... der Einkesselung bedrohte. Das dazugehörige XXIII. Armeekorps wurde bei Olenino sogar vollständig von den übrigen Verbänden abgeschnitten und eingeschlossen.
Strauß hatte Rschew eigentlich im Dezember räumen wollen, war aber durch Hitlers strikten Haltebefehl, der vom neuen Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Mitte, Generalfeldmarschall Günther Kluge, unterstützt wurde, davon abgehalten worden. Im Zuge der sowjetischen Offensive hatte Hitler am 15. Januar jedoch auch eine umfangreichere Rückzugsbewegung weiterer Verbände der Heeresgruppe Mitte, einschließlich der 3. Panzerarmee, zu der die 7. Panzer-Division (PD) gehörte, genehmigt.
Die 7. PD, die schon seit fünf Wochen mit dem Zurückweichen vor der sowjetischen Winteroffensive bei Moskau beschäftigt bekämpfen. Hier waren versprengte sowjetische Fallschirmjäger eines gescheiterten Luftlandeunternehmens und ein Gardekavalleriekorps naheWjasma eingeschlossen worden. Zusammen mit lokalen Partisanen leisteten die Rotarmisten in dem Kessel heftigenWiderstand und drohten die Nachschublinien der 9. Armee von Süden her zu kappen.
Bei Rschew sollte die nach dem Moskau-Fiasko wankende Front stabilisiert werden.
Es war etwa zu dieser Zeit, als die zerfledderte 7. PD aus der 3. Panzerarmee herausgelöst und der 9. Armee unterstellt wurde. war, ging zunächst auf Karmanowo und Gshatsk zurück und bezog die Auffangstellung „Königsberg“. Hier kam der bereits stark angeschlagene Verband kaum zur Ruhe – und für lange Zeit auch nicht mehr zum Bewegungskrieg, denn dafür fehlte es schlicht an Material.
Zerfleddert und neu unterstellt
In den heftigen Abwehrkämpfen wurden viele Panzerbesatzungen und auch die Artilleristen des Regiments 78 infanteristisch eingesetzt. Teile des Verbandes zog man auch ab, um Partisanen im Hinterland zu
Die Panzerarmee selbst wurde aus dem Großraum Rschew abgezogen, und Strauß’ „Neunte“ avancierte zur zentralen Kommandobehörde für alle deutschen Kräfte vor Ort. Sie würde es auch noch für mehr als ein Jahr bleiben, nur ihr Kommandeur wechselte bald.
Einen Tag nach Hitlers Rückzugsbefehl vom 15. Januar wurde Generaloberst Strauß – offiziell aus gesundheitlichen Gründen, in Wahrheit, weil er sich selbst dem Stress nicht mehr gewachsen sah – vom Kommando der 9.Armee abgelöst und durch General Walter Model ersetzt.Model hatte sich beim major Erhard Raus, der im November eigentlich den Befehl über die 7. PD hätte übernehmen sollen, dann aber zur 6. PD abgegeben wurde, das Konzept der „Schneckenoffensive“ entwickelt. Es zielte darauf ab, mit begrenztem Kräfteeinsatz wichtige Geländepunkte zu sichern.
Druck vom Kessel
Dafür konzentrierte Model alle Reserven, die das OKH inzwischen in seinen Frontabschnitt beordert hatte, und zog alle noch kampfkräftigen Truppen aus den Verteidigungsstellungen, die er mit halbwegs entbehrlichen Artilleristen, Stabssoldaten und Rekonvaleszenten auffüllte. Zudem improvisierte er aus den berittenen Aufklärungsabteilungen seiner Divisionen ein brigadestarkes Kavallerie-Kommando, um auch in waldreichem oder verschneitem Gelände und bei Brennstoffmangel eine mobile Gefechtskomponente zurVerfügung zu haben. Ähnlich konzentriert wurde auch die verbliebene Artillerie.Es dauertDafür konzentrierte Model alle Reserven, die das OKH inzwischen in seinen Frontabschnitt beordert hatte, und zog alle noch kampfkräftigen Truppen aus den Verteidigungsstellungen, die er mit halbwegs entbehrlichen Artilleristen, Stabssoldaten und Bis Ende Januar konnten Models zusammengeschusterte Truppen, darunter auch die 7. PD, die sowjetischen Vorstöße auf die lebenswichtige Bahnlinie Rschew–Wjasma zum Stehen bringen und außerdem den Kessel von Olenino sprengen.Anfang Februar ging das XXXXVI. Armeekorps dann von Sytschowka aus zu einem Gegenstoß gegen die sowjetische 29. Armee vor. Der Angriffsdruck der Roten Armee hatte inzwischen nachgelassen, und deren Frontverbände litten kaum weniger unter Nachschubmangel als die Deutschen. In schweren Kämpfen gelang es schließlich, die 29.Armee und Teile der zu ihrer Unterstützung nachge-
chickten 39.Armee einzukesseln und größ- tenteils zu vernichten. Damit war zunächst einmal der größte Druck vom Kessel genommen und eine Einkesselung der gesamten 9. Armee vorerst abgewendet.
Während im Westen des Frontbogens diese entscheidenden Kämpfe tobten, stand die 7. PD weiterhin in der „Königsberg“-Stellung und bei Gshatsk und kämpf-te vor allem mit der Kälte und der katastrophalen Materiallage. Die Bezeichnung „Panzerdivision“ verdiente der Verband zu Beginn des Jahres 1942 eigentlich nicht mehr, verfügte er doch gerade einmal noch über vier Panzer 38 (t) und einen einzelnen Panzer IV. Der Ende 1941 einsetzende Treibstoffmangel hatte sich in vielerlei Hinsicht negativ bemerkbar gemacht; bewegungsunfähige Panzer mussten auf dem Rückzug einfach liegen gelassen werden, die Heizungen deutscher Panzer konnte man nur bei laufendem Motor betreiben. Ungeheizt fror das Wasser in den Batterien ein und ließ diese platzen. Gerade Batterien gehörten aber zu den am meisten nachgefragten Ersatzteilen.
Es dauerte Monate, bis die 9. Armee die Einschließung endgültig abwenden konnte.
Katastrophale Witterung
Gummileitungen und -isolierungen wurden bei minus 29 Grad brüchig, Hydraulikflüssigkeit fror ab minus 32 Grad, Maschinengewehre bei minus 37 Grad ein, was vor allem die Schützenregimenter traf, die die
Sturmgeschütz III, Ausf. D
Wenn reguläre Kampfpanzer fehlten, waren Sturmgeschütze oft die letzte Rettung; die 7. PD musste sie aber lange entbehren. Mindestens 20.000 Feindpanzer sollen die „StuGs“ im Krieg vernichtet haben Hauptlast der Abwehrkämpfe zu tragen hatten. In der Regel konnte man nur die Hälfte der Maschinengewehre zum Tragen bringen, da die übrigen in den festen und beheizten Stellungen auftauen mussten. Im Winter 1942 wurden vor Rschew bis zu minus 52 Grad gemessen.
Die Wartung von Panzern und Fahrzeugen oder die Bedienung von Kanonen und MGs ohne ausreichende Winterschutzbekleidung erwies sich zudem als schwierig, da nackte Haut bei etwa minus 30 Grad am gefrorenen Stahl kleben zu bleiben drohte. Oft blieb den Besatzungen daher keine andere Wahl, als große Feuer unter den Panzern anzuzünden, um die wichtigsten Systeme aufzutauen. Auch die Lkw des Divisionstrosses und die Zugmaschinen der Artillerie blieben bei dem schlechten Wetter einfach liegen. Den Schützenregimentern fehlte es an Winter- und Tarnuniformen, was sich wiederholt negativ bemerkbar machte, und das nicht nur, weil im Februar die schwersten Schneestürme über der Front tobten. Oftmals wurden die Schützenregimenter, ebenso wie die wenigen Panzer, mit anderen Verbänden zu improvisierten Kampfgruppen zusammengelegt.
Schwächen beim Gegner
Der Roten Armee ging es allerdings kaum besser. Auch Schukows Panzerbrigaden waren stark ausgedünnt. Die 20. Panzer-Brigade verfügte beispielsweise nur über einenT-34 und vier leichte und mittlere Panzer. Der Angriffsdruck auf die 7. PD in der „Königsberg“-Stellung war deshalb, und auch,weil die Sowjets Mitte Januar ihre Aufmerksamkeit auf denVorstoß der 29.Armee
HINTERGRUND
Was wurde aus Rschew?
Die deutsche Seite konnte den Rschewer Frontvorsprung letztlich nicht halten. Schon wenige Tage nach dem Abwehrerfolg gegen das sowjetische Unternehmen „Mars“ schlug die HG Mitte vor, das gesamte Gebiet zu räumen. Ursächlich dafür war nicht allein die Niederlage der 6. Armee in Stalingrad, sondern auch der Fall Welikije Lukis am 17. Januar 1943, womit die Position der 9. Armee noch einmal zusätzlich exponiert wurde. Hitler genehmigte den Rückzug auf eine neue Stellung ostwärts von Smolensk (Unternehmen „Büffel“), der Anfang Februar 1943 begann. Rschew selbst wurde am 2. März geräumt, Bely am 10. und Wjasma am 12. Durch die Verkürzung der Front um mehr als 300 Kilometer wurden knapp 20 deutsche Divisionen frei. Größere sowjetische Angriffshandlungen fanden nach „Mars“ an dieser Front nicht mehr statt.
im Westen richteten, eher gering. Zwar hatten die Sowjets vor der Gegenoffensive frische Verbände aus Sibirien erhalten, dennoch befand sich ein Großteil ihrerTruppen nach den schweren Kämpfen im Sommer und Herbst 1941 in einem schlechten Zustand. Für nachhaltige Angriffe auf breiter Front war auch die Rote Armee zu schwach.
Test der Kampfmoral
Um die Offensive gegen Rschew, die für Stalin große Priorität genoss,besser zu koordinieren, wurden alle hier eingesetztenVerbände schließlich Schukows Kommando unterstellt. Erst Anfang März begannen neue sowjetische Vorstöße in den Raum von Gshatsk, wo noch immer die Schützenverbände der 7. PD im Einsatz waren. Nach wie vor fehlte es an geeigneten Wintertarnuniformen, was insbesondere die Durchführung von Gegenangriffen erschwerte. Ein Bataillon des Schützen-Regiments 7 griff eine sowjetische Feldstellung an, doch im verschneiten Gelände boten die Landser in ihren grau-grünen Uniformen exzellente Ziele und wurden im gegnerischen Abwehrfeuer reihenweise niedergemacht.
In den harten Kämpfen wurde die 7. Panzer-Division fast vollständig aufgerieben.
Oberst Hasso von Manteuffel, damals noch Regimentskommandeur, ließ den Angriff schließlich einstellen, woraufhin ein wutentbrannter Model ihm mit dem Kriegsgericht drohte. Doch dank des Eingreifens von General Funck wurde Manteuffel stattdessen nach Frankreich versetzt.
Am 16. März wurde die 7. PD schließlich durch Teile der 342. Infanterie-Division abgelöst. „Die herrschenden Schneeverwehungen und die damit verbundenen Schwierigkeiten in der Beweglichmachung und Versorgung der Truppenteile und Einheiten erfordern weiterhin alle Kräfte der Division“,vermerkt das Kriegstagebuch der Division und verweist auf die Schwierigkeiten, die verbliebenen Pak aus ihren vom Schnee verwehten Stellungen zu bergen. Die 7. PD wurde anschließend an die „Westfront“ des Rschewer Frontbogens verlegt und sollte sich an der Bereinigung sowjetischer Positionen beteiligen. Dabei musste die inzwischen als „Gruppe Funck“ bezeichnete, bis zum Skelett abgemagerte Division ab dem 4. April noch einmal zum Angriff antreten, um eine südlich von Bjeloj nach Duchowschtschina führende Straße freizukämpfen. Sie wurde dabei in schwere Kämpfe verwickelt, konnte aber bis Anfang Mai die zugeteilte Aufgabe erfüllen.
Endlich die Erlösung
Die im April einsetzende Schneeschmelze machte weitere Offensiven nahezu unmöglich, da die unbefestigten Straßen sich in Sümpfe verwandelten, in denen die Fahrzeuge stecken blieben. Für die 9.Armee war das diesmal aber ein willkommenes Geschenk, denn die Schlammperiode brachte die seit Jahresbeginn fast unablässig fortgesetzten Attacken der Roten Armee auf Rschew undWjasma endgültig zum Stehen. Von über einer Million ihrer Soldaten kamen mehr als 250.000 ums Leben.
Die 7. Panzer-Division war inzwischen derart abgekämpft, dass sie zur Auffrischung nach Frankreich verlegen musste. Am 10. Mai 1942 begann der Abtransport – und wie zur Belohnung für das vorangegangene Martyrium stand dem Verband nun seine vielleicht ruhigste Zeit während des gesamten Krieges bevor.
Dr. Alexander Querengässer