... Jahren, wobei einzelne Forscher sogar mit einer sehr viel höheren Anzahl an Jahren liebäugeln. Unbestritten ist jedoch, dass das Ende der großen Eiszeit eine entscheidende Rolle bei der Zähmung des Raubtiers spielte. Denn damals waren die Ressourcen pflanzlicher Nahrung beschränkt und Wolf und Mensch mussten um die gleiche Beute jagen: Bisons, Rentiere und Hirsche waren die Hauptnahrungsquellen. Schon bald zeigte sich, dass der Mensch im Beutemachen erfolgreicher war, was einen großen Teil der Wölfe aussterben ließ. Der Rest aber suchte die Nähe der Menschen, um so an die begehrte Nahrung zu kommen. Doch auch der Mensch machte sich den Wolf zunutze: Mit seinem hervorragenden Geruchssinn war er in der Lage, die Beute aufzuspüren. Und mit seinem Gehör wusste er rechtzeitig vor feindlichen Eindringlingen zu warnen. Doch noch immer handelte es sich um ein wildes Tier – „Hauswolf“ nannte ein Forscher dieses Übergangsstadium zum Hund.
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Im Lauf der Zeit verstärkten Kreuzungen bestimmte Eigenschaften, die die „hündischen“ Merkmale begünstigten. So gab es schon bei den alten Ägyptern verschiedene Hunderassen, die jeweils typische Wesenszüge aufwiesen: Bei den einen war eher die Fähigkeit des Hütens, bei den anderen der Jagdtrieb oder der Spürsinn ausgebildet. Die Ägypter waren es auch, die dem Hund schließlich gottähnliche Eigenschaften zusprachen – er war ihnen heilig. Gezähmte Hunde wurden dort im Tempel des Schakal- oder Hundegotts Anubis beigesetzt.
Reiche Familien gingen sogar so weit, ihre Hunde nach der Bestattung zu mumifizieren. Und starb ein Hund, rasierten sich alle Familienmitglieder zum Zeichen ihrer Trauer die Augenbrauen. Auch im antiken Griechenland war der Hund ein Hausfreund, wie Homers Geschichte von Argos, dem Hund des Odysseus, beweist. Und dass die Römer neben Wachhunden mopsähnliche Schoßhündchen hatten, belegen Skelette, die man kürzlich in Spanien ausgrub. Auch trugen die Hunde Namen wie bei uns. Im Mittelalter schließlich waren Hunde vor allem treue Jagdbegleiter des Adels. Edle Damen besaßen außerdem häufig ein Schoßhündchen – eine Mode, die in der Renaissance schließlich auch die Männer mitmachten.
Nicht ganz so weit wie die des Hundes reicht die Geschichte der Katze zurück: Vor 3600 Jahren etwa begann man im alten Ägypten, die ersten Falbkatzen, die aus der Wildkatze hervorgegangen waren, als Haustier zu halten.
Ägyptische Katzenverehrung
Zahlreiche Abbildungen belegen, dass die Katze eine absolute Sonderstellung innerhalb der ägyptischen Gesellschaft hatte. In ihrer Gestalt wurde die Göttin Bastet verehrt; es gab unzählige Katzen-Statuen und -Abbildungen im Bereich ihres Tempels in der Stadt Bubastis. Ja, die Verehrung der Katze ging so weit, dass, wer ein Tier absichtlich verletzte, die Todesstrafe erhielt. Starb innerhalb einer Familie eine Hauskatze, trugen sämtliche Familienmitglieder Trauerkleidung. Auch wurden Katzen bei ihrem Tod nicht nur bestattet, sondern mumifiziert – es gibt zahllose Katzenmumien, die bei Ausgrabungen zutage gefördert wurden.
Eigentlich war es verboten, mit der ägyptischen Falbkatze Handel zu treiben. Doch im Verlauf der Jahrhunderte begann ein florierender Schwarzhandel quer übers Meer nach Europa. So gelangte die domestizierte Katze auch in unsere Breitengrade. Doch während die Griechen das Haustier schätzten, benutzten es die Römer lediglich als nützlichen Mäusejäger. Im Mittelalter hatte die Katze schließlich eine Doppelrolle: Zum einen waren Kätzchen beliebt bei adeligen Damen, die sich ihre Haltung auch einiges kosten ließen. So lautet ein Eintrag in den Haushaltsbüchern der Isabeau de Bavière: „… eine Elle hellgrauen Stoffes, um eine Decke für die Katze der Königin anzufertigen, 16 Schilling“. Zum anderen sah man in Katzen die Verbündeten der Hexen, was zu deren Verfolgung und Tötung führte. Doch heute ist die Katze Lieblingstier Nr. 1 der Deutschen – eine Hausgenossin, die so zärtlich wie wild, so kuschelig wie unabhängig ist.
Elisabeth Aslan