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Warum wir weniger oder gar kein Fleisch essen


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ÖKO-TEST Spezial Vegetarisch und Vegan - epaper ⋅ Ausgabe 10/2017 vom 12.10.2017

Foto: privat

Rainer Breuer, Bio-Fleischer:
Dass er trotz seines Berufs – Breuer ist heute Geschaftsfuhrer von Biofleisch Bakenhus im niedersachsischen Gro.en kneten – bekennender Flexitarier ist, findet er uberhaupt nicht abwegig. Gerade weil er sich berufsbedingt so intensiv mit dem Thema befasst. „Wenn ein Tier nicht gesund aufgezogen wird, kann auch das Fleisch nicht gut fur uns sein“, glaubt Breuer, der die Schnappchenmentalitat vieler Verbraucher kritisiert. „Ich mochte meine Mitmenschen schon auffordern, bei der Ernahrung etwas genauer hinzuschauen.“ Flexitarismus sei aber auch eine Ruckbesinnung: Fruher gab es auch nur sonntags Braten und in der Woche mal eine Suppe mit Einlage oder einmal Bratwurstchen, erinnert er sich. Aber nicht jeden Tag Fleisch. Anfeindungen erlebt Breuer nicht – weder von Fleischerkollegen noch von radikalen Veganern. „Ein strenger Veganer wird wohl nie mein bester Freund sein“, glaubt er. „Ein guter Fleischer aber wird meine Beweggrunde nachvollziehen konnen.“

Foto: privat

Nicole Tschierse, engagierte Tierschützerin: Die ersten Tiere – zwei Ziegen und zwei Kuhe – hat Nicole Tschierse „fur ihr Seelenheil“ freigekauft. Die Tierarztin arbeitete in der Fleischbeschau, also auf dem Schlachthof. Und das, obwohl sie seit ihrer Kindheit Vegetarierin ist. Nach dem ersten Schlachttag duschte sie lange und heulte Rotz und Wasser, erinnert sich die 46-Jahrige. Und doch blieb sie: „Weil ein Tierschutzer gerade dort Sinn macht.“ Uber Facebook sammelte sie Spenden, rettete uber ihren Verein inzwischen mehr als 100 Rinder vor dem Tod. Manche davon direkt aus dem Tiertransporter, einige der Kuhe waren trachtig. Nach zehn Jahren wurde ihr der Job aber doch zu deprimierend, erzahlt Tschierse. Sie lebt und arbeitet nun auf dem „Lebenshof Wilde Hilde“ in Oldenrode, einem Schutzhof fur uber 140 Tiere. Inzwischen ernahrt sie sich vegan. Im Schlachthof habe sie zu oft gesehen: „Egal, wie gut die Nutztiere gepflegt werden, sie konnen nicht leisten, was wir ihnen abverlangen.“

Foto: imago/Future Image

Julia Hartmann, Schauspielerin: Als Neunjahrige besuchte sie einen Bauernhof – und ihr wurde klar, woher das Fleisch auf ihren Teller kommt. Schon damals entschied Julia Hartmann sich fur den Verzicht. Das hielt das Madchen sogar eine ganze Weile durch. Aber am Ende siegten – zumindest vorlaufig – die Stimmen der Erwachsenen: „Du bist zu zart, du bist zu klein.“ Spater entschloss Julia Hartmann sich erneut, ihrem Bauchgefuhl aus der Kindheit zu folgen: Seit zwolf Jahren ernahrt sich die 32-Jahrige nun wieder vegetarisch, zeitweise auch vegan. „Vor allem aus ethisch-moralischen Grunden“, sagt die Kunstlerin, die im Prenzlauer Berg in Berlin lebt. Anfangs habe sie schon manchmal versucht, andere zu missionieren. Heute orientiere sie sich eher an denjenigen, die „es einfach vorleben“ – in der Hoffnung, andere machen es nach. Am allerwichtigsten findet Julia Hartmann, dass Kinder und Jugendliche aus allen sozialen Schichten schon moglichst fruh uber Massentierhaltung aufgeklart werden.

Foto: imago/Pressefoto Baumann

Timo Hildebrand, Exfußballtorwart: Kein Fleisch, keine Milch, kein Kase: Timo Hildebrand argert sich heute ein bisschen, dass er die vegane Ernahrung erst zum Ende seiner Profisportkarriere fur sich entdeckt hat. Vielleicht ware sonst noch ein bisschen mehr gegangen? „Je schwerer man isst, desto mehr Energie braucht man fur die Verdauung“, sagt er. Eine falsche Mahlzeit konne die Leistung schwachen. Fur ihn steht au.er Frage, dass man sich als Leistungssportler ohne Fleisch ausgewogen ernahren kann. „Man muss sich nur sehr genau mit dem Thema auseinandersetzen.“ Die Skepsis von Fu.ballkollegen sei nicht gro.er als die von anderen im Freundeskreis. Timo Hildebrand, der seine Karriere im vergangenen Jahr offiziell beendet hat, geht es aber nicht nur um die Gesundheit, sondern auch darum, wie Tiere gehalten und gequalt werden. 2014 ist der 38-Jahrige, der damals noch fur Schalke im Tor stand, als Gesellschafter bei der veganen Lebensmittelmarke Veganz eingestiegen.

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