Als Regine und Anton nach Frankreich zogen, war es ein Aufbruch ins Ungewisse. Heute führen beide ihr Traumleben mit Hof, Hennen und Hunden
Eigentlich sprach alles gegen diesen Umzug aufs Land
Wer das hübsche bretonische Haus besucht, will am liebsten bleiben
Sieben Hennen picken im Sandboden vor einem 200 Jahre alten Reetdachhaus. „Twix“ und „Argon“, zwei Mischlingshunde, sehen ihnen schläfrig zu. Sie strecken alle viere von sich und lassen sich die bretonische Sonne auf den Pelz brennen. Hinter dem Haus reicht eine Wiese mit großem Gemüse- und Obstgarten bis in ein Eichenwäldchen hinein. Willkommen bei Regine Rompa (37) und ihrem Partner Anton Karsten (41). Hier, in dem kleinen französischen Nest Kerjégu, haben sie vor zwei Jahren eine neue Heimat gefunden – einen alten Hof mit 13 000 Quadratmeter Land. „Wir haben unser Leben komplett umgekrempelt. Alles ist anders, aber wir spüren endlich einen tieferen Sinn in unserem Alltag.“
Noch vor drei Jahren führen Regine und Anton ein typisches Großstadtleben mitten in Berlin. Sie besitzen eine schicke kleine Eigentumswohnung, haben gute Jobs als Redakteurin und Softwareentwickler und sitzen oft noch nach Feierabend für wichtige Projekte am Laptop. „Doch dabei haben wir uns selbst verloren. Wenn wir frei hatten, konsumierten wir, um uns für die viele Arbeit zu belohnen. Wir gingen fast nur noch essen, statt selbst zu kochen. Am Ende fühlten wir uns nur noch leer.“
Im August 2016 nehmen die beiden all ihren Mut zusammen und kündigen ihre Jobs. „Es war eine Befreiung“, sagt Regine. Mutig stellen sie Tage später Fotos von ihrer Wohnung ins Netz. „Ruck, zuck war sie verkauft, die Möbel haben wir verschenkt oder eingelagert.“ Befreit von allem Ballast, mietet das Paar ein Wohnmobil und macht sich auf den Weg in den Süden. In den Dünen der Bretagne schlagen sie ihr Lager auf. Und finden im Internet eine Anzeige von ihrem Traumhof. „Obwohl wir damals noch kaum Französisch sprechen konnten, machten wir ein Angebot.“ Sie bekommen den Zuschlag! Im März 2017 ziehen Anton und Regine dann in ihr neues Heim. Unerfahren säen sie Gemüse, ernten Obst von den alten Bäumen, sammeln Pilze und Nüsse im Wald. „Inzwischen können wir uns von Juni bis Oktober komplett mit unseren eigenen Lebensmitteln versorgen.“ Beide arbeiten von zu Hause weiterhin freiberuflich in ihren alten Jobs. „Trotzdem ist heute alles anders. Wir brauchen weniger Geld, sind glücklicher, fühlen uns angekommen.“ ERIKA KRÜGER
BUCH-TIPP Regine Rompa: Unser Hof in der Bretagne. Neuanfang zwischen Beeten, Bienen und Bretonen. Rowohlt, ohlt, 16 Euro
Mit ihren Hühnern und Hunden haben sich Anton und Regine ein Paradies geschaffen
Anton schöpft Wasser für die Pflanzen aus einem alten Brunnen
Mittlerweile können sich Regine und Anton mit ihrem angebauten Gemüse wie Zucchini, Salat und Spinat fast komplett selbst versorgen
Der Wald ist auf Wunsch von Regine und Anton Wildtier-Schutzgebiet
Fotos: Freek Karsten, privat (4)