Der Kirchenrebell
Erst Mönch, dann Theologie-Professor und erbitterter Kritiker: Mit Verve kämpft Martin Luther für eine Erneuerung der Kirche. Am Ende stehen epochaler Erfolg und Enttäuschung zugleich
2. KAPITEL GLAUBE UND FREIHEIT
Wie nur kann der Mensch wissen, ob ihn nach dem Tod Höllenqual erwartet oder das Hi mmelreich? Ob seine Sündenlast so gewaltig ist, dass er im reinigenden Fegefeuer leiden muss, ihn gar ewige Verdammnis trifft, oder ob Gott ihm gnädig ist? Die Ungewissheit peinigt Martin Luther in den Jahren nach 1500. Seine Heilssehnsucht lässt ihn erst gegen seinen Vater aufbegehren und dann gegen Papst und Kaiser. Ohne es zu wollen, löst Luther ein Beben aus, das die westliche Christenheit zerreißt.
Luthers Vater, ein wohlsituierter Minenbetreiber aus dem heutigen Sachsen-Anhalt, schickt seinen Ältesten im Jahr 1505 zum Jurastudium, der besten Voraussetzung für eine weltliche Karriere. Doch zum Ärger des Vaters bricht der 22-jährige Martin sein Studium noch im selben Jahr ab und klopft an die Tür der Augustiner-Eremiten in Erfurt. »Wenn ich in ein Kloster gehe und ...