Flieg, Flieger, flieg!

Bildquelle: Philipp die Maus, Ausgabe 4/2024

Bildquelle: Philipp die Maus, Ausgabe 4/2024

Niemand konnte so schöne Papierflieger basteln wie Milly. „Da muss man ganz genau sein beim Falten!“, sagte sie. Philipp schaute seinen Flieger an und Tom den seinen. Dann schauten sie beide Millys Flieger an. Der war wirklich viel, viel schöner. Aber ob er auch besser flog? Na, das wollten sie mal sehen!

Sie packten ihre Flieger und liefen hinaus auf die Wiese. „Da weht immer der Wind“, sagte Milly. „Das ist ein guter Flugplatz. Dort fliegt ein Flieger bestimmt ganz weit! Kommt mit!“

Tom fing an und schleuderte seinen Flieger steil in die Luft. „Flieg, Flieger, flieg!“, rief er ihm nach. Pfeilgerade schoss der Flieger in den Himmel, drehte um und stürzte pfeilgerade zu Boden. Nun lag er im Gras. „Hmm“, sagte Tom. „Das muss so sein. Das ist nämlich ein Sturzflieger! “

„Das ist ein Lieger und kein Flieger!“, kicherte Milly. „Jetzt du, Philipp!“, rief sie.

Philipp lief auf den Hügel und ließ seinen Flieger schweben. Flieg, Flieger, flieg! Der Flieger drehte sich hoch, legte sich auf den Bauch, wackelte ein wenig und purzelte hinunter „Na ja“, meinte Philipp. „Das ist eben ein Purzelschrauber. Und jetzt du, Milly!“

Jetzt also Milly. „So muss man das machen!“, rief sie. „Nicht mit Kraft. Mit Gefühl!“ Und wie schön hoch der Flieger stieg! Flieg, Flieger, flieg! Und wie weit er flog! Und flog! Wohin flog er nur? Und weiter flog Millys schöner Flieger, und immer höher stieg er. Und dann sahen sie nur noch, wie er auf die Hütte zuflog und in der Regenrinne landete.

Bildquelle: Philipp die Maus, Ausgabe 4/2024

Leer und verlassen stand die Hütte am Rand vom Finsterwald, richtig unheimlich! Durften sie da überhaupt hingehen? Vielleicht war das Dach kaputt und der Boden morsch. „Oder ein Räuber haust darin!“, meinte Tom. „Da gehen wir lieber nach Hause!“

Milly schüttelte den Kopf. „Du kannst ja meinen Flieger haben!“, tröstete sie Philipp. „Und meinen auch!“, versprach Tom. „Was, den Sturzflieger und Purzelschrauber! “, rief sie. „Die könnt ihr behalten!“

„Dann basteln wir eben einen neuen!“, meinte Philipp. Aber nein, Milly wollte auch keinen neuen. Sie wollte ihren eigenen Flieger wiederhaben. „Der ist so gut geflogen“, rief sie. „Den müssen wir unbedingt holen! Und wenn ihr nicht mitkommt, gehe ich alleine!“

Milly ganz alleine bei der unheimlichen Räuberhöhle? Nein, da kam auch Philipp mit. Schließlich trabte auch Tom hinterher.

Milly lief um die Hütte herum. „Da hinten steht eine Leiter!“, sagte sie. „Komm, Philipp, fass mit an!“ Sie zogen die Leiter hinter der Hütte hervor. Jetzt brauchten sie nur noch Tom. Niemand konnte so gut klettern wie Tom. Aber wo war Tom geblieben? „Tom, wo bist du? “, riefen sie.

Da hörten sie seine Stimme. „Psst! Nicht so laut“, flüsterte er. „Ich bin auf der anderen Seite, und da ist etwas. Ein komisches Geräusch. Das rasselt und schabt. Hört ihr das auch? “

Nein, auf ihrer Seite hörten sie gar nichts, und Milly war froh darüber. Wenn es in einer verlassenen Hütte rasselte und schabte, das hatte bestimmt nichts Gutes zu bedeuten. „Pass auf, Tom“, sagte sie. „Das kann gefährlich sein. Da laufen wir lieber nach Hause!“

‚Nein, nein!“, flüsterte Tom. „Jetzt kommt doch endlich her. Schnell, aber leise!“ Philipp und Milly liefen um die Ecke. Nun hörten auch sie dieses komische Kratzen und Schaben und Scharren und Rumoren.

Bildquelle: Philipp die Maus, Ausgabe 4/2024

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Aber das kam nicht von dort oben. Das kam von unten! Da unten vom Regenrohr! Und wieder dieses Kratzen und Schaben und Scharren! „Ob da unten ein Unhold wohnt? “, meinte Milly.

„Du bist vielleicht ein Angsthase!“, rief Philipp und legte ein Ohr an das Rohr. Nun hörte er deutlich, wie da etwas flatterte und kratzte, und jetzt auch noch jämmerlich piepste!

„Das ist ein kleiner Vogel!“, sagte Philipp aufgeregt. „Bestimmt ist er oben in das Regenrohr gerutscht, und jetzt steckt er da unten fest!“

Armer Vogel! Sie mussten ihn unbedingt befreien! Aber wie? „ Ausgraben!“, rief Philipp. Schnell rupften sie das Gras aus und kratzten mit ihren Händen die Erde und die Steinchen unter dem Rohr weg.

Und da saß er, der kleine Vogel. Vor lauter Angst blieb er still sitzen, bis ihn Philipp behutsam aus dem Loch heraushob. Da schoss er in die Luft und flog auf und davon in die Freiheit!

Philipp, Milly und Tom blickten ihm nach. „Das arme Vögelchen!“, rief Milly überglücklich. „Wer weiß, wie lange er schon gefangen war!

Und du hast ihn gerettet, Philipp! “

„Wir alle haben ihn gerettet “, sagte Philipp. „Weil Milly ihren Flieger unbedingt wiederhaben wollte, und weil Tom etwas schaben und kratzen gehört hat!“

Voller Freude liefen sie nach Hause. Hoch am Himmel flog ein Vogel dahin. „Das ist bestimmt unser Vögelchen!“, sagte Philipp. Dann blieb er stehen. „Haben wir nicht etwas vergessen? “, fragte er.

Milly schüttelte den Kopf. „ Ach nein“, sagte sie. „Morgen kann ich mir ja einen neuen Flieger basteln!“

Bildquelle: Philipp die Maus, Ausgabe 4/2024