Der Dekalog genießt im Christentum eine besondere Wertschätzung. Er gilt als der Teil der Tora, der auch für Christen verbindlich ist. Wie aber verhalten sich dazu die übrigen Gesetze der Tora?
Der Blick auf den literarischen Zusammenhang (s. Grafik unten) zeigt: Ist das Buch Genesis noch weitgehend Erzählung, so ändert sich das Verhältnis im Buch Exodus grundlegend: Mit der Ankunft am Sinai (Ex 19) beginnt die Offenbarung zahlreicher Gesetze, die nur kurz von Erzählpartien unterbrochen werden. Die Bücher Levitikus und Numeri enthalten jeweils nur knappe Erzählpassagen, die Masse der Gesetze überwiegt deutlich. Das Deuteronomium, die Abschiedsrede des Mose, schließlich wird insgesamt als Tora qualifiziert, denn Mose legt darin das Gesetz aus (Dtn 1,5). In dieser Fülle von Gesetzesbestimmungen wird der Dekalog zweimal überliefert und bildet jeweils den Kopf einer daran ...