Viele Eltern machen sich Sorgen, ob ihr Nachwuchs gut mit Nährstoffen versorgt ist. Schließlich sind viele Kinder ja mäkelige Esser. Doch Vitaminpillen oder angereicherte Lebensmittel sind trotzdem nicht nur überflüssig, sondern sogar bedenklich. Bis auf wenige Ausnahmen.
Foto: Alexander Shalamov/iStock/Thinkstock
Die meisten Eltern können von den einseitigen Ernährungsvorlieben ihrer Kinder ein Lied singen. Nudeln mit Tomatensoße beispielsweise könnte es theoretisch jeden Tag geben. Da macht sich schnell die Sorge breit, ob die Kleinen ausreichend Vitamine und Mineralstoffe aufnehmen. Keine Angst: Im Rahmen der sogenannten Greta-Studie (German representative study of toddler alimentation) kam heraus, dass Kleinkinder hierzulande mit den meisten der neun untersuchten Vitamine und sechs Mineralstoffe gut versorgt sind. Teils lag die Versorgung sogar über den Empfehlungen.
Viele Cerealien, Joghurts und Säfte sind unnötig angereichert
Es ist also nicht notwendig, Lebensmittel zu kaufen, denen Vitamine und Mineralstoffe zugesetzt wurden. Denn dadurch kann es leicht zu einer Überversorgung kommen. Essen Kinder zum Frühstück z. B. 50 Gramm mit Vitaminen angereicherte Knusperflocken und trinken über den Tag einen halben Liter Multivitaminsaft, kommen sie schon durch diese beiden Speisen bei manchen Vitaminen auf mehr als 100 Prozent des empfohlenen Tagesbedarfs.
Auch Eisen steckt manchmal als Zusatz in Flakes und Säften. Dabei gibt es Hinweise, dass eine ständig zu hohe Eisenzufuhr das Risiko für Infektionskrankheiten, Krebs und Herz- Kreislauf-Krankheiten erhöht. Das Berliner Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat sich gegen die Eisenanreicherung bei Lebensmitteln ausgesprochen, verboten ist dies aber hierzulande nicht. Vorsicht ist aber angesagt, denn die Grenze dessen, was empfohlen wird, ist schnell erreicht, errechnete der Verbraucherzentrale Bundesverband in seinem Dossier Kinderlebensmittel: Erhält ein Kind zum Frühstück eine Portion mit Eisen angereicherte Flakes, isst tagsüber einen entsprechenden Riegel und trinkt zwei Gläser Fruchtsaft mit Eisen, nimmt es mehr als das Doppelte der empfohlenen Eisenzufuhr zu sich.
Sinnvoller als angereicherte Lebensmittel oder gar Vitamin- und Mineralstoffpillen ist eine möglichst gesunde und ausgewogene Ernährung. Vollkornbrot, Käse und Joghurt mögen fast alle Kinder, ebenso Obst. Auch Gemüsesticks, Gurkenscheiben und Kirschtomaten sind selbst bei wählerischen Essern recht beliebt. So bekommen Kinder alles, was sie brauchen – und das sogar in einem austarierten Zusammenspiel mit vielen weiteren Nährstoffen, die ein künstliches Präparat nicht bieten kann.
Doch es gibt auch die berühmten Ausnahmen: Das Forschungsinstitut für Kinderernährung hält den Zusatz von Folsäure, Fluor und Jod in Salz beziehungsweise in damit gewürzten Speisen für sinnvoll, da manche Kinder mit diesen Stoffen unzureichend versorgt sind. Sparsam sollte mit dem Salzstreuer aber trotzdem umgegangen werden. Und die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) empfiehlt für alle Kinder zur Rachitisprophylaxe die Gabe von Vitamin D, und zwar 400 bis 500 IE (Internationale Einheiten) ab dem Ende der ersten Lebenswoche bis zum zweiten erlebten Frühsommer. Danach kann genügend Vitamin D über die Haut gebildet werden, wenn sich die Kinder täglich auch im Freien aufhalten und nicht nur in der Bude hocken.