Wer mittellos aufwächst, trifft Entscheidungen anders als jemand, der nur Wohlstand kennt. Dieses Armutsdenken kostet Energie – hat aber auch Vorteile, wie unser Autor Martin W. Angler selbst erfährt
Im Sommer 2022 verbrachte ich viel Zeit im Supermarkt. Nicht weil es dort schön kühl war, sondern weil ich kaum glauben konnte, dass schon wieder alle Preise im Wochentakt gestiegen waren. Bei jedem Besuch hatte ich noch das Preisschild der Vorwoche vor Augen und die relativ stabilen Vor-Inflationspreise aus früheren Zeiten. Centgenau. Weil das Stück Butter auf einmal einen Euro mehr kostete, musste ich den Aufpreis beispielsweise beim Joghurt einsparen. Dabei wusste ich, dass ich mir meinen Einkauf locker auch ohne diese Rechnerei leisten konnte.
Ich beobachtete die anderen Menschen. Touristinnen wie Einheimische griffen sorglos ins Kühlregal und packten Käse, Fleisch und Lachs ein, obwohl sich die ...