Es war ein Medizinhistoriker namens Justus Friedrich Karl Hecker, der die Volkskrankheiten erfand – natürlich nicht die Leiden selbst, sondern den Begriff dafür. Dabei hatte der Mann damit nur ein einziges im Mittelalter verbreitetes Phänomen beschreiben wollen: die Tanzwut. Damals schien ganze Trauben von Menschen ein wahrer Bewegungszwang zu ereilen, und die Ärmsten steppten und schüttelten sich, bis sie erschöpft zusammenbrachen. Die Ursachen dafür sind nicht bekannt, vermutet werden eine religiöse Ekstase, eine Art Drogenvergiftung durch Pflanzen wie die Engelstrompete oder sogar der Biss der Europäischen Schwarzen Witwe, einer Giftspinne.
Mit Heckers Bericht über diese „Volkskrankheit“ war aber zum ersten Mal ein Wort geprägt, das die große Verbreitung einer Krankheit innerhalb einer Gesellschaft beschrieb. Und die dabei vieles über ihre Zeit erzählte: Es waren schließlich immer auch die ...