Nun hiess es, als Erstes den passenden Architekten zu finden. Während ihrer akribischen Suche bekamen sie den richtungsweisenden Rat eines Freundes, dass sie bei ihrer Wahl grossen Wert auf das Persönliche legen sollten. Ein Hausbau sei etwas Intimes, wo die Bauherrschaft viel von ihrem Leben preisgeben müsse. Vertrauen spiele dabei eine entscheidende Rolle. Diesen Rat nahmen sich Katherina und Nico zu Herzen und fanden mit dem aus München den perfekten Partner. Vor allem mit Elia Spandri, der das Projekt von der Idee bis zur Umsetzung betreute, waren sie umgehend auf gleicher Wellenlänge. Doch bevor der Hausbau so richtig ins Rollen geriet, mussten einige hohe Hürden übersprungen werden. Die gesetzlichen Vorgaben vor Ort zum Beispiel waren enorm. So zog sich der Genehmigungsprozess mächtig in die Länge. In dieser Zeit wuchs bei den Zeifangs der Gedanke, sich nicht nur ein Wochenendhaus, sondern gleich eine feste Bleibe in Murnau zu bauen. «Unsere drei Kinder wurden grösser und das Thema Schule rückte so immer stärker in den Fokus. Die Vorstellung, unsere drei Lieben in eine Dorfschule zu schicken, wo sie zu Fuss oder mit dem Fahrrad hinkamen, wo sie ihre Freizeit selbstständig bespielen konn- ten, war schlicht reizvoller, als dies in der Stadt zu tun», erzählten die stolzen Eltern. «So wurde Murnau am Staffelsee unsere neue Lebensader.»
Mit klaren Vorstellungen im Gepäck, die Bedürfnisse des Familienlebens, der Wunsch nach Gemeinsamkeit und Rückzug sowie ihre Leidenschaft, «Kunst» unter einem Hut zu versammeln, konnte das Abenteuer Hausbau nun so richtig beginnen. «Wir hatten damals klar definierte Wünsche, doch wir wussten nicht, wie man diese einzelnen Puzzleteile zusammenführen konnte», so die Kunstsammler. «Elia Spandri nahm uns an der Hand und führte uns mit enormem Geschick, Gespür und Wissen durch eine aufregende Planungs- und Bauzeit.»
Entstanden ist ein Haus, das der fünfköpfigen Familie auf den Leib geschneidert ist und mit seinen räumlichen Qualitäten, drinnen wie draussen, überrascht. «Vieles ist während des Entwurfs- und Planungsprozesses aus der Not geboren», erinnern sich die Zeifangs. «Da die Grundfläche des Hauses aus baugesetzlichen Gründen begrenzt ist – wir durften nur zwei Vollgeschosse auf dem Grundstück verwirklichen – entstand die Idee des Split-Levels. Heute ist diese Grundrissorganisation eine der reizvollsten Faktoren im Haus.»
«Das Haus entwickelt sich mit uns weiter. Wir lieben es, zu gestalten und neue Projekte anzugehen.»
KATHERINA ZEIFANG
Das Erdgeschoss ist klassisch organisiert. Hier befinden sich die Kinder- und Gästezimmer sowie Keller- und Haustechnikräume. Tritt man von diesen klar gefassten Schlafbereichen hinauf in die Küche, wo sich auch der eigentliche Eingang befindet, öffnet sich das Haus zu einem erlebnisreichen Raumgefüge. Von der grosszügigen Küche mit eigener Essecke winden sich die als Split-Level organisierten Räume über den Essund Wohnbereich hinauf ins Reich der Eltern, das sich direkt unter dem leicht geneigten Giebeldach befindet. «Auch die Sprossenfenster im offenen Ess- und Kochbereich sind eine Folge des Baugesetzes. Wir durften keine grossflächigen Fensterflächen bauen, so entstand die Idee der Metallsprossen. Diese prägen zusammen mit der schlichten Materialisierung mit Beton an den Wänden und dem Gussasphalt-Boden den Industrielook im ganzen Haus.» Trotz der reduzierten Ausgestaltung der Innenräume wirkt das Haus keinesfalls kühl. Im Gegenteil, durch den gelungenen Mix aus antiken und modernen Möbelstücken entstand mit dem atemberaubenden Blick in die Natur, der allgegenwärtig ist, eine wohltuende Gemütlichkeit. «Kunst ist ein wichtiger Teil unseres Lebens, so brauchen wir natürlich auch Wände, um diese in unserem Haus zu inszenieren, ohne dass die Innenräume museal wirken», beschreiben die Zeifangs mit einem Augenzwinkern. «Das Haus ist einerseits unser ganz intimer Rückzugsort, es ist aber auch ein Ort der Begegnung mit den Künstlern, die wir betreuen.» Der Hausbau inspirierte das Ehepaar dazu, ihre Sammelleidenschaft zur Profession zu machen. So betreiben die Zeifangs heute in Murnau eine Galerie und bald eröffnen die innovativen Köpfe Ende 2023 im Kunstkraftwerk Bergson in München eine einzigartige Ausstellungswelt.
Dieser Wohntraum am Staffelsee war nur möglich, da die Familie vollumfänglich auf die Architekten um Elia Spandri und die Handwerker bauen konnten. Für Katharina und Nico Zeifang war diese Zusammenarbeit schlicht perfekt. «Und natürlich befindet sich das Haus noch in Bewegung und entwickelt sich mit uns weiter, auch in unserm Leben werden wir noch viele spannende Kapitel schreiben.» ——
«Wir wollen mit der ausgestellten Kunst Emotionen wecken und die Zeit dokumentieren, in der wir leben.»
NICO ZEIFANG
Querschnitt
1 Eltern
2 Wohnen
3 Koche
n 4 Kinder
5 Keller
Obergeschoss
1 Wohnen
2 Essen
3 Kochen
4 WC
5 Garderobe
6 Entrée
7 Arbeiten
8 Terrasse
Erdgeschoss
1 Gästezimmer
2 Kinder
3 Wellness
4 Bad
5 Keller
SWA.STUDIO Sebastian Wiedemann Elia Spandri (rechts)
Die Übersetzung der örtlichen Bautradition in eine moderne und zeitlose Architektursprache ist ein Schwerpunkt der Arbeit von . «Ein Gebäude ist nicht Selbstzweck, sondern soll den Ort, an dem es entsteht, durch eine ruhige, selbstverständliche und vielschichtige Architektur ergänzen. Die innenräumliche Gestaltung mit ausgewählten Materialien und einer handwerklichen Umsetzung bis ins Detail lässt einen atmosphärischen Ort entstehen», so Sebastian Wiedemann, der swa.studio 2017 in München gegründet hat. Das Architekturbüro beschäftigt sich mit anspruchsvollen Wohnbauprojekten im 5-Seen-Land. Das Projekt in Murnau am Staffelsee ist in Zusammenarbeit mit Elia Spandri entstanden. Diese erfolgreiche Kooperation besteht seit 2008, damals noch im gemeinsamen Studio Spandri Wiedemann Architekten, und dauert bis heute an.
ARCHITEKTUR: , Sebastian Wiedemann Architektur, München, Projektleiter Haus in Murnau: Elia Spandri. Bauleiter: Michij Kugelmann. BAUJAHR: 2019
MITWIRKENDE SPEZIALISTEN: GARTENBAU:
Franziska Meyer-Fey, Herrsching, INNENAUSBAU: Holzhandwerk König, Raphael König, Bad Saulgau www.holzhandwerk-koenig.de
METALLARBEITEN:
Rüdiger Lüst, Hohenschäftlarn, FENSTER: MHB – Roth Metall, Grafrath bei München www.rothmetall.de