haut reizen könnte“, wie es auf der Packung heißt. Super fänden wir, wenn die Marke jetzt noch den Umkarton wegließe – denn der ist zur Verpackung einer Plastikflasche unnötig.
Fett gedruckt sind Mängel.
Abkürzungen: MOAH = aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe.
Anmerkungen: 1) Weiterer Mangel: Umkarton, der kein Glas schützt. 2) Weiterer Mangel: Silikone und/oder weitere synthetische Polymere. 3) Citral deklariert, aber im Labor nicht nachgewiesen. 4) Citral und Geraniol deklariert, aber im Labor nicht nachgewiesen.
Legende: Produkte mit dem gleichen Gesamturteil sind in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt.
Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt.
Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) MOAH; b) ein gemessener Gehalt von mehr als 10 mg/kg polyzyklische Moschusverbindungen (hier: Galaxolid/HHBC, in der Tabelle: „künstlicher Moschusduft“). Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) PEG/PEG-Derivate; b) BHT. Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führen zur Abwertung um zwei Noten: Silikone und/oder weitere synthetische Polymere als weitere Kunststoffverbindungen (hier: Carbomer, Dimethicone, Polyisobutene). Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) ein Umkarton, der kein Glas schützt; b) ein Anteil von Rezyklaten (Post-Consumer-Rezyklat, PCR) von weniger als 30 Prozent in Relation zum Gesamtgewicht der Kunststoffverpackung, keine Angabe hierzu und/oder kein ausreichender chargenbezogener Nachweis hierzu.
Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das „mangelhaft“ ist, verschlechtert das Gesamturteil um zwei Noten. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das „befriedigend“ oder „ausreichend“ ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das „gut“ ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht. Aus rechtlichen Gründen weisen wir darauf hin, dass wir die von den Herstellern versprochenen Wirkungen der Produkte nicht überprüft haben.
Testmethoden, Glossar und Anbieterverzeichnis finden Sie unter .
Bereits veröffentlicht: ÖKO-TEST Magazin 6/2022. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder ÖKO-TEST neue/ zusätzliche Untersuchungen durchgeführt hat.
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