WELTERBE
Die Besucher flüstern im Halbdunkel. Nur Wandstrahler sowie das Tageslicht, das durch ein vergittertes Oval im Deckengewölbe fällt, hellen die Gruft etwas auf und bieten Orientierung. Mehr als 30 Särge stehen darin dicht beieinander. Gleich neben dem Eingang sind – unübersehbar – zwei wuchtige dunkle, sparsam beschlagene Modelle aus Eiche positioniert. An einem steht in großen Lettern„Goethe“, am anderen„Schiller“.
Doch nur an Goethes Sarkophag in der Fürstengruft auf dem histori- schen Friedhof von Weimar stimmt die Beschriftung. Wo sich Schillers sterbliche Überreste befinden, ist ungewiss. Vermutlich blieben sie im Kassengewölbe auf dem Jacobs-Friedhof zurück, als man sie mehr als 20 Jahre nach seiner Bestattung hierher überführen wollte und dabei verwechselte. In Schillers Sarg, so offenbarte später ein DNA-Test, lagen fremde Knochen, die inzwischen anderswo bestattet wurden.
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