... den Tag zu starten und meine armen Mitmenschen nicht verschlafen und schlecht gelaunt anzupöbeln. Kennst du so etwas auch? Glückwunsch! Dann geht es dir genauso wie 79 Prozent der Deutschen. 65 Prozent aller Kaffeetrinker in Deutschland genießen mehrmals täglich eine Tasse Kaffee.
Am Anfang war die Bohne
"Kaffee dehydriert den Körper nicht. Ich wäre sonst schon Staub.“
Franz Kafka
Ich stelle mir manchmal die Frage, durch welchen glücklichen Umstand die tolle Bohne eigentlich entdeckt wurde. So ziemlich klar ist, dass der Kaffee ursprünglich aus Äthiopien stammt. Dazu gibt es eine schöne Legende, in der der Ziegenhirte Kaldi entdeckte, dass seine Ziegen plötzlich wie von der Tarantel gestochen herumsprangen und wild herumtollten. Er hatte sich das Ganze genauer angeschaut und festgestellt, dass seine Ziegen von einer Pflanze mit roten Kirschen genascht hatten. Das hatte sie wohl aufgedreht und in eine Art Rausch versetzt. So entdeckten die Menschen die anregende Wirkung für sich und fingen an, die getrockneten Kirschen und Blätter mit heißem Wasser aufzugießen – ähnlich wie beim Tee. Die erste schriftliche Erwähnung des Getränks gab es etwa 900 nach Christus in der äthiopischen Region Kaffa – hier hat der Kaffee also wohl seinen Namen her. Die Bohne wanderte dann über die Jahrhunderte ins Osmanische Reich, wo dann auch die Zubereitungsart verfeinert wurde und der Kaffee schon fast zu dem Getränk wurde, das wir heute kennen und lieben. Es entwickelte sich in Istanbul eine echte Kaffeekultur mit den ersten Kaffeehäusern. Zur Zeit Murad des III. erlebte die Kaffeehauskultur seine Blütezeit. Genau dieser Herrscher verbot aber die Kaffeehäuser, da sie nicht selten als Treffpunkt politischer, regierungskritischer Versammlungen genutzt wurden. Sein Nachfolger Murad IV ließ Kaffeehäuser abreißen und ihre Betreiber verfolgen und hart bestrafen.
Europa wird erobert
1582 kam der Kaffee dann nach Deutschland, genauer gesagt, nach Bayern. Ein Augsburger Mediziner hat ihn von einer Orientreise mitgebracht. Weitere Reisende aus ganz Europa brachten Kaffee immer wieder als Souvenir mit, wodurch das Getränk sich dann langsam etablierte. Im 17. Jahrhundert gab es dann das erste Kaffeehaus in Venedig, es folgten London, Wien, Paris und viele andere europäische Städte. Das erste deutsche Kaffeehaus gab es 1673 in Bremen. Durch die Kolonialisierung gab es dann auch mehr Anbaugebiete in Afrika, Südamerika, auf der ganzen Welt, zumindest in den Breitengraden, in denen das Klima mitspielt. Vor allem die niederländische Kolonialmacht beschleunigte die Verbreitung von Kaffee. Auf den Sklavenschiffen wurden keimfähige Kaffeesetzlinge nach Europa geschmuggelt.
Rituale und Mythen
In unserer modernen Kaffeekultur haben sich so manche Mythen breitgemacht. Es ist ganz interessant, zu recherchieren, ob diese denn stimmen und wo die Mythen überhaupt herkommen. Vor allem in Italien und Österreich wird zum Kaffee beispielsweise meistens ein Glas Wasser mitserviert. Wo das herkommt und wann man damit angefangen hat, ist unklar, aber eine Theorie ist, dass einige Schlucke Wasser Honoré de Balzac den Kaffee annehmbarer für den Magen machen. Er wird im Magen gestreckt und dadurch ist die Säure nicht so aggressiv. Eine andere Theorie ist, dass ein Schluck Wasser direkt nach einem Schluck Kaffee den Mund erst einmal von fremden Aromen befreit und so kann man den Geschmack besser wahrnehmen. So ähnlich macht es schließlich auch ein guter Sommelier mit Wein.
Noch ein interessanter Mythos ist der, dass kalter Kaffee angeblich schön machen soll. Das stimmt nur teilweise. Die bekannte Redewendung „Kalter Kaffee macht schön“ kommt vermutlich vom Adel in der Renaissance-Zeit, der sich aufwendig puderte und schminkte. Durch den heißen Dampf des Kaffees ist gerne mal einfach die ganze Schminke verlaufen. Bei kaltem Kaffee ist das nicht passiert. So etablierte sich dann die Redewendung, dass kalter Kaffee schön macht. Komplett falsch ist das aber nicht. Koffein wirkt durchblutungsfördernd, was gut für die Haut ist. Auch die Modeerscheinung, Kaffee mit etwas Zitrone zu trinken, trägt dazu bei, dass Kaffee schön machen soll – durch die Stoffe Polyphenolen und Vitamin C, die das Hautbild verfeinern.
"Kaffee ist das schwarze Öl, das allein diese phantastische Arbeitsmaschine immer wieder in Gang bringt.“
Das Kaffeeunser
Kaffee unser, der du bist in der Tasse, geheiligt werde deine Bohne. Dein Röstgrad komme, dein Brühvorgang geschehe, wie im Café, so auch zu Hause. Unser tägliches Koffein gib uns heute, und vergib uns unsere Sucht. So auch wir vergeben den Senseo-Trinkern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Tee. Denn dein ist der Geschmack, das Aroma und das Koffein, in Ewigkeit, ARABICA! Bilder: © DiViArts/, © nerudol/stock.adobe.com, © PopsaArts/stock.adobe.com
Macht er süchtig?
Hilft Kaffee eigentlich gegen einen Kater? Mir schon. Es ist so, dass Flüssigkeitsaufnahme bei einem Kater generell hilft. Es gilt zwar die Aussage, dass Koffein dem Körper Flüssigkeit eher entzieht, allerdings haben wissenschaftliche Studien ergeben, dass dies so nicht stimmt. Koffein wirkt zudem bei einigen Menschen kopfschmerzlindernd. Weiter oben habe ich erwähnt, dass man immer öfter hört, dass Kaffee mit Zitrone toll auf den Körper wirkt, vor allem auf die Haut. Das Zusammenspiel der Inhaltsstoffe kann aber noch mehr für uns tun und hat einen ähnlichen Effekt wie Acetylsalicylsäure, oder auf Deutsch gesagt: der Wirkstoff aus Aspirin. Und natürlich wird gesagt, dass Kaffee süchtig macht. Ich würde ja nicht sagen, dass ich ein Problem mit Kaffee habe. Nur ohne! Bei einem Kaffeeentzug ist neben Müdigkeit und schlechter Stimmung auch Kopfschmerz ein häufiges Symptom. Es gibt aber laut Studien nur eine psychologische Abhängigkeit, eine körperliche konnte nicht bestätigt werden. Koffein ist ein tolles Zeug. Im Gehirn blockiert es das Schlafhormon Adenosin. Wir werden wach und leistungsfähig. Die Gefäße werden geweitet und unsere Durchblutung verbessert – und ein gut durchblutetes Gehirn ist ein konzentrationsfähiges. Bis zu einem gewissen Grad ist Kaffee auch gut fürs Herz und das Herz-Kreislauf-System. Koffein ist verdauungsanregend und hilft unserem Darm auf die Sprünge. Leider gibt es natürlich auch zu viel des Guten. Koffein fördert immer auch die Ausschüttung der Stresshormone Adrenalin und Cortisol. Wir werden erst einmal wach und brauchen eine gewisse Menge an Stresshormonen, um gut und effektiv zu funktionieren, aber dass zu viel Stress extrem ungesund ist und echte Probleme für Körper und Psyche produziert – das ist uns allen mehr als klar.
Alternativen zu Kaffee
Wem es um den Energie-Kick und das Ritual drumherum geht, und keinen Kaffee verträgt oder ihn schlichtweg nicht mag, der kann auf einige Alternativen zurückgreifen. Teein ist dem Koffein sehr ähnlich und ist, wie der Name schon vermuten lässt, in Tee enthalten. Besonders in schwarzem und grünem Tee. Eine andere sehr bekömmliche Alternative zu Kaffee ist Chai. Eigentlich ein Tee, der jedoch durch seine Gewürzpalette kräftig schmeckt und wie Kaffee oft mit Milch und Zucker getrunken wird. Oder – als enger Verwandter des Kaffees – kommt auch Kakao infrage. Der ist ein echter Gute-Laune-Macher und hat ebenfalls eine belebende Wirkung. Lecker ist er allemal.
Die Kaffeebohne
In seiner Rohform ist Kaffee eine kleine, rote Beere am Strauch, die einer Kirsche sehr ähnlich sieht. Das, was wir als Kaffeebohnen kennen, sind die Kerne der besagten Beeren. Zwei Stück findet man in jeder Beere. Die bekanntesten Anbaugebiete für Kaffee befinden sich, der Größe nach genannt in: Brasilien, Vietnam, Indonesien, Kolumbien, Äthiopien, Indien, Honduras, Mexiko, Peru und Guatemala. Von dort aus geht er in die Länder, in denen er dann getrunken wird und dort werden die Bohnen geröstet. Je nachdem, ob der Kaffee dann noch gemahlen werden soll, geht er direkt oder eben nach dem Mahlvorgang in den Handel. Die häufigsten und gegensätzlichsten Kaffeesorten, die man dann noch in viele Untersorten trennen kann, sind Arabica und Robusta. Der größte Unterschied ist, dass Arabica Hochlandkaffee ist, der nur in zwischen 600 und 2.300 Kilometer Höhe gedeiht und dass er etwas empfindlicher gegenüber dem Wetter ist. Dies ist auch der Ur-Kaffee, also die älteste Sorte. Robusta dagegen ist Tieflandkaffee. Er wurde gezüchtet, um eben, wie der Name schon sagt, robuster, einfacher und ertragreicher zu sein. Er schmeckt aber trotzdem sehr gut und hat auch Qualität.
Mein ganz besonderer Tipp
An dieser Stelle noch ein kleines Rezept für schokolierte Mokkabohnen. Du brauchst:
• Ganze Kaffeebohnen, geröstet
• Kuvertüre (Zartbitter oder Vollmilch)
Du erwärmst die Kuvertüre langsam auf dem Herd. Dabei darf sie nicht zu schnell zu heiß werden, da sie sonst klumpt. Nur so warm, dass die Schokolade cremig und flüssig ist. Die Kaffeebohnen legst du auf Backpapier aus und du gießt die Schokolade darüber. Auch die andere Seite begießen und abkühlen lassen. Fertig!
Es muss dir schmecken
Für mich persönlich geht nichts über den guten, alten Filterkaffee. Schön stark sollte er sein, mit einer ordentlichen Portion Zucker. Dazu gibt es aber so viele Meinungen, wie Variationen: der kleine, starke Espresso, der leichte Cappuccino, der luftige Latte Macchiato, der erfrischende Eiskaffee, der effektive Americano oder der klassische Filterkaffee. Es gibt so viele verschiedene Vorlieben, wie es auch unterschiedliche Menschen gibt, und das ist gut so. Bei gutem Kaffee gilt nur eine Regel: schmecken muss er! Und, wie magst du deine Portion flüssiges Glück am liebsten? <
NADINE URBAN
Schon gewusst?
• Kaffee ist so beliebt, er ist das zweit-meist gehandelte Produkt auf der Welt. An erster Stelle steht Erdöl.
• Der meiste Kaffee pro Kopf wird in Finnland getrunken. Deutschland ist auf Platz 8. Pro Kopf werden bei uns 160 Liter Kaffee getrunken.
• Der Espresso wurde in Italien erfunden? Falsch, in Frankreich!
• Der International Coffee Day ist am 1. Oktober