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ÖKO-TEST Ratgeber Kinder und Familie - epaper ⋅ Ausgabe 9/2020 vom 10.09.2020

A

Anilin: Farbstoffbaustein aus der Gruppe der aromatischen Amine. Im Tierexperiment ist Anilin krebserzeugend.

B

Das Element Bor ist ein natürlicher Bestandteil von Gesteinen, Böden und Sedimenten und kann deshalb in Mineralwasser gelöst sein. In der Mineral-und Tafelwasserverordnung ist derzeit kein Höchstwert für Bor festgelegt. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt eine Orientierung an den international und national festgelegten Regelungen für Trinkwasser von 0,5 bis 1,0 Milligramm Bor pro Liter. Grund sind entwicklungs-und reproduktionstoxische Effekte, die Bor in Tierstudien zeigte. Das BfR geht in seiner Einschätzung von einem Konsum von zwei Litern Mineralwasser am Tag aus und bezieht die Boraufnahme aus Lebensmitteln mit ein.

C

Chlorate (Lebensmittel) wurden in der Vergangenheit zur Unkrautbekämpfung eingesetzt. Heute geht man davon aus, dass Rückstände in Lebensmitteln auf chlorhaltige Reinigungs-und Desinfektionsmittel zurückgehen. Im menschlichen Organismus kann der Stoff die roten Blutkörperchen schädigen und die Jodaufnahme in die Schilddrüse hemmen.

F

Formaldehyd/-abspalter werden in der Regel als Konservierungsstoffe eingesetzt. Formaldehyd reizt schon in geringen Mengen die Schleimhäute und kann Allergien auslösen. Wird die Substanz über die Atemluft aufgenommen, gilt sie als krebserregend. Es kann zu Tumoren im Nasen-und Rachenbereich kommen.

G

Glycidyl-Fettsäureester, Glycidol: Glycidyl-Fettsäureester können bei der Raffination von Speisefetten entstehen, ähnlich wie die chemisch verwandten 3-MCPD-Fettsäureester. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) geht davon aus, dass es während der Verdauung zu einer nahezu vollständigen Freisetzung von Glycidol aus den Glycidyl-Fettsäureestern kommt. Daher orientiert sich die Bewertung an Glycidol. Glycidol hat sich laut Efsa im Tierversuch als krebserregend und erbgutschädigend erwiesen. Die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) stuft den Stoff als wahrscheinlich krebserzeugend beim Menschen ein (Kategorie 2A).

H

Halogenorganische Verbindungen sind eine Gruppe von mehreren Tausend Stoffen, die Brom, Jod oder (meistens) Chlor enthalten. Viele gelten als allergieauslösend, manche erzeugen Krebs, fast alle reichern sich in der Umwelt an. Die Hersteller wenden oft ein, dass es unschädliche und sogar nützliche halogenorganische Verbindungen gibt. Dabei handelt es sich aber zumeist um natürliche, nicht um künstlich hergestellte Stoffe. Wegen der Vielzahl der halogenorganischen Verbindungen ist mit der Testmethode, die das von uns beauftragte Labor anwendet, die genaue Verbindung nicht feststellbar. Auch die Hersteller wissen meist nicht, welcher Stoff in ihrem Produkt vorkommt. Wer jedes Risiko meiden will, muss daher zu Produkten ohne halogenorganische Verbindungen greifen.

M

3-MCPD-Fettsäureester entstehen während der Raffination von pflanzlichen Speisefetten und -ölen. Sie liegen im Fettmolekül gebunden vor. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) geht davon aus, dass es während der Verdauung zu einer nahezu vollständigen Freisetzung von 3-MCPD aus 3-MCPD-Fettsäureestern kommt. Daher orientiert sich die Bewertung an freiem 3-MCPD. Dieses hat in Tierversuchen Nieren, Hoden und Brustdrüsen geschädigt und in hohen Dosen zur Bildung von gutartigen Tumoren geführt. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) hat 3-MCPD als mögliches Humankarzinogen der Kategorie 2B eingestuft.

M

Melamin kann die Nieren schon bei geringeren Aufnahmemengen schädigen.

Mineralöl, das in Lebensmitteln gefunden wird, besteht aus gesättigten (MOSH) und aromatischen (MOAH) Mineralölkohlenwasserstoffen. MOSH reichern sich hauptsächlich im menschlichen Fettgewebe und der Leber an. Unter den MOAH können sich krebserregende und erbgutschädigende Substanzen befinden. Mögliche Quellen für Mineralöl in Lebensmitteln sind Übergänge aus Verpackungen aus Recyclingpapier und -pappe oder in der Produktion eingesetzte Schmieröle. Auch in Kosmetika verwendete Paraffine/Erdölverbindungen können nicht unerhebliche MOAH-Gehalte aufweisen. MOAH können über die Haut aufgenommen werden. Unklar ist noch, ob sie im Körper verstoffwechselt und danach wieder ausgeschieden werden. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) konnte eine Anreicherung von MOAH im Körper bislang nicht nachgewiesen werden

O

Optische Aufheller belasten die Umwelt, weil sie kaum abgebaut werden. Ihre Herstellung ist sehr aufwendig. Die Weißmacher sind in den Fasern der Textilien nicht fest gebunden.

P

Von einigen Paraffinen weiß man, dass sie sich in Leber, Niere und Lymphknoten anreichern können. Bei einem Paraffinwachs zeigten sich entzündliche Reaktionen der Herzklappen. Paraffinhaltige Kosmetika sind häufig mit aromatischen Kohlenwasserstoffen (MOAH) verunreinigt.

PEG/PEG-Derivate verbinden als Emulgatoren Wasser und Fett. Diese Stoffe können die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen.

Pestizide sind chemisch-synthetische Spritzgifte für Pflanzen, deren Anwendung und Rückstände Mensch und Umwelt gefährden. Geringe Rückstände, die immer wieder in Lebensmitteln entdeckt werden, stellen in der Regel kein akutes Gesundheitsrisiko dar. Problematisch kann aber die häufige Aufnahme geringer Pestizidkonzentrationen sein.

Zu den besonders bedenklichen Pestiziden zählen Stoffe, die etwa von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als extrem gefährlich oder hochgefährlich klassifiziert oder nach dem global harmonisierten System zur Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien (GHS) als krebserregend, fortpflanzungsschädigend oder erbgutverändernd eingestuft sind. Umweltorganisationen wie das deutsche Pestizid-Aktions-Netzwerk (PAN Germany) beurteilen auch stark bienengiftige Pestizide als besonders bedenklich.

Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK): Einige dieser Stoffe sind krebserzeugend, die meisten besitzen einen eindringlichen Geruch. Der bekannteste gesundheitlich relevante Vertreter der PAK ist Benzo(a)pyren. PAK können über die Nahrung, die Atemwege und die Haut aufgenommen werden.

PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen bilden in der Müllverbrennung gesundheitsschädliche Dioxine und belasten die Umwelt bei der Herstellung und Entsorgung. Weich-PVC enthält große Mengen an Weichmachern.

S

Bedenkliche Schimmelpilzgifte wie Ochratoxin A, Nivalenol und Deoxynivalenol sind teilweise im Tierversuch krebserregend und schädigen beim Menschen das Immunsystem und die Nerven.

Silber wird in Kosmetika und Textilien, zum Beispiel in Funktionskleidung, eingesetzt, da Silberionen antimikrobiell und dadurch geruchshemmend wirken. Wenn sich Silber aus Produkten löst, gelangt es in die Umwelt. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) liegen nicht genügend Untersuchungsergebnisse vor, um die langfristige Wirkung von Silber auf den menschlichen Organismus und die Umwelt abschließend einschätzen zu können.

Silikone sind meist aus Erdöl – einem nicht nachwachsenden Rohstoff – hergestellt und ein Ersatz für hochwertige pflanzliche Öle.

Synthetische Polymere stellen die Hauptkomponente von Kunststoffen dar. In fester Form dienen sie in kosmetischen Mitteln beispielsweise als Abrasiva in Peelings. In halbfester, gelartiger oder flüssiger Form fungieren sie als Filmbildner, Viskositätsregler, Emulgatoren oder Trübungsmittel. Wie sich schwer abbaubare, wasserlösliche synthetische Polymere auf die Umwelt auswirken, ist bislang unbekannt. Der Naturschutzbund (Nabu) sieht eine gesetzliche Regulierungslücke bei Mikroplastik und gelösten Polymeren.

U

Umkartons belasten die Umwelt unnötig und sind nur akzeptabel, wenn sie eine Glasverpackung schützen oder mehrere unverzichtbare Teile/ Produkte beinhalten.

Bedenkliche UV-Filter: Etliche chemische UV-Filter sind in den Verdacht geraten, wie Hormone zu wirken. Für die Filter 4-Methylbenzylidencampher (4-MBC bzw. MBC), Ethylhexylmethoxycinnamat (Octylmethoxycinnamat, OMC), 3-Benzylidencampher (3-BC), Benzophenon-1 (BP1), Benzophenon­2 (BP2), Benzophenon­3 (Oxybenzon) wurde die hormonelle Wirksamkeit im Tierversuch gezeigt. Bei den Filtern Homosalat (Homomenthylsalicylat bzw. HMS), Octyl-Dimethyl-Para-Amino-Benzoic-Acid (OD-PABA), Octocrylen und Etocrylen liegen Hinweise auf eine hormonelle Wirkung aus Zellversuchen vor. Einige der Filter werden von der Haut aufgenommen und sind in der Muttermilch nachzuweisen.

Z

Zinnorganische Verbindungen: Stoffe wie Dibutylzinn (DBT) und Tributylzinn (TBT) sind sehr giftig und in der Umwelt meist nur schwer abbaubar. Bereits sehr kleine Mengen dieser beiden Substanzen genügen, um das Immun-und Hormonsystem von Tieren und vermutlich auch des Menschen zu beeinträchtigen. Andere zinnorganische Verbindungen sind zwar nicht ganz so giftig, können sich aber in höheren Konzentrationen vermutlich ebenfalls nachteilig auswirken.

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