... zu und er hatte größte Schwierigkeiten, die USA überhaupt verlassen zu können. Nach einigen Monaten des Stillstands und exorbitanten monatlichen Rechnungen wurde klar, dass es so nicht weiter gehen konnte. Wie ein guter Spieler gab Mamaghani jedoch seinen Einsatz nicht verloren, er erhöhte ihn und kaufte sich aus den Verträgen heraus. Das bedeutete aber die Aufgabe des Standorts in den USA und einen Umzug nach Hamburg, wo nun Teile der Produktion und Lagerhaltung sind. Von den Mitarbeitern konnte er sehr zu seinem Bedauern nur einen kleinen Teil halten. Das Kernteam gab aber unter seiner Regie Vollgas und entwickelte diverse neue Modelle bzw. erneuerte bestehende.
Der MicroVee, kleinster Hochleistungssubwoofer des Weltmarkts, feiert im kommenden Jahr sein 20-jähriges Jubiläum. Das ist ein für eine HiFi-Komponente ein praktisch biblisches Alter. Doch sein anhaltender Verkaufserfolg ließ ihn im Programm verbleiben und so gingen Mamaghani und die verbliebenen Ingenieure daran, den Kleinen für die nächsten 20 Jahre fit zu machen. Sie behielten das Grundkonzept, stellten aber sonst alles in Frage und auf den Kopf. Die Chassis wurden komplett erneuert, augenfälligstes Merkmal ist ihre steife und leichte Vollkarbonmembran. Nicht gerade eine Verbilligung, wie das meiste, was verändert wurde und doch blieb der Preis im ursprünglich kalkulierten Rahmen. Der frontseitige, aktiv angesteuerte Bass ist ein echter Kavenzmann mit eindrucksvollen Daten: 3.6kg Gewicht, wovon satte 3kg auf seinen Doppelferritmagneten entfallen. Er ist als Langhuber mit Unterhang ausgelegt und bekam eine 5cm große, vierlagige Kupferschwingspule spendiert. Angesteuert wird er nicht mehr wie bisher von einem der allgegenwärtigen Class-D-Module, sondern von einem sehr potenten Class-A/B-Verstärker. Die beiden seitlichen Passivbässe bekamen dieselbe Karbonmembran spendiert, somit schwingen alle drei in klanglicher Harmonie. Eine weitere essentielle Veränderung war die Verwendung von Aluminium-Strangguss anstelle von MDF für das Gehäuse, was schon gleich nach der Übernahme in der vorherigen MKII Version umgesetzt wurde. Das neue DSP für Entzerrung und Filterung stammt von Analog Devices. Es kümmert sich auch um eine dynamische Limitierung des Maximalpegels, der bei der Größe des Kleinen einfach naturgegeben ist und die sehr elegant und unmerklich funkti- oniert. Wie für Velodyne typisch bietet auch der MicroVee X sämtliche sinnvollen, praxisnahen Anschlüsse, um ihn in ein vorhandenes HiFioder Surround-System einschleifen zu können. Ich finde das einfach nur intelligent, denn man kann seinen Einsatzzweck nie im Voraus abschätzen: eben noch in der Surroundanlage eingesetzt spielt er morgen vielleicht schon in der klassischen Stereoanlage. Zuerst einmal gibt es die klassischen Lautsprecheranschlüsse, hier als Klemmterminals. Und die Möglichkeit ihn mittels Cinchkabeln über Pre-Out, Tape Out und die Heimkino-Standard-Verbindungen LFE-OUT (SUB OUT) und LFE IN (SUB IN). Man kann die interne Weiche auch umgehen (Subwoofer Direct). Ansonsten lassen sich Lautstärke, Phase und natürlich die Übernahmefrequenz einstellen. Bis auf die Übernahmefrequenz geht das nun bequem vom Sofa aus – noch ein tolles, neues Feature. Nur die Lautstärkesprünge sind mit 3db zu grob.
Das Coole an einem Subwoofer ist ja prinzipiell, dass es akustisch im Grunde egal ist, wo er steht. Den kleinen MicroVee X kann man aber auch bestens herzeigen -Lifestyle, Sie verstehen. Gepaart habe ich ihnen mit den den Davis Courbet N°3, das sind französische Kompaktlautsprecher, die prinzipbedingt keine Basswunder sind. Und ja, der kleine Velodyne macht ihnen gehörig Dampf im Basskeller, keine Frage. Aber wie immer bei guten Subwoofern bedeutet sein Einsatz auch eine Entlastung der Chassis des Hauptlautsprechers, was bei kleineren Schallwandlern besonders ohrenfällig ist. So wird auf „RIOS“ von Dino Saluzzi der Bass von Anthony Cox mit einem Mal präsent, griffig, größer und „hölzerner“. Besonders fett hört man ihn auf „Sketch“ mit seinem so satten, elastischen Bassintro-und dem darauf folgenden Dauergroove – diesmal mit dem E-Bass. Neben Dino Saluzzis königlichem Bandoneon ist besonders die Marimba von David Friedmann in all ihren tonalen und dynamischen Ausprägungen nun extrem gut nachhörbar. Und auf Isao Suzukis “Blow up“ vom Kultlabel Three Blind Mice / TBM ist das genau so. Gerade der Opener „Aqua Marine“ wird wegen seiner explosiven Dynamik und der gleichzeitigen Fülle feinster Details und schier überbordender Klangfarben immer wieder gerne zum Vorführen genommen. Genau das kann ich nun mit dem Davis-Velodyne-Duo perfekt nachvollziehen. Takashi Mizuhashi spielt seinen gestrichenen Kontrabass bis in tiefste Tiefen und auch hier tauchen wieder zarteste Details von Perkussion und E-Piano auf. Gerade die harten Anschläge neben den watteweichen Tönen habe ich so noch nie gehört.
Fazit
Ich kann es kurz machen. Einen besseren Subwoofer dieser Größe gibt es nicht. Hier stimmt praktisch alles und dass man ihn sowohl optisch wie auch akustisch verschwinden lassen als auch herzeigen kann, ist sozusagen das Sahnehäubchen auf diesem deutsch-amerikanischen Kraftwürfel.
Christian Bayer