»Erzähl mir eine Geschichte!«, verlangen Kinder abends vor dem Zubettgehen. Glücklich, wer spontan eine gute parat hat, sich untertags schon vorbereitet und eine zurechtgelegt hat. Doch wer kennt es nicht – auch aus anderen Situationen – in jenem Moment, in dem sie gefragt wäre, ist die perfekte Geschichte meilenweit entfernt. Ebenso glücklich also, wer hier auf ein gutes Buch zurückgreifen kann und die Kleinen mit Pixibüchern, Märchenwäldern, Bullerbü-Geschichten oder Zauberlehrlingen in den seligen Schlaf entsenden kann. Kinder bewohnen, bevor sie lesen lernen, die Welt der Mündlichkeit. Jede/r von uns hat demnach seine ersten Lebensjahre in der Welt der Mündlichkeit verbracht, hat den Hunger auf Geschichten mittels mündlicher Erzählungen zu stillen versucht, war auf die allabendliche Vorlesebereitschaft der Eltern angewiesen.
So auch die Mutter von Irene Vallejo: »Meine Mutter saß jeden Abend an ...